Ergreift diese einzigartige Chance!

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Ergreift diese einzigartige Chance!

Interview mit Dr. Thabo Cecil Makgoba, Erzbischof von Kapstadt und Klimabotschafter
Porträt Bischof Thabo Cecil Makgoba

  
Warum engagieren Sie sich als Erzbischof im Kampf gegen den Klimawandel?

Für mich als Pfarrer ist die Heilige Schrift die Basis meines Engagements und es steht geschrieben: „Tu deinen Mund auf für die Stummen“. Erhebe die Stimme für die Rechte der Armen und Bedürftigen. Diese Bibelstelle ist die Quelle meines Engagements. Und wir wissen, dass der Klimawandel die Armen und Verletzlichen trifft, besonders die Frauen. Klimawandel ist auch eine Frage von Moral und Gerechtigkeit. Deshalb habe ich mich gefreut, als die ACT Alliance mich zum Klimabotschafter ihrer Kampagne für Klimagerechtigkeit gemacht hat. Ich gebe meinen Namen sehr gern für dieses Anliegen.

Was machen Glaubensgemeinschaften, um Klimagerechtigkeit einzufordern?

Glaubensgemeinschaften bringen viele verschiedene Menschen zusammen, die ihre Geschichten darüber teilen, wie der Klimawandel sie trifft. Sie erkennen, was getan werden muss, und behalten das langfristige Ziel im Auge. Sie bringen Bischöfe aus der ganzen Welt und somit auch verschiedene Perspektiven zusammen, sodass wir gemeinsam handeln und schließlich das Blatt wenden können.

Wie wirkt sich der Klimawandel in Afrika aus?

Afrika ist am härtesten durch den Klimawandel betroffen – und am schlechtesten darauf vorbereitet. Das macht uns verletzlich und verwandelt Klimarisiken in Katastrophen. Das Horn von Afrika leidet unter zunehmenden Dürren. Während es früher etwa alle sieben Jahre eine Dürre gab, werden Länder wie Äthiopien und Kenia heute jedes dritte oder sogar jedes zweite Jahr von Dürren heimgesucht. Selbst in den weniger dürregefährdeten Gebieten klagen unsere Bauern, dass die Regenzeit viel schlechter vorhersagbar ist und die Hitzewellen intensiver sind. Das bedroht unsere Ernährungssicherheit.

Was sind Ihre Erwartungen an den Klimagipfel in Paris Ende des Jahres?

Zunächst einmal müssen alle Regierungen mutig sein und entschieden ihre Verpflichtungen zur Reduzierung der CO2-Emissionen vorlegen. Vor allem die größten Emittenten müssen ihre CO2-Emissionen verringern. Die G20-Länder stehen für fast 80 Prozent der globalen Emissionen, während der Anteil Afrikas unter 5 Prozent liegt. Ich weiß, dass dies eine politische und auch wirtschaftliche Angelegenheit ist, und ich füge hinzu: es ist auch eine soziale, eine spirituelle und eine Gerechtigkeitsfrage. Wir müssen für unsere Umwelt, unseren Planeten – unseren Gastgeber – Sorge tragen. Wir haben kein zweites Zuhause. Deshalb fordern wir die Regierungen dazu auf, mutig zu sein und die CO2-Emissionen zu reduzieren. Mir ist bewusst, dass Paris nur ein weiterer Meilenstein ist auf dem langen Weg zu einer dekarbonisierten und klimaresilienten Zukunft. Aber Paris kann den Wendepunkt markieren für den Scheitelpunkt der Emissionen und ein neues Zeitalter. Dazu muss Paris ein regelgestütztes Klimaschutzabkommen bringen, das alle Länder in Verantwortung nimmt und die Hilfsbedürftigen unterstützt.

Was muss auf globaler Ebene getan werden, um die Verletzlichsten zu unterstützen und zu schützen?

Die Menschen in allen Teilen der Welt müssen zusammen handeln, und zwar jetzt. Wir müssen die Entscheidungsträger dazu bringen, zu einem gerechten Klima beizutragen und denen zu helfen, die leiden. Wir können nicht weiter nur mit dem Finger auf andere zeigen – wir tragen alle Verantwortung für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel. Die Gefährdeten verdienen unsere Unterstützung, um Risiken zu reduzieren – und um unvermeidbare Verluste zu kompensieren. Wenn Nationen von den Herausforderungen des Klimawandels überfordert sind – wie in vielen afrikanischen Ländern, aber auch in den kleinen Inselstaaten und den am wenigsten entwickelten Ländern –, hat die Staatengemeinschaft die moralische und politische Verantwortung, sie zu unterstützen. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir eine einzige Menschheitsfamilie sind – und dass wir die Klimakrise nur lösen können, wenn wir geschlossen zusammenstehen.

Was ist die Rolle der G7? Welche Signale wünschen Sie sich vom G7-Gipfel im Juni?

Die G7-Länder haben das fossile Zeitalter mit der industriellen Revolution angestoßen und ihren enormen Wohlstand darauf gegründet. Andere Länder sind ihnen gefolgt. Dabei ist die Menschheit weit vorgestoßen und wir sind jetzt dabei, die Tragfähigkeitsgrenzen unseres Planeten Erde zu überschreiten. Nun liegt es in der Verantwortung der G7, den Weg zum Zeitalter der Nachhaltigkeit anzuführen, aus den fossilen Energien auszusteigen und den Zugang zu Erneuerbaren Energien für alle zu ermöglichen. Ich erwarte von den G7, dass sie handeln und sich ein mutiges Ziel zum Ausstieg aus der Kohle bis zur Mitte dieses Jahrhunderts setzen. Außerdem sollten sie sich zu Schritten verpflichten, um die Klimarisiken in den armen Ländern zu reduzieren.

Welche Rolle spielt Deutschland für mehr Klimagerechtigkeit?

Macht das Richtige, geht die notwendigen Schritte, um euer nationales Emissionsreduktionsziel von 40 Prozent bis 2020 zu erreichen – und helft uns, indem ihr Eure Energiewende teilt! Wenn ihr die Energiewende hin zu 100 Prozent Erneuerbare Energien weiterführt, bringt ihr der Welt mehr Klimagerechtigkeit. Ergreift diese einzigartige Chance!
 

Interview: Lutz Weischer (Germanwatch) & Thomas Hirsch (Climate & Development Advice)


Dr. Thabo Cecil Makgoba ist Erzbischof von Kapstadt und Primas der Anglikanischen Kirche des südlichen Afrikas. Er ist Klimabotschafter für die Kampagne für Klimagerechtigkeit der ACT Alliance.

Das internationale kirchliche Netzwerk ACT Alliance ist weltweit eines der größten Bündnisse für humanitäre Arbeit und Entwicklungshilfe. Es ist im Fall von Katastrophen, Entwicklungsfragen und Lobbyarbeit auf der ganzen Welt aktiv und bietet den von Not, Armut oder Ungerechtigkeit Betroffenen nachhaltige Hilfe. Der Kampf gegen den Klimawandel ist ein Schwerpunkt der ACT Alliance, die derzeit eine globale Kampagne für Klimagerechtigkeit durchführt.
Website: www.actalliance.org

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