Kritische Aktionäre: Gewissen der Hauptversammlung

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Kritische Aktionäre: Gewissen der Hauptversammlung

 

Was tun in einer Zeit der großen Fusionen und international immer schnelleren Aktienbewegungen? Ist da das Instrument der Wortmeldungen als Aktionärinnen und Aktionäre in den Hauptversammlungen überhaupt (noch) angemessen?

Unermüdlich nehmen Gruppen von engagierten Aktien-InhaberInnen seit Jahren "ihre" Unternehmen unter die Lupe. Sie sind zum größten Teil im Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre zusammengeschlossen. Sie betreiben Hintergrundrecherchen und Öffentlichkeitsaktionen zu den Themen Menschenrechtsverletzungen, Umweltfragen, Atomausstieg, Sozialstandards oder Verschuldung (in diesem Zusammenhang ist Germanwatch immer wieder bei der Deutschen Bank vorstellig geworden). Diese Aktionäre stellen also eine Art kritisches Gewissen der Weltkonzerne dar. Durch sie werden manche Probleme unter dem Teppich hervorgeholt und Legitimationsfragen neu gestellt. Beispiel: Am 25.3.1999 findet die Hauptversammlung (HV) der I.G. Farben in Bergen-Enkheim statt. Die Forderung nach sofortiger Auflösung des Firmenfossils und Entschädigung der ZwangsarbeiterInnen wird von zahlreichen Organsiationen getragen, darunter den Kritischen Aktionären. Auf der Tagesordnung der HV steht zwar nicht die sofortige Auflösung der Firma, doch schlagen Liquidatoren und Aufsichtsrat die Einrichtung einer "Stiftung zum Zwecke der Entschädigung von Opfern von I.G. Farben, der Aufarbeitung der Geschichte der I.G. Farben sowie ähnlicher Aktivitäten" vor. Dieser Vorschlag geht den Kritischen Aktionären nicht weit genug, die "Blutfirma" müsse unverzüglich aufgelöst und ihr gesamtes Vermögen den überlebenden Zwangsarbeitern übermacht werden.

KM

 

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