Lernorte für eine zukunftsfähige Gesellschaft
Lernorte für eine zukunftsfähige Gesellschaft
Grafik: Germanwatch 2020 u.a. nach Whitby A. (2019): Advancing Education for Sustainable Development
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Wie können wir Nachhaltigkeit glaubwürdig und erfolgreich vermitteln? Kurz gesagt: ganzheitlich. Es kommt nicht nur auf Leitbild, Lehrplan und Leitlinien einer Bildungseinrichtung und die Einbindung aller Beschäftigten an. Auch Materialbeschaffung, Ver- und Entsorgung sowie Ressourcenverbrauch sind wichtig. Lernprozesse müssen so gestaltet werden, dass die Lernenden gemeinsam im realen politischen Raum ins Handeln kommen, also im Umweltausschuss oder der Schulversammlung. So wird Nachhaltigkeit authentisch erlebbar und lebenslanges Lernen gefördert. Das gilt für formale Lernorte (z. B. Schulen) ebenso wie für informelle (z. B. Vereine). Aus diesen Erkenntnissen ist der ganzheitliche Lehr- und Lernansatz des „Whole Institution Approach“ entstanden.
Kitas, Ausbildungsstellen oder Vereine, die dem Whole Institution Approach folgen, hinterfragen sich selbst: Stärken oder schwächen unsere Lernziele, -inhalte und -methoden die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft? Sein Potenzial entfaltet der Ansatz erst, wenn alle Ebenen und Bereiche eines Lernorts und dessen Umfeld einbezogen und adressiert werden, zum Beispiel die Lebensmittellieferantin, der Biobauer und die Kommunalpolitikerin. So verkleinert ein Lernort nicht nur den eigenen ökologischen oder sozialen Fußabdruck, sondern bringt gleichzeitig nachhaltige Strukturen voran. Das könnte zum Beispiel bedeuten, sich als Fachhochschule gemeinsam mit anderen regionalen Akteur:innen für den Ausbau des lokalen Radwegenetzes einzusetzen und sich öffentlich dazu zu positionieren.
Als Akteurinnen der Nachhaltigkeit brauchen Bildungseinrichtungen gesunde Netzwerke, regionale Mitstreiter:innen, einen langen Atem und Rückendeckung aus der Politik. Die UNESCO hat sich mit dem neuen Programm „BNE 2030“ und dem „Mannheimer Appell“ aus dem Jahr 2019 bereits zu diesem Ansatz bekannt. Landesschulministerien und das Bildungsministerium unterstützen den Whole Institution Approach bereits theoretisch, aber mehr praktische und finanzielle Unterstützung wären zu wünschen.
Stefan Rostock
NRW-Fachpromotor für Klima & Entwicklung