Sojaboom – kein Ende in Sicht?

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Sojaboom – kein Ende in Sicht?

Waldflächen müssen weiterhin Anbauflächen weichen
Weitblick-Bild 2/15: Weltweite Sojaproduktion

Quellen: FAO und USDA

   
Der Sojaanbau hat sich in den vergangenen fünfzig Jahren verzehnfacht. Dies liegt aber nicht an Tofu oder Sojamilch. Hauptgrund für die kontinuierliche Ausweitung des Sojaanbaus ist die zunehmende industrielle Fleischproduktion, für die Soja eine Schlüsselkomponente ist.

Die EU baut als einer der größten Fleischproduzenten kaum Soja an und ist auf Importe angewiesen. 88 Prozent ihrer Soja-Importe stammen aus Südamerika – vor allem Brasilien und Argentinien, aber auch Paraguay und Bolivien. Deutschland ist mit circa 4,5 Millionen Tonnen Soja einer der größten Abnehmer in der EU und belegt damit in Südamerika eine Anbaufläche von der Größe Hessens.

Immer wieder wird das „Soja-Moratorium“ als gutes Beispiel für den Schutz des brasilianischen Amazonasgebiets hervorgehoben. Damit verpflichten sich brasilianische Farmer, keine Urwaldflächen für den Anbau von Soja zu roden. Jedoch sind alle Bemühungen, das Moratorium auf andere Regionen auszuweiten, gescheitert. So werden weiterhin Flächen im Cerrado, der artenreichsten Savanne der Welt und einem der wichtigsten Wasserreservoire Brasiliens, umgewandelt, ebenso in der Gran-Chaco-Region in Argentinien, Paraguay und Bolivien. Zudem steht die nur noch bis Mai 2016 gültige Vereinbarung immer wieder auf der Kippe und die neuen brasilianischen Gesetzesvorlagen geben Anlass zu ernster Besorgnis.

Heute liegt der Anteil von Soja an der gesamten Ackerfläche von Brasilien und Argentinien jeweils bei fast 70 Prozent. Der Begriff Monokultur erhält damit eine neue Dimension. Hinzu kommt die Nutzung von Gentechnik in Form von herbizidresistenten Sojabohnen, die diese intensive Form der Produktion erst ermöglichen. Die ökologischen Auswirkungen des Booms sind bereits heute spürbar: Die biologische Vielfalt schwindet, Böden degradieren, Erträge gehen zurück und in der Folge müssen noch mehr Flächen gerodet werden. Die dabei durch Abholzung und Brände freigesetzten großen Mengen Kohlendioxid beschleunigen den globalen Klimawandel.

Europa importiert Futtermittel, die unter Bedingungen angebaut werden, die hierzulande – aus gutem Grund – verboten sind. Ein Umdenken in der Tierhaltung ist notwendig. Sie muss sich an den dafür regional verfügbaren Futterflächen orientieren. Bis dies durchgesetzt ist, bedarf es für den Anbau von Soja sozialer und ökologischer Minimalkriterien – egal ob es auf dem Teller, im Tank oder im Futtertrog landet. Die Politiker und alle Vertreter der Warenflusskette Soja – wie Futtermittelhändler, Landwirte, Verarbeiter und Einzelhändler – sind gefordert zu handeln.
 

Birgit Wilhelm,
Referentin für nachhaltige Landwirtschaft, WWF Deutschland
 

Hintergrundinfos:
Größtes Schutzgebietssystem der Welt in Gefahr! – www.kurzlink.de/WWF_Amazonas_2015

Eiweißforum – www.eiweissforum.de