Antibiotika schützen, Resistenzen bekämpfen

Titelseite der Publikation
Antibiotikaeinsatz in der industriellen Tierhaltung systematisch reduzieren

Antimikrobiell wirkende Arzneimittel – zu denen auch Antibiotika zählen sind für unsere Gesundheit unverzichtbar. Allerdings erhöht ihr übermäßiger Einsatz das Risiko, dass sich resistente Erreger bilden. Mit weitreichenden Folgen: Die Weltgesundheits-
organisation (WHO) zählt antimikrobielle Resistenzen (AMR) derzeit zu den zehn größten globalen Bedrohungen für die menschliche Gesundheit.

Dabei gibt insbesondere die industrielle Tierhaltung Anlass zur Sorge. Hierzulande wurde der Antibiotikaverbrauch in der Tierhaltung seit 2011 zwar deutlich gesenkt. Trotzdem ist er weiterhin alarmierend hoch: In Deutschland erhalten Tiere noch immer zweieinhalbmal so viele Antibiotika je Kilogramm Fleisch wie Tiere im Vereinigten Königreich und fast siebenmal so viel wie in Schweden. Zudem sinken die Antibiotikaresistenzraten bei Tieren und auf dem produzierten Fleisch tendenziell nur langsam.

Gerade die für Menschen wichtigsten Reserveantibiotika haben seit Jahren mit rund 18% einen konstant hohen Anteil am Gesamtverbrauch in der Tierhaltung. Das ist leichtsinnig: Reserveantibiotika werden in der Medizin erst dann eingesetzt, wenn andere Antibiotika bereits nicht mehr wirken.

Es bleibt also noch viel zu tun. Neben einer Analyse der aktuellen Situation stellt der Report daher auch konkrete Handlungsoptionen mit einer (potenziell) hohen Konsensfähigkeit vor. Sie basieren auf einer groß angelegten Befragung von über 100 Stakeholdern aus der Land-, Fleisch-, Milch- und Lebensmittelwirtschaft sowie der Politik.

 


Unsere Kernforderungen zum Antibiotikaverbrauch in der Tierhaltung:

  • Reserveantibiotika schützen: Germanwatch und die Deutsche Umwelthilfe betonen nach der intensiven Auseinandersetzung mit den Fortschritten sowie den noch immer bestehenden Missständen in Deutschland weiterhin, dass Reserveantibiotika der Behandlung kranker Menschen vorbehalten werden sollen.
  • Gruppenbehandlung verbieten: Speziell Reserveantibiotika, aber auch Antibiotika insgesamt sollten beim Einsatz zur Behandlung ganzer Tiergruppen in industriellem Maßstab nicht nur reduziert, sondern verboten werden.
  • Tierhaltung umbauen: Eine weitere größere Antibiotikareduktion ist nur durch die Beseitigung der systemischen Ursachen des hohen Antibiotikaverbrauchs erreichbar. Der Umbau der Tierhaltung inklusive besserer Tierschutzgesetze und einer verbesserten Tierzucht muss beherzt vorangetrieben und auch finanziert werden. Es sind Absatzmodelle zu fördern, die einen Ausweg aus dem bestehenden hohen, den Bemühungen gegenläufigen Marktdruck ermöglichen.
  • Aktionsziele formulieren, Maßnahmen umsetzen: Mit für den Antibiotikaeinsatz zentralen Strategien wie der Deutschen Antibiotikaresistenzstrategie (DART 2030) und der Tiergesundheitsstrategie muss die Politik entscheidende Weichen zur weiteren Reduktion von Antibiotika und Antibiotikaresistenzen in der Tierhaltung stellen. Dafür bedarf es noch in diesem Jahr klar ausformulierte Aktionsziele und Maßnahmen.

Autor:innen
Konstantinos Tsilimekis
Publikationsdatum
Seitenanzahl
106
Publikationstyp
Report