Illustration einer Kuh aus Tabletten auf violettem Hintergrund

Antibiotika in der Tierhaltung

Der übermäßige Einsatz von Antibiotika fördert resistente Erreger – eine der größten globalen Gesundheitsgefahren. Germanwatch setzt sich für strengere Regulierungen, weniger Antibiotikaverbrauch und den Schutz wichtiger Reserveantibiotika ein. Mit Aufklärung, politischer Arbeit und einem starken Netzwerk treiben wir den Wandel voran.

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Antibiotika werden zur Behandlung schwerster Erkrankungen und als lebensrettende Medikamente zwingend gebraucht. Ihre Wirksamkeit zu bewahren gilt als eine der vordringlichsten Aufgaben in der Human- wie auch in der Veterinärmedizin.

Unbedachter, zu hoher und regelmäßiger oder auch missbräuchlicher Einsatz von Antibiotika begünstigt die Ausbildung von antibiotikaresistenten Erregern. Diese werden wiederum auf diversen Wegen verbreitet. In der Folge drohen immer mehr Antibiotika wirkungsloser zu werden – Krankheiten lassen sich immer schwerer oder auch gar nicht mehr behandeln.

Aufgrund der schon heute sehr kritischen Lage sprechen Institutionen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom Beginn eines post-antibiotischen Zeitalters und einer anwachsenden Bedrohung in pandemischen Ausmaßen.

Neben diversen Herausforderungen zum besseren Umgang mit Antibiotika in der Humanmedizin ist im veterinärmedizinischen Bereich in erster Linie der Einsatz von Antibiotika in der industriellen Tierhaltung äußerst bedenklich. Die dort eingesetzten, auf Hochleistung gezüchteten und daher krankheitsanfälligen Tiere, die zumeist in großen Beständen gehalten werden, sowie weitere intensive Haltungsbedingungen führen zu einem hohen und regelmäßigen Einsatz von Antibiotika. Diese Bedingungen sind für die Ausbildung von Antibiotikaresistenzen hoch förderlich.

Antibiotikaresistente Erreger, aber auch die Wirkstoffe selbst geraten über die Abluft aus den Tierställen und über ausgebrachte Gülle oder Gärreste in die Umwelt (Luft, Böden, Oberflächengewässer, Grundwasser). Von dort aus können sie auf den Menschen übertragen werden. Auch die Erzeugnisse der Tierproduktion wie vor allem Fleisch, aber auch Rohmilch, sind nachweislich regelmäßig mit resistenten Keimen belastet. Und auch über den direkten Kontakt zu den Tieren können antibiotikaresistente Erreger auf den Menschen übertragen werden.

Auf den Menschen übertragene Erreger können entweder direkt schwer behandelbare Infektionen beim Menschen auslösen oder auch die wirksame antibiotische Behandlung anderweitiger Infektionen erschweren bis gänzlich unmöglich machen. Besonders bedrohlich wird es, wenn Erreger gegen sog. Reserveantibiotika resistent werden, die oft als einzige oder letzte Mittel zur Verfügung stehen. Als solche Antibiotika eingestuft werden sollten die “highest priority critically important antimicrobials” (WHO). 

Darstellung der Übertragungswege von Antibiotikaresistenzen

Übertragungswege von Antibiotikaresistenzen

Publikation: Antibiotika schützen, Resistenzen bekämpfen

Titelseite der Publikation
Antibiotikaeinsatz in der industriellen Tierhaltung systematisch reduzieren

Antibiotika gelten als Wunderwaffe der Medizin. Allerdings sollten wir sparsam damit umgehen. Denn ein übermäßiger Antibiotikaeinsatz erhöht das Risiko, dass sich resistente Erreger bilden. Mit weitreichenden Folgen: Schon heute sind antimikrobielle Resistenzen eine der häufigsten globalen Todesursachen. Dieser Report analysiert die Entwicklung des Antibiotikaeinsatzes in der deutschen Tierhaltung und zeigt auf Basis einer groß angelegten Stakeholderumfrage, wie der Antibiotikaverbrauch systematisch reduziert werden kann.

Unsere Kernziele und -aktivitäten

  1. Von der WHO als „highest priority critically important antimicrobials“ (HP CIA) eingestufte Antibiotika müssen vom Einsatz in der industriellen Tierhaltung ausgeschlossen werden.
     
  2. Senkung des generellen Antibiotikaeinsatzes in der Tierhaltung insbesondere durch deutlich verbesserte Ansätze und Maßnahmen im Bereich der Tierzucht und -haltung. Bestehende Haltungssysteme müssen vor allem hinsichtlich der Tiergesundheit umgestaltet werden. Das wird auch eine innerbetriebliche wie allgemeine Tierbestandsreduktion einschließen.
     
  3. Wirkungsvolle Umsetzung der EU-Verordnung 2019/6 über Tierarzneimittel sowie nationaler Antibiotikaresistenz-Strategien besonders mit Blick auf Reserveantibiotika inkl. ausreichender und transparenter Monitoring- und Controlling-Systeme.
     
  4. Strikte und wirkungsvolle Umsetzung mind. des Ziels der Farm-to-Fork-Strategie, den europäischen Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung bis 2030 um 50 % zu reduzieren.

Um diese Ziele zu erreichen, fokussieren wir bei Germanwatch folgende Aktivitäten:

  • Wir bereiten Informationen vermittelnd in Form von Artikeln, Vorträgen, (Presse-)Meldungen und Hintergrundpapieren auf.
  • Wie sensibilisieren die Öffentlichkeit für das Thema antimikrobieller Resistenzen (AMR) aus der Tierhaltung.
  • Wir beobachten politischen Prozesse rund um die Thematik, identifizieren und bearbeiten wichtige Hebelpunkte, um den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung zu minimieren und die Wirksamkeit der wichtigsten Antibiotika für den Menschen zu bewahren.
  • Wir bauen ein handlungsbereites europaweites Netzwerk zur Thematik auf, fördern dabei den interdisziplinären Austausch sowie die Zusammenarbeit von Organisationen aus verschiedensten Bereichen wie der Humanmedizin, der Veterinärmedizin, dem Umweltschutz sowie der Entwicklungszusammenarbeit.
  • Wir prüfen rechtliche Möglichkeiten, um den Schutz vor Antibiotika-Resistenzen zu fördern, und decken durch Recherchen und Labortests Gesundheitsrisiken aus der industriellen Tierhaltung auf.

Was können Sie tun?

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Gemeinsam können wir einen Wandel im Antibiotikaeinsatz bewirken und nicht zuletzt große Veränderungen in der Tierzucht und -haltung anstoßen.

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Spendenstichwort:
ANTIBIOTIKA retten
Germanwatch e.V.
Bank für Sozialwirtschaft AG
IBAN: DE95 3702 0500 0003 2123 23


Bildnachweise: Titel links „Putenstall“ von Uschi Dreiucker/Pixelio; Titel Mitte „Antibiotika-Kuh“ von Peter Hermes Furian/Fotolia; Titel rechts  „Intensivstation“ von Satyrenko/Fotolia; sonstige Bilder von Germanwatch e.V.

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