Katastrophenschutz für die Ärmsten
Katastrophenschutz für die Ärmsten
Immer mehr Menschen weltweit sind direkt von Wetterkatastrophen betroffen: In den 70er Jahren waren es "nur" 700 Millionen Menschen, in den 90ern schon zwei Milliarden. Dabei sind gerade die, die am wenigsten Treibhausgase freigesetzt haben, dem globalen Klimawandel besonders schutzlos ausgesetzt - vor allem die Landbevölkerung in Entwicklungsländern. Diese gilt bei Versicherungsunternehmen wegen fehlender Kaufkraft aber als "nicht versicherbar". Wie kann eine "Klimaabsicherung für die Nichtversicherbaren" aussehen? Im Rahmen der "Klima-AUSBADE-Kampagne" hat Germanwatch einen Diskussionsprozess gemeinsam mit Betroffenen, Politik, Versicherungsindustrie, UN-Klimasekretariat, Wissenschaftlern und Umweltorganisationen initiiert und vorangetrieben. Auch weiterhin sind alle Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft eingeladen, sich an diesem konstruktiven Prozess zu beteiligen. Mögliche Eckpunkte eines Absicherungssystems sind:
- Der Anspruch könnte sich auf die weitestmögliche Schadenswiedergutmachung der besonders betroffenen Bevölkerung sowie auf den Wiederaufbau der Infrastruktur beziehen.
- Der Anspruch könnte dreifach begrenzt sein: auf besonders verletzliche Regionen und Staaten; diese müssen dem Entwicklungsstand entsprechende Vorsorgemaßnahmen unternommen haben; und die Katastrophe muss die regionale Leistungsfähigkeit übersteigen.
- Die Versicherungssysteme könnten mit Kleinkredit-Systemen verknüpft werden.
- Die Finanzierung sollte aus einem internationalen Topf erfolgen. Neben der finanziellen und technischen Leistungsfähigkeit der verschiedenen (Industrie)-staaten könnte der Treibhausgas- Ausstoß ein wichtiges Kriterium dafür sein, wer wieviel in den Topf einzahlen muss.
- Als Finanzierungsquelle kämen etwa eine internationale Kerosinabgabe, die Nutzung von Versteigerungserlösen aus Emissionshandelssystemen oder eine Versicherungsabgabe auf den Ausstoß von CO2 in Frage.
Ein pragmatischer erster Schritt der Europäischen Union könnte es sein, die Gelder des nach der Flutkatastrophe an der Elbe eingerichteten Katastrophenfonds auch für klimabedingte Katastrophen im Nachbarkontinent Afrika zur Verfügung zu stellen.
Christoph Bals