Schwerpunkt: Tierhaltung
Schwerpunkt: Tierhaltung
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
die negativen Wirkungen der industriellen Tierhaltung, die krisenhafte Situation auf dem europäischen Milchmarkt, der anhaltende Skandal der Verschwendung von Lebensmitteln, der steigende Verlust von fruchtbaren Böden, tropischem Regenwald und Artenvielfalt – die Themen dieses Weitblicks machen die wachsenden Probleme des gegenwärtigen Systems von Landwirtschaft und Ernährung in der EU und weltweit deutlich. Waren die letzten Jahrzehnte – zumindest in der EU – von zu vielen staatlichen Eingriffen in die Märkte geprägt, scheint das Pendel nun weit in die andere Richtung auszuschlagen.
Landwirtschaftliche Unternehmensstrategien, die vor allem auf Kosteneffizienz durch industrielle Prozesse und hohe Mengen setzen, stehen oft im Widerspruch zu sozialer Verträglichkeit und ökologischer Nachhaltigkeit. Dabei gibt es durchaus Märkte für nachhaltiger erzeugte und vermarktete Lebensmittel. Um sie zu erschließen und aus der Nische herauszuholen, braucht es neben einfallsreichen Bauern und Bäuerinnen, verantwortungsbewussten Unternehmen und kritischen VerbraucherInnen vor allem die richtigen politischen Rahmenbedingungen. Dafür will Germanwatch zusammen mit Partnern aus unterschiedlichen Bereichen der Zivilgesellschaft Unterstützung im politischen Raum gewinnen und den Handlungsdruck auf relevante EntscheidungsträgerInnen in Politik und Wirtschaft erhöhen.
Ihr
Klemens van de Sand
Impressum
Herausgeber: Germanwatch e.V.
Redaktion: Dörte Bernhardt (V.i.S.d.P.), Daniela Baum, Christoph Bals
Stand: September 2015
Gefördert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei Germanwatch.
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Raus aus der Quote – rein in die Krise
Für die europäischen Milchbäuerinnen und -bauern markiert dieses Jahr einen historischen Einschnitt: Die Milchquote, das zentrale Element der Marktordnung für Milch, die dreißig Jahre lang eine Obergrenze für die Milcherzeugung in der EU insgesamt und letztlich für jeden einzelnen Betrieb festlegte, wurde abgeschafft...
Eine Frage der Haltung
Bisher orientiert sich die Strategie Deutschlands in Bezug auf Nutztierhaltung vor allem am Ziel von mehr Wachstum. Während in Deutschland die Nachfrage nach Fleisch leicht zurückgeht, setzt die Agrarpolitik immer stärker auf Exporte in Schwellen- und Entwicklungsländer. Doch die industrielle Tierhaltung führt zu vielen Problemen: Nitratüberschüsse im Grundwasser, gegen Antibiotika resistente Keime, prekäre Arbeitsverhältnisse, viel Leid für die Tiere, viele Treibhausgase und den Verlust gewachsener Kulturlandschaften.
„Besser und Weniger“
Die Nutztierhaltung ist in vielen Bereichen nicht nachhaltig. Zu diesem Schluss kommt der Wissenschaftliche Beirat Agrarpolitik (WBA) des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) in seinem jüngsten, im März 2015 veröffentlichten Gutachten „Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung“.
Sojaboom – kein Ende in Sicht?
Der Sojaanbau hat sich in den vergangenen fünfzig Jahren verzehnfacht. Dies liegt aber nicht an Tofu oder Sojamilch. Hauptgrund für die kontinuierliche Ausweitung des Sojaanbaus ist die zunehmende industrielle Fleischproduktion, für die Soja eine Schlüsselkomponente ist.
Gentechnik (frei) in Europa?
Es ist ein Erfolg der gentechnik-kritischen Bewegung: Nur auf 0,12 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche der EU werden gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut. Diese Fläche liegt überwiegend in Spanien und Portugal und beschränkt sich auf eine Sorte, MON810, ein gegen Maiszünsler resistenter Mais der Firma Monsanto. Diese weitgehende Gentechnikfreiheit im Anbau erweist sich als Wettbewerbsvorteil für europäische Bauern, weil viele Verarbeiter und Lebensmittelhändler gentechnikfreie Rohstoffe verlangen.
Lebensmittelverschwendung strategisch angehen
Es war eine Meldung, die viele aufhorchen ließ: Das französische Parlament verabschiedete im Mai dieses Jahres einstimmig ein Gesetz, das Supermärkten verbietet, Lebensmittel in den Müll zu werfen. Stattdessen sollen sie die Ware kostenlos an soziale Einrichtungen abgeben bzw. sie der Landwirtschaft als Tierfutter oder Kompost überlassen. Italien möchte Frankreichs Vorbild folgen ...
Welthandelspolitik ohne Orientierung
Eine Welthandelspolitik, die die Existenz vieler Menschen oder der ökologischen Mitwelt zum ungezügelten Spielball der Märkte macht, stößt bei betroffenen Menschen und Ländern auf Widerstand. In entsprechend schwerem Gewässer befinden sich viele laufende Verhandlungen...
Die erste globale Entwicklungsagenda
Bei der 70. UN-Generalversammlung Ende September in New York hat die Internationale Gemeinschaft einen wichtigen und angesichts der zerstrittenen Welt zuvor kaum für möglich gehaltenen Meilenstein erreicht. Globale nachhaltige Entwicklungsziele – Sustainable Development Goals (SDG) – sowohl für Entwicklungs- als auch Industrieländer sollen eine Entwicklungsagenda bis zum Jahr 2030 ermöglichen, die darauf abzielt, die individuellen und sozialen Menschenrechte innerhalb der planetaren Grenzen einzuhalten.
Unterstützen Sie den Protest gegen TTIP & CETA!
Im Herbst 2015 geht die Auseinandersetzung um die Handels- und Investitionsabkommen TTIP und CETA in die heiße Phase. Beide Abkommen drohen, Grundregeln der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu untergraben. Es ist höchste Zeit, unseren Protest gegen die Abkommen auf die Straße zu tragen!
Warum ich Germanwatch wichtig finde - Barbara Unmüßig
Ich unterstütze Germanwatch, weil die Organisation seit vielen Jahren Bewusstsein dafür schafft, welche Verantwortung und welche Auswirkungen die deutsche und europäische Agrar- und Handelspolitik auf globale Gerechtigkeit und Ernährungssicherheit hat. (September 2015)