Titelbild Aktion 100% Zukunft

Germanwatch engagiert sich für einen maßvollen, transparenten und fairen Aus- und Umbau der Stromnetze mit dem Ziel, einen sehr hohen Anteil von erneuerbaren Energien zu ermöglichen.

"So viel Netzausbau wie nötig, und so wenig wie möglich"

Der Um- und Ausbau der Stromnetze ist ein entscheidender Baustein für das Gelingen der Energiewende. Die künftig weitgehend auf erneuerbaren Energien basierende, CO2-arme Stromversorgung für Europa braucht ein stabiles Stromnetz, das zu der wetterabhängigen Wind- und Solarstromerzeugung passt und die neuen, meist dezentralen Standorte der Anlagen mit den Ballungsräumen und Verbrauchsschwerpunkten in Deutschland und angrenzenden Regionen verbindet.

Germanwatch vertritt den Grundsatz "So viel Netzausbau wie nötig, und so wenig wie möglich" - um einen möglichst hohen Anteil an erneuerbaren Energien zügig in die Stromnetze zu integrieren. Zumindest in den nächsten zwei Jahrzehnten - solange die Stromspeicher noch sehr teuer und nicht ausreichend ausgebaut sind - bedarf auch der dezentral betriebene Ausbau der Erneuerbaren Energien für die Zeiten, in denen wenig Wind bläst und Sonne scheint, den Stromzufluss über Netze. Und in Zeiten mit viel Wind und Sonne muss zunehmend viel Strom in andere Teile des Landes oder Europas exportiert werden. Aus- oder umgebaute Netze tragen dazu bei, dass wetterbedingte Schwankungen von Wind- und Solarstrom sowohl über Europa hinweg (im Übertragungsnetz), als auch regional (im Verteilnetz) besser ausgeglichen werden können. Wissenschaftliche Analysen zeigen zudem, dass für eine Energiewende in Europa der Um- und Ausbau der Stromnetze eine volkswirtschaftlich sinnvolle Investition ist: Sie ermöglichen auch, dass Wind- und Solarstrom in den Regionen erzeugt wird, in denen die jeweiligen Produktionsbedingungen am besten sind, und anschließend in die Verbrauchszentren transportiert wird.

Da der Ausbau von Stromnetzen, vor allem Übertragungsnetzen, einen großen Eingriff nicht nur in die Natur, sondern auch in die Lebensbereiche vieler Menschen darstellen kann, gilt es während der Planungsphasen, die vielen verschiedenen Belange mit einzubeziehen und die finale Streckenführung und Bauausführung entsprechend bestmöglich anzupassen. Dabei ist die Transparenz und Zugänglichkeit der Planungsprozesse von großer Bedeutung. Germanwatch engagiert sich für einen fairen und gemeinwohlorientierten Aus- und Umbau der Stromnetze. Dabei stoßen wir Dialoge mit Akteuren sowohl auf nationaler, regionaler, als auch stellenweise lokaler Ebene an.

Germanwatch ist Gründungsmitglied der Renewables Grid Initiative (RGI), in der seit 2009 zivilgesellschaftliche Organisationen und Netzbetreiber kooperieren, um gemeinsam daran zu arbeiten, dass der für die Energiewende notwendige Netzausbau im Einklang mit naturschutzfachlichen Belangen und in einem transparenten Verfahren geschieht. Die Kooperation hat mehrere wegweisende Dokumente auf den Weg gebracht, die mittels Best-Practice-Konzepten Standards für Naturschutzfragen, Transparenz und Beteiligung im Genehmigungsverfahren setzen [mehr >>>].

Germanwatch bearbeitet aktuell zwei konkrete Projekte im Themenbereich Stromnetze:

Im Kopernikus-Projekt ENSURE untersucht Germanwatch gemeinsam mit Partnern und Partnerinnen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, wie zentrale und dezentrale Energieversorgungselemente ausgestaltet sein müssen, um eine zuverlässige und sichere Energieversorgung unter technischen und sozioökonomischen Gesichtspunkten sowie Aspekten der Akzeptabilität gewährleisten zu können.

Das Projekt "Debatte Stromnetze gestalten" erfolgt im Kontext der Renewables Grid Initiative und hat zum Ziel, den Dialog mit netzkritischen, aber konstruktiven Akteuren auf nationaler, regionaler, als auch lokaler Ebene zu stärken.

In der Vergangenheit war Germanwatch Konsortialpartner im erfolgreich beendeten europäischen Projekt BESTGRID, in dem gemeinsam mit Übertragungsnetzbetreibern, europäischen Umweltverbänden und dem Forschungsinstitut IIASA innovative Methoden der Stromnetzplanung entwickelt und erprobt wurden. Hintergrund für das Projekt waren Fragen von Stakeholdern wie:

  • „Ist diese Leitung wirklich notwendig?“
  • „Gehen Risiken von der Leitung aus?“
  • „Kann die Leitung als Erdkabel verlegt werden?“
  • „Kann die Leitung nicht an anderer Stelle verlaufen?“

Auf diese Fragen gibt es meist keine einfachen Antworten, die alle Stakeholder und Betroffenen zufriedenstellen könnten. Allerdings können eine transparente Planung und die frühzeitig und gute Einbindung der lokalen Akteure und Betroffenen langfristig zu besseren Planungsergebnissen führen. Die Erkenntnisse wurden im Handbuch "Beteiligung und Transparenz bei der Stromnetzplanung" zusammengefasst.

 

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Elemente einer zukunftsfähigen Industriepolitik

Der Inflation Reduction Act der USA hat der Debatte um die Rolle der Industrie in der Transformation zur Klimaneutralität eine ganz neue Dynamik verliehen. Während die massiven Industrie-Subventionen der USA (genauso wie Chinas) klimapolitisch positive Effekte haben können, stellen sie die EU zugleich vor eine große industriepolitische Herausforderung. Wir argumentieren in diesem Papier, dass die EU nicht in diesen Subventionswettlauf einsteigen, sondern ihr existierendes Politik-Instrumentarium gezielt weiterentwickeln sollte.

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Energy Sharing, das Teilen von gemeinschaftlich produzierter Energie, hat einige Vorteile. Allerdings gibt es auch offene Fragen: Wie ist Energy Sharing definiert? Welche Auswirkungen hat es auf die Stromnetze? Und welche digitale Infrastruktur wird benötigt? Dieses Kurzpapier fasst die wichtigsten Informationen zusammen und beleuchtet den aktuellen Stand der Debatte.

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Zur Einhaltung des im Paris-Abkommen festgehaltenen 1,5°C-Ziels braucht es eine zügige und konsequente Umstellung der weltweiten Energiesysteme auf Erneuerbare Energien (EE). Der Koalitionsvertrag der Ampel-Koalition enthält viele wichtige Zielsetzungen, um den notwendigen Ausbau Erneuerbarer Energien in Deutschland auf Kurs zu bringen. Doch reichen die geplanten Schritte aus, um Deutschland bis 2045 klimaneutral werden zu lassen? Und wie können sie umgesetzt werden? Auf der Basis verschiedener Szenariostudien analysiert dieses Papier den Ampel-Koalitionsvertrag und stellt dar, inwiefern die dort genannten Ziele zum EE-Ausbau mit den aktuellen modellgestützten Energieszenarien zu Klimaneutralität 2045 bzw. 2050 kompatibel sind.

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Wo passiert Energiewende? Was kann Energiewende? Wie können unterschiedliche Regionen von der Transformation profitieren? Im Juli dieses Jahres besuchten wir auf einer Online-Transformationsreise virtuell verschiedene Orte der Energiewende in Berlin und Brandenburg. Wir erlebten, welche Ideen und Projekte lokal bereits umgesetzt werden und diskutierten, welche Potenziale die Energiewende für die weitere Entwicklung in beiden Regionen mit sich bringt. Mit dieser Broschüre erhalten Sie einen Eindruck von den besuchten Energiewendeorten, den geführten Diskussionen und gewonnenen Erkenntnissen.