Das Menschenrecht auf Nahrung in der Anpassungsdebatte

Weitblick Artikel

Das Menschenrecht auf Nahrung in der Anpassungsdebatte

Politikmaßnahmen müssen die Bedürfnisse der Verletzlichsten in den Vordergrund stellen

 

Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei sind entscheidende Sektoren für die Nahrungsmittelproduktion und gleichzeitig sehr empfindlich gegenüber Klimaveränderungen. Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft in tropischen Regionen könnten verheerend sein und somit katastrophale Folgen für Öko- und Sozialsysteme haben. Dabei wird das Ausmaß der Schäden entscheidend von der Wahl und dem Design von Politikmaßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel abhängen. Das Hauptaugenmerk nationaler und internationaler Anpassungspolitik sollte auf den Bedürfnissen der am stärksten gegenüber dem Klimawandel Verletzlichen liegen.

Dies erfordert einen menschenrechtsbasierten Ansatz - auf nationaler und globaler Ebene. Die Regierungen haben sich dazu verpflichtet, das Menschenrecht auf Nahrung zu respektieren, zu schützen und zu erfüllen. Sie müssen bei der Anpassung an den Klimawandel sicherstellen, dass die eigene Politik den Zugang zu Nahrung garantiert und Dritte das Recht auf Nahrung nicht verletzen. Es bedarf einer Strategie gegen bereits bestehende Marginalisierungen.

An ihrer Verpflichtung zum Schutz des Menschenrechts auf Nahrung muss sich jede Regierung messen lassen - auch bei der Gestaltung von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel. Die Verpflichtung beinhaltet, eine nationale Strategie zur Implementierung des Rechts auf Nahrung zu erarbeiten, die die folgenden fünf Elemente beinhaltet:

  • Die Regierungen müssen die verletzlichsten Bevölkerungsgruppen identifizieren.
  • Sie müssen sicherstellen, dass die bestehenden Gesetze die Bedürfnisse dieser Gruppen berücksichtigen.
  • Die gewählten Maßnahmen müssen die besonders verletzlichen Gruppen in den Fokus stellen und sie dabei unterstützen, mit den Risiken umzugehen.
  • Die Regierungen müssen die Umsetzung ihrer politischen Maßnahmen überwachen und
  • sie müssen zur Verantwortung gezogen werden können, beispielsweise durch Beschwerde- und Entschädigungsmechanismen. 

Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel sollten denselben Tests unterzogen werden. Durch die Integration des Menschenrechts auf Nahrung in die Anpassungsmaßnahmen werden diese zielgerichteter und problemorientierter. Die internationale Staatengemeinschaft hat mit dem in Bali beschlossenen Anpassungsfonds einen ersten wichtigen Schritt zur Verantwortungsübernahme akzeptiert. Ein menschenrechtsbasierter Ansatz könnte sicherstellen, dass die Mittel tatsächlich den besonders verletzlichen Gruppen und Menschen zugute kommen. Das Menschenrecht auf Nahrung sollte deshalb zu einem Kernpunkt der weiteren Verhandlungen über den Anpassungsfonds werden.

Michael Windfuhr, Brot für die Welt

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