Hat Esso das nötig?

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Hat Esso das nötig?

Ein Konzern mauert beim Klimadialog

 

GERMANWATCH legt in der Klimapolitik Wert darauf, einen konstruktiven Dialog gerade auch mit der Industrie zu führen. Der Klima-Dialog mit der Versicherungswirtschaft, die Initiierung des European Business Council for a Sustainable Energy Future und der derzeit laufende Dialog über ökonomische Instrumente im Klimaschutz sind Beispiele hierfür.

Auch mit Esso/Exxon würden wir gerne einen konstruktiv-kritischen Dialog führen. So hatten wir Esso gebeten, in einem Interview zu unserer Kritik Stellung zu nehmen. Das Unternehmen hat uns daraufhin einen Vortrag von Brian Flannery zugeschickt, einem von Exxon seit 1980 beschäftigten Klimawissenschaftler. Dieser hatte den Vortrag im Mai 1997 in Bonn vor PolitikerInnen, WissenschaftlerInnen und VertreterInnen von Verbänden gehalten, um vor übereilten Klimaschutzaktivitäten in Kyoto zu warnen:

 "Angesichts dieser detaillierten Stellungnahme möchten wir davon absehen, zu weiteren Einzelheiten, die wir mangels eigener Forschung nicht überprüfen können, Stellung zu nehmen. Ich gehe davon aus, daß auch Sie Ihre Leser nur mit qualifizierten Stellungnahmen informieren wollen und diese haben wir Ihnen beigelegt."

Mit diesen Worten lehnte Esso unseren Wunsch nach einem Interview ab.

In der Folge meldete sich dann das Bonner Unternehmen "ipse-Communication" zweimal bei uns: zunächst mit dem Ziel, mehr über die GERMANWATCH Klima-Experten Dr. Manfred Treber und Christoph Bals zu erfahren; dann um alle Klimaschutzunterlagen von GERMANWATCH anzufordern. Dieses Unternehmen übernimmt für Exxon bisweilen - etwa gegenüber den Gruppen, die am Exxon-Engagement im Tschad Kritik üben - das "Management" des Umgangs mit den Kritikern. Bei ihrer Kontaktaufnahme erwähnte "ipse-Communication" allerdings weder Esso noch Exxon. Wir haben unsererseits natürlich gerne Auskunft erteilt. Einen kritisch-konstruktiven Dialog stellen wir uns aber anders vor!

Dabei erkennen wir an, daß Exxon und Esso in anderen Umweltbereichen durchaus Vorreiter in der Ölbranche sind. Bereits 1978 erklärte Esso den Umweltschutz zu einem Bestandteil der Unternehmenspolitik. 1990 folgte eine Überarbeitung des Umweltkonzeptes.

Das in der Beurteilung von Unternehmen bezüglich ethischem Investment und Konsum sehr bekannte Council on Economic Priorities bewertete Exxon im Frühjahr 1998 als einen der besten Ölkonzerne, was klassischen Umweltschutz betrifft. Relativ zur Förderkapazität wurde Exxon bescheinigt, am wenigsten giftige Chemikalien freizusetzen. Der Konzern hatte auch das viertbeste Umweltmanagement-System. Der Exxon-Umweltbericht wurde immerhin noch als mittelmäßig eingestuft, obwohl über zentrale Umweltbereiche nur sehr wenig berichtet wurde. Wir hoffen, daß Exxon/Esso bald auch in der Klimapolitik zu einem konstruktiveren Ansatz findet!

CB

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