Schwerpunkt: Klimagipfel COP24 in Polen
Schwerpunkt: Klimagipfel COP24 in Polen
Editorial
Liebe Leserin, Lieber Leser,
die polnische Regierung porträtiert Katowice, den Austragungsort des Klimagipfels COP 24, als ein Beispiel des Wandels: weg von einer Schwerindustrie- und Kohleregion hin zu einem internationalen Kulturzentrum mit Nachhaltigkeitsanspruch.
Die COP 24 wird diesem Anspruch nur gerecht, wenn sie den Weg für die notwendige Transformation – gerade auch den Abschied von der Kohle – entschieden bahnt. Es geht um das Wissen über eine zu vermeidende Zukunft und um die Chancen einer besseren, klimagerechteren Zukunft. Darauf sollten die Regierungen, aber auch Unternehmen und Zivilgesellschaft, nun mit entschlossenem Handeln antworten. Dann kann Katowice zukünftig auch für einen klimapolitischen Meilenstein stehen.
Sven Harmeling
Mitglied im Vorstand von Germanwatch
Impressum
Herausgeber: Germanwatch e.V.
Redaktion: Daniela Baum, Dörte Bernhardt (V.i.S.d.P.), Gerold Kier
Stand: November 2018
Gefördert von Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst sowie durch ENGAGEMENT GLOBAL mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei Germanwatch.
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Klimapolitische Schachzüge beim Gipfel in Katowice
Illustration: Michael Hüter
Nach dem Hitzesommer tagt der 24. Klimagipfel der Klimarahmenkonvention (COP 24) vom 2. bis 14. Dezember 2018 im polnischen Katowice. Möglicherweise schon kurz vor Erscheinen dieser Zeitung will die Kohleund Strukturwandelkommission Vorschläge für Pfad und Datum des deutschen Kohleausstiegs vorlegen. Das Ergebnis wird also direkten Einzug in die klimapolitischen Gespräche der COP 24 erhalten. Nachdem die Bundesregierung angekündigt hat, das Klimaziel für 2020 zu verfehlen, schaut die internationale Gemeinschaft besonders aufmerksam auf unsere Klima- und Energiepolitik.
Was steht in Katowice auf der Agenda?
Fotolia/Rochu_2008
1. Klimaziele nachbessern
Die bislang von den Ländern vorgelegten Klimaziele reichen noch nicht aus, um das Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, die globale Erwärmung auf „deutlich unter 2 °C“, besser noch 1,5 °C, zu begrenzen. Der diesjährige sog. Talanoa-Dialog soll die Länder durch internationalen Austausch animieren und inspirieren, ihre nationalen Klimapläne nachzubessern...
Stärkere Ziele für den Klimaschutz – Vorreiter in Sicht?
Der Sonderbericht des Weltklimarates (IPCC) zu 1,5 °C globaler Erwärmung hat eine eindeutige Botschaft: Bei drastischer Nachbesserung im globalen Klimaschutz ist die Großgefahrenschwelle von 1,5 Grad Celsius gerade noch einzuhalten. Die weltweiten CO2-Emissionen müssen dazu bis 2030 gegenüber 2010 um 45 Prozent sinken und 2050 netto Null erreichen. Wenn hingegen die bisherigen nationalen Klimaziele der emissionsstarken Staaten – Deutschland gehört dazu – für 2030 nicht deutlich nachgebessert werden, wird es unmöglich, die globale Erwärmung noch unter 1,5 Grad Celsius zu halten.
„Das ist nicht der Moment für Selbstgefälligkeit“
Foto: ICSC
Der Sonderbericht des Weltklimarates IPCC erklärt, dass es noch immer möglich ist, die globale Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen. Sind das gute Nachrichten? Der Bericht des IPCC vermittelt, welch gravierende Risiken zu erwarten sind, sollte mit den Klimazielen von Paris gebrochen werden. Er betont damit die Schwere der Klimakrise. Dennoch erinnert uns der Bericht in einfühlsamer Weise auch daran, wie es möglich ist, die Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen. Er zeigt, wie es so auch der Wirtschaft möglich ist, inmitten der eintretenden Veränderungen ihre Funktionsfähigkeit aufrecht zu erhalten.
Das Großexperiment hat begonnen
1987 habe ich mich entschieden, schwerpunktmäßig zum Thema „Globaler Klimawandel“ zu arbeiten. Maßgeblich für diesen Entschluss war ein Diagramm, das die Temperaturentwicklung der letzten 100.000 Jahre zeigte. In dieser Zeit gab es große Temperaturschwankungen, alle nach unten – die diversen Eiszeiten –, aber keinen Temperatursprung nach oben über das heutige Niveau hinaus.
Billionen umlenken, um den Klimawandel zu bewältigen
Die Vermeidung eines Klimawandels mit unbewältigbaren Folgen und die Bewältigung der bereits jetzt nicht mehr vermeidbaren Folgen kosten Geld. Das ist gut investiert, denn es vermeidet viel höhere Folgekosten und schafft neue wirtschaftliche Chancen. Insbesondere die ärmsten Länder brauchen für diese Investitionen aber die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft. Die Industrieländer haben 2009 beim Klimagipfel in Kopenhagen zugesagt, Finanzmittel dafür aus öffentlichen und priva- ten Quellen zu mobilisieren, die ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar erreichen sollen.
Der People’s Climate Case: Das Recht auf Klimaschutz
Vom Klimawandel Betroffene klagen erstmals vor dem Gericht der Europäischen Union (EuG) den Schutz ihrer Grundrechte ein und nehmen die Europäische Union damit für verschärfte Klimaziele in die Pflicht.
Familien aus Ländern Europas, aber auch aus Kenia und Fidschi sowie ein samischer Jugendverband aus Schweden haben Ende Mai Klage eingereicht. Sie fordern eine ambitioniertere Klimapolitik, die ihre von der EU garantierten Grundrechte schützt und den im Paris-Abkommen eingegangenen Verpflichtungen gerecht wird. Die KlägerInnen des sogenannten People’s Climate Case repräsentieren unterschiedliche Brennpunkte der globalen Klimakrise und spüren bereits jetzt die Auswirkungen:
Klimawandel als Verstärker von Migration und Vertreibung
Individuelle Migrationsentscheidungen sind meist nicht auf eine einzelne Ursache zurückzuführen. Dennoch spielen die Auswirkungen des Klimawandels dabei immer häufiger eine bedeutende Rolle. Oft sind sie der letzte Auslöser, der Menschen dazu bringt oder zwingt, ihre Heimat zu verlassen. Zu der steigenden Anzahl an Extremwetterereignissen wie Stürmen, Starkniederschlägen und Überflutungen kommen langsam fortschreitendende klimabedingte Probleme wie Meeresspiegelanstieg, Gletscherschmelze, Dürre und Verknappung der Frischwasserverfügbarkeit.
Aufruf zur Demo: Klimaschutz jetzt! Kohle stoppen!
Tempo machen beim Kohleausstieg!
Im Dezember geht es gleich doppelt ums Klima: Beim Weltklimagipfel in Polen und in der Kohle-Kommission in Berlin. Während die Welt über die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens verhandelt, entscheidet sich in Berlin, ob Deutschland seine Versprechen wahr macht – und schnell aus der Kohle aussteigt.
Die Zeit drängt: Das hat uns der Hitzesommer 2018 erneut bewusst gemacht.
Warum ich Germanwatch wichtig finde - Manjeet Dhakal
Nepal gehört zu den LDCs und ist wie viele dieser Länder extrem verwundbar durch Folgen des Klimawandels. Unser Land steht vor der Herausforderung, Klimaschutz sowie nachhaltige Entwicklung zu verbinden und gleichzeitig Armut zu bekämpfen. Dies erfordert strategische Kooperation und Unterstützung. Als Vertreter Nepals ist mir wichtig, dass auch arme Länder in den UN-Klimaverhandlungen gehört werden. Germanwatch arbeitet an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik und unterstützt damit die Interessen der am stärksten gefährdeten Menschen – auch in LDCs. (Nov. 2018)