Stärkere Ziele für den Klimaschutz – Vorreiter in Sicht?

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Stärkere Ziele für den Klimaschutz – Vorreiter in Sicht?

Weltklimarat drängt auf sofortigen und drastischen Klimaschutz aller Länder

Der Sonderbericht des Weltklimarates (IPCC) zu 1,5 °C globaler Erwärmung hat eine eindeutige Botschaft: Bei drastischer Nachbesserung im globalen Klimaschutz ist die Großgefahrenschwelle von 1,5 Grad Celsius gerade noch einzuhalten. Die weltweiten CO2-Emissionen müssen dazu bis 2030 gegenüber 2010 um 45 Prozent sinken und 2050 netto Null erreichen. Wenn hingegen die bisherigen nationalen Klimaziele der emissionsstarken Staaten – Deutschland gehört dazu – für 2030 nicht deutlich nachgebessert werden, wird es unmöglich, die globale Erwärmung noch unter 1,5 Grad Celsius zu halten.

Beim Klimagipfel in Katowice können die Staaten demonstrieren, dass sie den Alarmruf des Weltklimarats verstanden haben: Alle Länder müssen sich im Klimaschutz mehr anstrengen – ab sofort. Internationale Vereinbarungen zur Unterstützung der ärmeren Länder durch die reicheren müssen dies erleichtern. Zunächst müssen die Industriestaaten zeigen, dass sie noch vor 2020 bereit sind, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu erhöhen. Nach dem sorgfältig ausbalancierten Kompromiss von Paris sollen alle Staaten zum globalen Klimaschutz beitragen, aber die Industrieländer, die historisch am meisten Treibhausgase freigesetzt haben und über das meiste Geld verfügen, sollen vorangehen. Die Augen der Weltöffentlichkeit werden sich hier auch auf Bundesumweltministerin Svenja Schulze richten, die erläutern muss, wie Deutschland sein 2020-Klimaziel möglichst bald erreichen will. Die Zwischenergebnisse der sogenannten Kohlekommission sollten bis dahin vorliegen.

Die ärmsten und verletzlichsten Länder sind mittlerweile auch beim Klimaschutz Vorreiter und Antreiber. Beim ersten virtuellen Klimatreffen der Welt am 22. November haben Mitgliedsstaaten des „Climate Vulnerable Forum“ wie die Marshallinseln oder Fidschi angekündigt, ihre Klimaziele zu erhöhen. Jetzt richten sich alle Augen auf die großen Emittenten: Nachdem die EU in den vergangenen Monaten ihre Ziele für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz für 2030 erhöht hat, wird er- wartet, dass sie in Katowice zumindest ankündigt, vor 2020 ihre Klima- und Finanzierungsziele für 2030 zu steigern. Dies ist nach der Ankündigung der US-Regierung, aus dem Pariser Klimaabkommen auszusteigen, umso wichtiger.

Der mit Abstand größte Emittent der Welt, China, scheint früher als in Paris versprochen (2030) den Höhepunkt seiner Emissionen zu erreichen; sein Ziel für Solarenergie hat das Land schon deutlich übererfüllt. Auch Indien hat die in Paris angekündigte Zielmarke für Erneuerbare Energien angehoben. Ob diese Schlüsselländer für den globalen Klimaschutz aber bereit sind, solche nationalen Fortschritte auch in international überprüfbare höhere Ziele festzuschreiben, ist fraglich – vor allem so lange die EU sich bedeckt hält.

In Katowice muss eine grundsätzliche Einigung gelingen, dass alle Länder ihre 2030-Ziele nachschärfen werden. Der UN-Generalsekretär António Guterres hat für September 2019 Staats- und Regierungschefs zu einem Klimagipfel nach New York eingeladen, wo die verbesserten Ziele dann verkündet werden können. Spätestens Anfang 2020 müssen alle Staaten aktualisierte 2030-Ziele einreichen.

 

Lutz Weischer & Christoph Bals