Schwerpunkt: Nachhaltige Landwirtschaft
Schwerpunkt: Nachhaltige Landwirtschaft
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
vor ziemlich genau zwei Jahren haben die Vereinten Nationen die Agenda 2030 mit den globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) verabschiedet. Die drängendsten sozialen und ökologischen Probleme von Armut und Hunger über den Klimawandel bis zum Verlust der biologischen Vielfalt sollen bis zum Jahr 2030 gelöst werden. Damit dieses ehrgeizige Vorhaben gelingen kann, sind alle Politikbereiche an der Agenda 2030 auszurichten.
Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie bietet dafür eine gewisse Grundlage, aber es ist notwendig, sie zu konkretisieren und vor allem umzusetzen. Es darf nicht bei Sonntagsreden bleiben: Die nächste Bundesregierung muss liefern und die Weichen mit konkreten Zielen und Instrumenten der Umsetzung bereits in den Koalitionsverhandlungen stellen.
In dieser Weitblick-Ausgabe machen wir deutlich, dass im Bereich Landwirtschaft und Ernährung besonderer Reformbedarf besteht. Denn mit der derzeitigen Agrarpolitik sind die Ziele zu Hungerbekämpfung, gesunder Ernährung, Gesundheit, Gewässer-, Boden- und Klimaschutz, aber auch die ländliche Entwicklung in Afrika unmöglich zu erreichen.
Klemens van de Sand
Mitglied im Vorstand von Germanwatch
Impressum
Herausgeber: Germanwatch e.V.
Redaktion: Dörte Bernhardt (V.i.S.d.P.), Daniela Baum, Christoph Bals, Klemens van de Sand
Stand: September 2017
Gefördert durch ENGAGEMENT GLOBAL mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei Germanwatch.
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Globale Entwicklungsziele brauchen eine andere Landwirtschaft
Die Zahl der Hungernden in der Welt wird dieses Jahr wieder auf mehr als 800 Millionen Menschen ansteigen, nachdem sie jahrelang langsam gesunken war. Wichtigster Grund sind Kriege und Konflikte, die auch mehr als 60 Millionen Menschen zur Flucht gezwungen haben. Der menschengemachte Klimawandel und der Artenverlust schreiten weiter voran. Um diese Probleme anzugehen, hat die Weltgemeinschaft 2015 einen Katalog von Zielen beschlossen, an dem wir Politik, Wirtschaften und Leben grundlegend neu und nachhaltig ausrichten sollen.
Germanwatch-Konzept für eine neue Agrarpolitik der Europäischen Union
Um die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung erreichen zu können, muss sich die Landwirtschaft auch in Deutschland und der EU grundlegend verändern. Die landwirtschaftlichen Betriebe können das nur dann leisten, wenn die politischen Rahmenbedingungen stimmen und höhere Kosten einer nachhaltigeren Erzeugung künftig gedeckt werden. Eine grundlegende Veränderung kann nur auf europäischer Ebene erfolgen, da die EU eine Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) verfolgt, an die Mitgliedstaaten wie Deutschland gebunden sind.
Industrielle Tierhaltung bedroht die Wirksamkeit von Antibiotika weltweit
Eine der großen Herausforderungen für das globale Nachhaltigkeitsziel (SDG) 3 zum Thema Gesundheit besteht in der zunehmenden Resistenz von Krankheitserregern gegen Antibiotika. Damit drohen einfache Infektionen wieder zu lebensbedrohlichen Krankheiten zu werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) der Vereinten Nationen befürchtet, dass Infektionen bald Krebs als derzeit global häufigste Todesursache ablösen werden. Schon 2050 könnten über zehn Millionen Patienten jährlich sterben, weil Antibiotika nicht mehr wirken.
Bessere Tierhaltung schützt das Klima
Mit dem Klimaabkommen von Paris hat sich die Welt 2015 zum Ziel gesetzt, die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst sogar 1,5°C im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Um das zu erreichen, dürfen ab Mitte des Jahrhunderts praktisch keine menschengemachten Treibhausgase mehr ausgestoßen werden. Dazu ist auch eine konsequente Neuausrichtung der Landwirtschaft weltweit und in Deutschland notwendig.
Die novellierte Düngeverordnung ist ein fauler Kompromiss
Herr Weyand, Ihr Verband setzt sich für eine grundlegende Reform des Düngerechts in Deutschland ein. Warum werden die Wasserwerke zu einem agrarpolitischen Thema aktiv? In einigen Regionen Deutschlands werden die Felder von der industriellen Agrarwirtschaft seit Jahrzehnten massiv überdüngt. Die Böden sind überlastet und verlieren zunehmend ihre Funktion als natürlicher Filter. Inzwischen sind die Nitratwerte mancherorts alarmierend...
Die Überdüngung der Felder kann uns alle teuer zu stehen kommen
Wir haben in Deutschland das große Glück, jederzeit Trinkwasser direkt aus dem Wasserhahn genießen zu können – ohne Bedenken und zu geringen Kosten. Dass sich an der hohen Qualität nichts ändert, stellen die Wasserwerke mit verschiedenen Aufbereitungsmaßnahmen sicher. Die Preisentwicklung hängt hingegen auch von Faktoren ab, auf die die Wasserwerke keinen Einfluss haben – insbesondere vom Zustand des Grundwassers. Hier beobachten wir eine bedenkliche Entwicklung...
Ein Neustart für die Handelsbeziehungen Afrikas mit der EU ist notwendig
Seit mehr als 15 Jahren verhandeln die EU und regionale Zusammenschlüsse afrikanischer Länder weitgehend erfolglos über Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (EPAs). Mit den EPAs sollte die regionale Integration Afrikas und die Orientierung an internationalen Märkten gestärkt werden, indem die Regionen sich auf eine gemeinsame Handelspolitik einigen und zugleich den internen Handel liberalisieren.
Die Lust auf Nachhaltigkeit und Politik wecken
Mit dem Pariser Klimaabkommen und den globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) hat sich die Weltgemeinschaft auf einen nachhaltigeren Weg in die Zukunft aufgemacht. Die Umsetzung der Beschlüsse kann nur gelingen, wenn Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) für und in allen Zielen mitgedacht wird.
Warum ich Germanwatch wichtig finde - Valentin Thurn
Unser Ernährungssystem ist heute alles andere als nachhaltig: Ob Überdüngung oder Antibiotikaeinsatz, nicht-artgerechte Tierhaltung oder Lebensmittelverschwendung – es sind die Auswüchse einer großindustriellen, export- und profitorientierten Ernährungsindustrie. Germanwatch legt mit viel Sachkenntnis die Widersprüche offen, in die sich Politik und Gesellschaft verstrickt haben, damit wir auch mit unserem Essen einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten. (Sept. 2017)