Schwerpunkt: Resilient und grün aus der Corona-Krise
Schwerpunkt: Resilient und grün aus der Corona-Krise
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
wenn Sie dieses Editorial lesen, ist die US-Wahl hoffentlich friedlich entschieden: dieses Ringenum die Zukunft der Demokratie, für oder gegen Rassismus und um eine Klimapolitik, die diesen Namen verdient. Eine auch in den USA stark gewachsene Klimabewegung sowie die eskalierende Klimakrise haben trotz Covid-19 eine ambitionierte Klimapolitik – zum Beispiel in der Art eines „Green New Deal“ – stärker ins Zentrum der öffentlichen Debatte gerückt. Die erste Generation der Covid-19-Recovery-Pakete zum wirtschaftlichen Wiederaufbau wird in den allermeisten G20 Ländern allerdings dem Anspruch einer „Green Recovery“ nicht gerecht. Umso mehr müssen die Wegmarken der verbleibenden Wochen des Jahres – u. a. ein verbessertes EU-2030-Klimaziel und das Einreichen ambitionierter nationaler Klimapläne – den Menschen zeigen, dass die politischen Entscheidungsträger_innen die Antworten auf die Covid-19-Folgen und die Klimakrise zusammendenken.
Sven Harmeling
Vorstandsmitglied von Germanwatch
Impressum
Herausgeber: Germanwatch e.V.
Redaktion: Dörte Bernhardt (V.i.S.d.P.), Janina Longwitz, Rixa Schwarz, Christoph Bals, Hanna Fuhrmann, Lutz Weischer
Stand: November 2020
Gefördert von Brot für die Welt – Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung sowie durch ENGAGEMENT GLOBAL mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei Germanwatch
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In der Corona-Pandemie die verschiedenen Krisen bewältigen
Im Gewitter der Corona-Krise werden die großen Verzweigungen, vor denen die Weltgesellschaft in den nächsten Monaten und Jahren steht, grell beleuchtet: Werden die großen wirtschaftlichen Wiederaufbauprogramme den Weg in die Klimakrise zementieren oder den zügigen Ausstieg aus den Treibhausgasemissionen durch die nötigen Investitionen ermöglichen? Diese und weitere Fragen adressiert Christoph Bals, Rixa Schwarz und Lutz Weischer im Leitartikel.
Die doppelte Krise
Im April 2020 traf Zyklon Amphan, der schwerste tropische Wirbelsturm in der Region seit zwanzig Jahren, auf Bangladesch und Indien. Amphan zerstörte Dämme, Häuser und Fischereibetriebe, die das Leben tausender Familien sicherten. Doch bereits vor Eintreffen des Zyklons hatten viele Menschen ihre Einkommens- und Existenzgrundlage verloren, denn beide Länder kämpften zeitgleich auch mit der Eindämmung des Coronavirus und mussten strenge Abriegelungsmaßnahmen vornehmen.
5 Dinge, die wir aus dem Umgang mit der Corona- für die Klimakrise lernen können
Die Corona-Krise ist eine weltweite Bedrohung, die nur mit schnellem, entschiedenem und zugleich umsichtigem Handeln bekämpft werden kann – wie die Klimakrise. In mancher Hinsicht unterscheiden sich die Krisen stark – zum Beispiel erstreckt sich die Klimakrise über einen längeren Zeitraum. Es wäre falsch, Erkenntnisse aus der einen direkt auf die andere zu übertragen. Allerdings macht die Corona-Krise vieles sichtbar, aus dem wir für die Klimakrise lernen können.
Dreischritt zur Einhaltung des 1,5 °C-Limits
2020 sollte das Jahr werden, in dem alle Staaten ihre nationalen Klimaziele für 2030 nachschärfen und langfristige Klimastrategien bis 2050 vorlegen. So wurde es bereits beim Klimagipfel in Paris 2015 beschlossen, denn schon damals war klar, dass die Beiträge der Staaten bislang nicht ausreichen, um die globalen Ziele zu erreichen und die Erderhitzung auf 1,5 °C zu begrenzen. Einige Zeit schien das Gelingen fragwürdig – zu sehr überlagerte die Corona-Krise alle anderen Themen. Selbst der Klimagipfel COP26, bei dem die Zielerhöhung im Mittelpunkt gestanden hätte, wurde auf 2021 verschoben. Doch die Verschiebung des Klimagipfels ändert nichts daran: Die Deadline zur Einreichung der verbesserten nationalen Klimaziele und der Langfriststrategien beim UN-Klimasekretariat ist am 31. Dezember 2020 um Mitternacht.
„Es wird damit etwas Zeit gekauft, aber die zugrunde liegenden strukturellen Probleme werden nicht gelöst“
Warum wird die Diskussion über Überschuldung momentan wieder intensiver geführt? Und was macht die Thematik so komplex? Wir haben mit Silvie Kreibiehl, Vorstandsvorsitzende von Germanwatch und Klimafinanzierungsexpertin, über die Bedeutung von Klimaaspekten in der aktuellen Verschuldungsdebatte gesprochen.
Ein neues EU-Klimaziel ist nur der erste Schritt
Mit dem Europäischen Green Deal verfügt die EU über eine Zielvorstellung, an der sich der Wiederaufbau der Wirtschaft nach der Corona-Krise orientieren kann: Bis 2050 soll eine klimaneutrale, sozial gerechte und wirtschaftlich erfolgreiche Kreislaufwirtschaft erreicht werden.
Damit auch grün drin ist, wo grün draufsteht
Mit einem insgesamt 750 Milliarden Euro schweren Wiederaufbau- und Zukunftsplan will die EU vor allem die besonders betroffenen Staaten dabei unterstützen, zukunftssicher aus der coronabedingten Wirtschaftskrise zu kommen. Gleichzeitig hat die EU mit dem Europäischen Green Deal erstmals eine engagierte Reaktion auf die Klimakrise angekündigt, detaillierte Ziele und Umsetzungspakete sollen in den nächsten Monaten beschlossen werden. Doch die derzeitigen Vergabekriterien für die wirtschaftlichen Hilfen haben noch keine klaren und überprüfbaren Nachhaltigkeitskriterien, die sicherstellen, dass auch grün drin ist, wo grün draufsteht. Wenn die massive Investitionswelle aber in die falsche Richtung weist, drohen die notwendigen Emissionsreduktionen über Jahre zu scheitern.
Entwicklungsbanken für einen grünen und nachhaltigen Aufschwung nach der Corona-Krise
Zum ersten Mal hat am 12. November mit dem „Finance in Common Summit“ in Paris ein globaler Gipfel alle Entwicklungsbanken zumindest digital an einen Tisch gebracht.
Warum ich Germanwatch wichtig finde – Aarti Khosla
Die ökologischen und ökonomischen Realitäten weltweit müssen zusammengedacht werden – gerade jetzt, wo wir wirtschaftliche Erholung mit der Bekämpfung der Klimakrise verknüpfen müssen. Als Klima-Kommunikationsexpertin aus Indien schätze ich die Organisation Germanwatch als Vermittlerin an der Schnittstelle zwischen den politischen Entwicklungen im Globalen Norden und den Bedürfnissen und Nuancen des Globalen Südens. Germanwatch denkt mit politischem und wissenschaftlichem Scharfsinn voraus.