Verantwortung? Übernehmen!
Verantwortung? Übernehmen!
Der nationale Aufschrei gegen die geplanten Massenentlassungen bei der Deutschen Bank brachte das Thema Unternehmensverantwortung kürzlich auf die Titelseiten, immer öfter taucht das Thema in der Presse auf. Selbst die Unternehmerverbände haben eine eigene Webseite dazu aufgelegt. Ministerin Künast startete eine Echt-gerecht- Verbraucherkampagne zum nachhaltigen Konsum. Ein neues Gesetz (das BilReG) verlangt von Unternehmen, dass sie in ihren Geschäftsberichten auch über Umwelt- und Arbeitnehmerbelange informieren. Das Thema Unternehmensverantwortung ist im Aufwind.
Aber wofür sind Unternehmen überhaupt verantwortlich? Die Grundannahme, sie sollten nur Profit machen, ist überholt. Weltweit wird zunehmend gefordert: Sie sollen Arbeitsplätze schaffen, sie dürfen die Umwelt nicht zerstören, müssen die Menschenrechte achten und eine nachhaltige Entwicklung ermöglichen. Und sie sind auch für ihre Zulieferer und Vertragspartner verantwortlich, an die nicht selten die gefährlichen und imageschädigenden Aktivitäten ausgelagert werden. Konkrete Fortschritte in der Umsetzung sind aber nur langsam festzustellen.
Von den Unternehmen selber wurde eine Vielzahl von Verhaltensvorschriften entwickelt, sogenannte Kodizes. Doch Papier ist bekanntlich geduldig. Zudem sind längst nicht alle Unternehmen beteiligt, und oft fehlen wichtige Punkte wie z.B. Gewerkschaftsfreiheit.
Die globale Dimension
Auf deutscher und europäischer Ebene gibt es politische Aktivitäten zum Thema, die aber bisher selten zu greifbaren Ergebnissen geführt haben. Neue Impulse könnte eine Mitteilung der EU-Kommission zu Unternehmensverantwortung bringen, die in Kürze veröffentlicht wird. Besonders wichtig ist die internationale Ebene: Denn viele Probleme entstehen in der globalen Dimension. Häufig verhalten sich dieselben Unternehmen im reglementierten Deutschland korrekt, im Süden aber nicht. Die bestehenden Gesetze sind meist nur in Deutschland oder der EU gültig, jedoch in den seltensten Fällen extraterritorial.
Unter der Vielzahl von internationalen Instrumenten zur Unternehmensverantwortung kristallisieren sich vier Ansätze heraus, die auch das Hochkommissariat der UN Menschenrechtskommission in seinem Bericht vom Februar 2005 hervorhob: Die Grundsatzerklärung der internationalen Arbeitsorganisation ILO, die Leitsätze der OECD, der Global Compact und die UN-Normen.
Auf die ILO-Grundsätze für das Arbeitsleben beziehen sich alle anderen wichtigen Vereinbarungen, allerdings werden dort nur Arbeitsrechte festgeschrieben. Die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen schließen dagegen auch Umweltschutz, Verbraucherfragen, Korruption, Besteuerung etc. ein. Die Empfehlungen an die Unternehmen sind jedoch freiwillig und nur für Unternehmen der Unterzeichnerstaaten gültig. Ein Vorteil ist der Beschwerdemechanismus. Dennoch gibt es in der Umsetzung viele Schwierigkeiten, so bei der wichtigen Frage, wie weit die Unternehmen für ihre Zulieferer verantwortlich sind.
Eine schwächere Initiative ist der Global Compact, den UN-Chef Kofi Annan 1999 initiiert hat. Mehr als 2000 Unternehmen haben sich den 10 Prinzipien von Menschenrechten, Arbeitsstandards, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung verschrieben. Dabei werden positive Erfahrungen ausgetauscht. Dies garantiert jedoch nicht die Einhaltung der Vereinbarungen, denn Verstöße werden bislang nicht geahndet. Zudem ist nur ein Bruchteil der weltweit etwa 70.000 multinationalen Unternehmen beteiligt.
Hoffen auf UN-Normen
Nichtregierungsorganisationen wie Germanwatch setzen deshalb Hoffnungen in die UN-Normen für Unternehmen. Sie wurden 2003 von der Menschenrechtsunterkommission verabschiedet, sind aber noch nicht verbindlich. In Zukunft sollen sie für alle Unternehmen gelten und auch Sanktionsmechanismen einschließen. Im April wird das weitere Vorgehen dazu in Genf diskutiert.
Solange die internationalen Instrumente nicht richtig greifen, sind andere Mechanismen wichtig. So schält sich der Finanzmarkt als ein bedeutender Faktor heraus: Die Sprache der Analysten verstehen auch die Vorstandschefs. Dazu müssen Umweltund Sozialthemen stärker als Kostenfaktoren dargestellt werden - z.B. durch Imageschäden oder die Gefahr von Regulierungen. So würden sie nicht nur im Nischensektor des nachhaltigen Investments auftauchen, sondern bei allen Investitionen. Positive Ansätze dafür gibt es bereits im Klimaschutz.
Besonders wichtig ist der öffentliche Druck auf Unternehmen über die Medien und Verbraucher. Sie müssen vertrauenswürdige Informationen bekommen und dürfen nicht durch zig Label verwirrt werden - sonst achtet bald niemand mehr auf soziale und ökologische Kriterien. Deshalb heißt es für Unternehmen und Regierungen vor allem: Mehr Transparenz schaffen!
Cornelia Heydenreich
Referentin KodexWatch