Klimaerwachen in der Finanzwelt?

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Klimaerwachen in der Finanzwelt?

 

Versicherungsunternehmen und andere Investoren beginnen bei Investitionen Klima- und Kohlenstoffrisiken zu berücksichtigen. „Wenn dieser Ball wirklich ins Rollen kommt, kann das die Welt verändern”, erklärte Dr. Gerhard Berz vom weltweit größten Rückversicherer Münchener Rück bei der Auftaktveranstaltung der Klima-AUSBADE-Kampagne von GERMANWATCH am 31. Mai in Berlin. Tatsächlich mehren sich die Anzeichen, dass bei großen Investoren, die jährlich über viele Milliarden Euro an Investitionen entscheiden, das Thema „globaler Klimawandel” ganz allmählich auch in die Investmentabteilungen der Banken und Versicherungen vordringt. Das mit den Ratifizierungen der EU und Japan sehr wahrscheinlich gewordene Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls beginnt Wirkung zu zeigen.

Versicherungsunternehmen und andere Investoren beginnen bei Investitionen Klima- und Kohlenstoffrisiken zu berücksichtigen. „Wenn dieser Ball wirklich ins Rollen kommt, kann das die Welt verändern”, erklärte Dr. Gerhard Berz vom weltweit größten Rückversicherer Münchener Rück bei der Auftaktveranstaltung der Klima-AUSBADE-Kampagne von GERMANWATCH am 31. Mai in Berlin. Tatsächlich mehren sich die Anzeichen, dass bei großen Investoren, die jährlich über viele Milliarden Euro an Investitionen entscheiden, das Thema „globaler Klimawandel” ganz allmählich auch in die Investmentabteilungen der Banken und Versicherungen vordringt. Das mit den Ratifizierungen der EU und Japan sehr wahrscheinlich gewordene Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls beginnt Wirkung zu zeigen.

• So sind etwa Finanzhäuser wie Merrill Lynch and Henderson Global Investors unter den 30 Initiatoren des auch am 31. Mai vorgestellten „Kohlenstoff-Bericht-Projektes”. Sie fordern die 500 größten Unternehmen der Welt auf, regelmäßig zu veröffentlichen, welche und wie viele Treibhausgase sie emittieren und wie sie auf das Problem des globalen Klimawandels reagieren. Hintergrund der Initiative ist die Furcht einiger der einflussreichsten Finanzinstitutionen der Welt, dass das Verhalten der Unternehmen gegenüber dem globalen Klimawandel den Wert ihrer Investment-Fonds beeinflussen wird. Erstmals überhaupt unterstützten institutionelle Investoren wie Credit Suisse oder UBS, die nicht gerade als kritische Aktionäre bekannt sind, eine solche Aktion. Emma Howard Boyd von Jupiter betonte, dass es hier nicht um freiwilliges ethisches Investment gehe, sondern um ein klares Signal an die Industrie, dass die Berücksichtigung ihres Umweltverhaltens beginnt, eine feste Verpflichtung für alle zu werden.

• Bereits im April erschien in den USA die neue Studie „Risiken für Werte” des bekannten US-Finanzdienstleisters Innovest Strategic Value Advisors. Sie belegt zum ersten Mal eine direkte Beziehung zwischen Klimawandel, den Pflichten gegenüber den Aktionären und Risiken für den Wert der Aktien. „Wir haben immer überzeugendere Evidenz, dass das Umweltverhalten von Unternehmen die Wettbewerbsfähigkeit, die Profitabilität und den Aktienkurs beeinflussen. Dann ist es nur logisch, dass die Antwort der Unternehmen auf die Risiken und Chancen des globalen Klimawandels – oder die fehlende Antwort – einen ernsthaften Einfluss auf ihre Finanzentwicklung und damit auch den Aktienkurs haben wird,” erklärte James S. Martin, Vorsitzender von Innovest Strategic Value Advisors und früherer Chefinvestor eines der größten Pensionsfonds der Welt. „Viel steht auf dem Spiel: Je nach Sektor und spezifischen Risiken des einzelnen Unternehmens könnte der Klimawandel die Unternehmen und ihre Aktionäre mehrere 10 Millionen Dollar kosten und einen grundsätzlichen Wandel der Strategie notwendig machen.” Die Studie macht deutlich, dass „anders als ihre europäischen Wettbewerber, US-Unternehmen und Finanzinstitutionen der Entwicklung hinterherhinken.” Vier einflussreiche Kräfte drängen demnach in Richtung eines verstärkten Klima-Engagements: Der wachsende Konsens der Regierungen weltweit, dass das Klimathema ernst zu nehmen ist. Die wachsende Evidenz, dass der Umgang mit sozialen und ökologischen Fragen zunehmend Einfluss auf den Aktienkurs hat. Der wachsende Druck der Aktieninhaber in diese Richtung. Und der wachsende Druck auf Unternehmen, über ihre Klima- und Kohlenstoffrisiken zu berichten.

• Am 29. Mai forderte eine bislang nie gesehene Zahl von traditionellen Investoren auf der Jahreshauptversammlung des Unternehmens in den USA die Klimaposition von Exxon (in Deutschland Esso) heraus. Sie kritisierten damit das Unternehmen, das weltweit am aktivsten gegen Klimaschutz und Kyoto-Protokoll lobbyiert hat. Erhielt eine ähnliche Resolution auf der Aktionärsversammlung des vergangenen Jahres bereits beachtliche 8,9 Prozent der Stimmen, so waren es diesmal gar 20,3 Prozent. Das “Nein” zum Klimakurs von Exxon wurde von Investoren gedeckt, die insgesamt Anteile im Wert von 55 Millionen Dollar repräsentieren.

Einiges scheint dafür zu sprechen, dass das wahrscheinlich gewordene Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls tatsächlich ein Signal für die Investmentbranche ist, sich intensiver mit Kohlenstoff- und Klimarisiken auseinander zu setzen. Der Ball ist ins Rollen gekommen, aber ob daraus ein Tor oder letztlich nur eine angstvolle Rückgabe zum Torhüter wird, ist noch völlig offen.

Christoph Bals

 

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