Energiewende in China?
Energiewende in China?
Hohe Ölpreise und die Geiselnahme im Ölland Saudi-Arabien sicherten der Welt-Konferenz über Erneuerbare Energien ungeahnte Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit.
Germanwatch bringt gekürzt eine erste Bewertung der Konferenz
"(...) Die Dynamik des Gipfels ging von dem Aktionsplan mit letztlich 190 angekündigten Initiativen von Staaten, Kommunen und Internationalen Organisationen aus. Positive Impulse gab es aus den Philippinen, in geringerer Form aber auch aus Ägypten, der Dominikanischen Republik oder Yemen. Die Chancen, die in einer vor allem auf Wasserkraft und solarthermische Stromerzeugung setzenden Kooperation zwischen Europa und Nordafrika liegen, wurden sehr deutlich. (...)
Enttäuschend war allerdings, dass die EU sich im Vorfeld trotz der intensiven Diskussionen nicht auf Ausbauziele für Erneuerbare Energien für die Zeit nach 2010 festlegen konnte (...). Damit wurde die EU (...) ihrem Anspruch auf eine Vorreiterrolle nicht gerecht.
Paradigmenwechsel in China?
Vor allem aber China ging mutig voran. Das Land will bis zum Jahr 2020 den Energieverbrauch von Wirtschaftswachstum entkoppeln. Das Bruttsozialprodukt soll sich vervierfachen, der Energieeinsatz "nur" verdoppeln - angesichts des aktuellen Trends und der Phase der Industrialisierung, in der sich China befndet, wäre diese Entkopplung fast sensationell. (...) Wird als Konsequenz des Schwenks China nun in großem Maßstab in die Produktion der Wind- und Solartechniken einsteigen und deren Kosten drastisch nach unten drücken? Wie werden die USA reagieren, nachdem ihnen eins ihrer zentralen Argumente gegen Klimaschutzengagement - fehlende Aktivitäten in China - aus der Hand geschlagen wurde? (...)
Es gab auch Schwächen
Der Aktionsplan verdeutlicht aber auch die Schwächen des - insgesamt sehr erfolgreichen - Vorgehens. Eine erste, von Nichtregierungsorganisationen vorgenommene Durchsicht des Aktionsprogramms kommt jedenfalls zu dem Ergebnis, dass letztlich ganze 20 Aktionsvorschläge wirklich relevant sind, indem sie messbare Ausbauziele formulieren oder finanzielle Beiträge zur Förderung erneuerbarer Energien bereit stellen. China und die Philippinen stehen auch in dieser Bewertung im Vordergrund. (...)
Das Follow-Up entscheidet letztlich über die Bewertung
Schwer bewerten lässt sich derzeit noch die Entscheidung zum Folgeprozess der Bonner Konferenz. Dass sich mehr nicht durchsetzen ließ, lag auch daran, dass die Zivilgesellschaft kein gemeinsames Konzept hatte, wie der institonellen Zersplitterung zu begegnen ist. Hier liegt eine der Hausaufgaben für NGO und Erneuerbare Energien Verbände. (...)
Gesamteindruck
Die "Renewables 2004" hat das gewünschte Signal für den Ausbau Erneuerbarer Energien gesetzt. Die Konferenz zeigte, wie wichtig es ist - nicht nur aus inhaltlichen und strategischen Gründen - ökologische Ziele mit denen der Verringerung der Erdölabhängigkeit und der Armutsbekämpfung zu verknüpfen. (...)
Die innenpolitische Energiedebatte in Deutschland hat durch Bonn erfreulich frischen Wind für Erneuerbare Energien erfahren. Denn dies bedeutet Gegenwind für alle Politiker(innen), die sich dem weiteren massiven Ausbau der Erneuerbaren Energieträger in den Weg stellen wollen. (...)
Die Beschäftigung in den ärmsten Entwicklungsländern mit Erneuerbaren Energien hat ebenfalls eine neue Qualität erreicht. (...) Auch die Tatsache, dass das Entwicklungsministerium neben dem Umweltministerium seitens der Bundesregierung eine zentrale Rolle bei der Durchführung der Konferenz gespielt hat, hat dazu beigetragen, dass das Thema der Armutsbekämpfung durch (neue) Erneuerbare Energieträger auf der Agenda und in den Zielsetzungen verankert wurde. Damit haben die Millenium-Ziele eine sichtbare Ergänzung erfahren: Armutsbekämpfung durch Einsatz Erneuerbarer Energien.
Der notwendige Wind wird global aber nur erzeugt werden, wenn das Follow Up stimmt. (...) Erneuerbare Energien aber können den gewünschten Anteil bis Mitte des Jahrhunderts nur übernehmen, wenn zugleich die Energieeffizienz massiv vorangetrieben wird. Es sollte zu denken geben, dass trotz des massiven Ausbaus der Erneuerbaren Energien seit den 70er Jahren ihr Anteil sich weltweit nicht gesteigert hat. Auch deswegen ist der Strategieschwenk Chinas so bedeutend - er verknüpft Energieeffizienz und den Ausbau Erneuerbarer Energien.
Minister Trittin hat in seinem Abschlussbeitrag vorgerechnet, dass durch die Umsetzung der Maßnahmen des Aktionsplans im Jahre 2015 eine CO2-Einsparung von schätzungsweise 1,2 Milliarden Tonnen zu erwarten ist. Ein wichtiger Beitrag zum globalen Klimaschutz. Wobei dies in den Industriestaaten nicht zusätzliche Reduktionen, sondern Teil der Anstrengungen zum Erreichen des Kyoto-Zieles sind. (...)"
Der ungekürzte Text kann unter www.germanwatch.org/rio/r04-resu.htm abgerufen werden.