Versicherungen für die Verletzlichen

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Versicherungen für die Verletzlichen

Über die Medien erfahren wir von verheerenden Wetterkatastrophen wie dem Zyklon Pam, der den Inselstaat Vanuatu verwüstete, oder der andauernden Dürre in Kalifornien. Über die schwere Dürre in Südafrika oder die heftigen Überschwemmungen in Malawi mit einer Viertel Million Flüchtlingen Anfang dieses Jahres erreichen uns jedoch nur wenige Informationen. Diese selektive Berichterstattung hat Konsequenzen für die betroffenen Menschen, denn ohne mediale Aufmerksamkeit lässt sich nur wenig internationale Solidarität organisieren. Schon länger gibt es daher – etwa bei den UN-Klimaverhandlungen – die Forderung nach automatisch greifenden Systemen, mit denen sich verletzliche Länder und Bevölkerungsgruppen gegen die zunehmenden Wetterrisiken sowohl absichern als auch versichern können.

In den letzten Jahren entstanden interessante Beispiele solcher „Klimaversicherungen“. Über HARITA (Horn of Africa Risk Transfer for Adaptation) können sich von Dürrerisiken betroffene Bauern in Äthiopien versichern und damit langfristig ihre Einkommenssicherheit und Lebensgrundlage verbessern. Die Versicherungsprämie können sie sowohl in bar als auch in Form einer „Arbeit-für-Versicherung“-Option bezahlen. Wählen die Bauern letztere, arbeiten sie „als Prämie“ an Gemeindeprojekten mit, die Risiken reduzieren, etwa indem sie Bodenbewirtschaftung oder Bewässerungssysteme verbessern.

Ein anderes Beispiel ist die African Risk Capacity (ARC), in die sowohl afrikanische Länder als auch wichtige Geberländer, unter anderem Deutschland, einzahlen. Immer wieder konnte früher bei Dürren in afrikanischen Ländern nicht rechtzeitig oder nicht ausreichend Geld mobilisiert werden, um auf Hungerkatastrophen angemessen zu reagieren. Im Falle einer Dürre bezahlt jetzt diese Versicherung zweckgebunden und nach vorher ausgehandelten Plänen Nothilfemaßnahmen.

Durch den Klimawandel wachsen Zahl und Heftigkeit von Wetterkatastrophen. Damit steigt auch die Verantwortung der reichen Länder, die den Klimawandel maßgeblich verursacht haben. Diese müssen zum einen deutlich weniger Treibhausgase ausstoßen und zum anderen die betroffenen Länder und Menschen unterstützen, die Folgen des Klimawandels zu bewältigen. Im Rahmen der deutschen G7-Präsidentschaft plant die Bundesregierung nun eine Initiative für Klimaversicherung und hat bereits signalisiert, dafür zusätzlich 150 Mio. € für 2015 und 2016 bereitzustellen. Wenn sinnvolle Ansätze ausgewählt und gut in Anpassungsstrategien eingebettet werden, kann das ein guter Schritt sein, um Verantwortung für Wetterkatastrophen in Entwicklungsländern zu übernehmen.
 

Sönke Kreft & Laura Schäfer

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