Schwerpunkt: Steigeisen gegen den Absturz des Kyoto-Protokolls
Schwerpunkt: Steigeisen gegen den Absturz des Kyoto-Protokolls
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
wenn Sie diese Zeitung in Händen halten, wissen Sie vielleicht schon mehr als wir. Denn derzeit gibt es täglich neue Nachrichten und Ungewissheiten.
Wird der Klimagipfel überhaupt stattfinden oder wird er gleich in der ersten Woche platzen? Wie wird sich Japan verhalten? Werden alle Themen wieder neu aufgemacht - und damit weitere Jahre verhandelt - oder wird man sich eng an den Vorgaben des Kyoto-Protokolls orientieren? Das Gerangel vor dem für Mitte Juli anberaumten Klimagipfel in Bonn schickt uns seit Monaten durch ein Wechselbad der Gefühle.
Seit dem Scheitern in Den Haag im November letzten Jahres steht die Frage im Raum, wie das globale Klima denn noch zu retten sein könnte. Die harsche Ablehnung durch US-Präsident Bush hat dann zunächst eine totale Ernüchterung ausgelöst, ehe es zu einer auch für die Amerikaner überraschend deutlichen und kraftvollen Reaktion der Befürworter der bisherigen UN-Klimaverhandlungen und des Kyoto-Protokolls gekommen ist.
So zeigten die EU und der deutsche Bundeskanzler bisher erfreuliche Eintracht, Visionskraft und Widerspruch gegenüber den USA. Die USA mit im Boot, nein zunächst ohne USA, Kompromisse durch Veränderungen von Teilzielen von Kyoto - in diesem weit gesteckten Spektrum wird derzeit vielerorts verhandelt und diskutiert.
Zum Kyotoprotokoll und dem UN-Klima-Prozess gibt es aus Sicht von GERMANWATCH keine sinnvolle Alternative. Auch wenn die bisherigen Ergebnisse mager sind. Aber wenn jetzt nicht der Einstieg in einen rechtlich verbindlichen Emissionsreduktionsregime geschaffen wird, ist ein akzeptabler Klimapfad vermutlich dauerhaft verpasst. Die Vereinten Nationen, die Gemeinschaft der Völker, sind der einzige legitimierte Referenzrahmen. Hier ist die RIO-Klimakonvention die über Jahre entwickelte Entscheidungsstruktur, die dafür Sorge tragen soll, dass wirklich jedes Land seiner Verantwortung auf Dauer nachkommt.
Angesichts der globalen Herausforderung kann man von denen, die in Bonn verhandeln, schon erwarten, dass sie ihre Ferien für das Klima ein wenig verkürzen müssen. Finden Sie nicht auch ?
Klaus Milke
Impressum
Herausgeber: Germanwatch e.V.
Redaktion: Dörte Bernhardt (V.i.S.d.P.), Christoph Bals.
Stand: Juli 2001
Diese Ausgabe wurde gefördert durch das Landesamt für Entwicklungszusammenarbeit Bremen und das Ministerium für Umwelt und Naturschutz (MUNLV) über die Carl-Duisberg-Gesellschaft.
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