Flutkatastrophe: Zweitgrößtes Schadensereignis weltweit

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Flutkatastrophe: Zweitgrößtes Schadensereignis weltweit

Wir dokumentieren eine erste Analyse der Folgen der Flutkatastrophe und der nun notwendigen politischen Konsequenzen durch Prof. Schellnhuber, Leiter des Potsdam-Institutes für Klimafolgenforschung und Mitglied des Beratungsgremiums für globalen Wandel der Bundesregierung (WBGU). Er betont den Zusammenhang zum globalen Klimawandel:

"Die derzeitige Hochwasserkatastrophe in Mitteleuropa ist nach Einschätzung des Klimafolgenforschers Prof. Hans-Joachim Schellnhuber eines der größten Schadensereignisse weltweit. "Mit etwa 25 Milliarden Euro Schaden wurde diese Flut nur von dem Erdbeben im japanischen Kobe 1995 übertroffen", sagte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung am Mittwoch in einem dpa-Gespräch. In Japan seien die Kosten mehr als vier Mal so hoch gewesen.
 

Hauptsächlich betroffene Gebiete und Städte (Stand: 27.8.2002)
Quelle der Karte: Münchener Rück
www.munichre.com//aktuelles_forum/pdf/natcat_flut_d.pdf

"Das Hochwasser ist Teil einer Häufung von Umweltkatastrophen, die voll ins Bild des in Gang kommenden Klimawandels passt", sagte Schellnhuber. An diesem Wandel trage letztlich der Mensch die Schuld. "Das erkennen 99 Prozent der Wissenschaftler weltweit an." Rund zwei Dutzend Flutereignisse mit Schäden von jeweils mehr als einer Milliarde Euro seien global in den vergangenen Jahren aufgetreten. Die zunehmende Erderwärmung durch Kohlendioxid und andere Treibhausgase kann seiner Ansicht nach nur durch eine Umstellung des weltweiten Energiesystems gebremst werden.

"Die jüngste Flutkatastrophe macht deutlich, dass ein groß angelegtes Investitionsprogramm aller Industrienationen für Sonnen-, Wind- und Wasserenergie nötig ist", sagte Schellnhuber. Dies könne zudem den angeschlagenen Wirtschaften vieler Länder den lang ersehnten Aufschwung bringen. "Das wäre ein ungeheurer Schub für Beschäftigung und Innovation, so wie einst das amerikanische Weltraumprogramm."

Bislang hätten auch in Deutschland weder Umweltpolitiker noch Naturschützer die volle Dimension des Problems erkannt, kritisierte Schellnhuber. "Sie konzentrierten sich noch immer auf Dinge wie Mülltrennung und Verpackungsgesetze anstatt auf eine weitgehende Reduzierung des weltweiten Kohlendioxid-Ausstoßes." Bis etwa 2025 müsse dieser in einer globalen Großanstrengung um rund 20 Prozent gesenkt werden, damit überhaupt ein Effekt spürbar sei, sagte Schellnhuber. Dieses Ziel müsse auf dem Welt-Umweltgipfel in Johannesburg (Südafrika) kommende Woche unbedingt vereinbart werden, sonst käme dies einem Scheitern gleich. "Es sind Mut und eine Vision erforderlich."

Unmöglich sei eine Umstellung des Welt-Energiesystems nicht. "Als im 18. Jahrhundert die Wälder weitgehend gerodet waren, stellte man auf Kohle um, nach dem Zweiten Weltkrieg auf Erdöl - eine Umstellung ist durchaus machbar." Um ein Grad Celsius habe sich die Erde seit der Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert erwärmt, bis Ende dieses Jahrhunderts werde ein Anstieg um weitere 1,4 bis 5,8 Grad Celsius prognostiziert. "Steigt die Temperatur tatsächlich um zwei Grad oder mehr, sind wir am Ende der Fahnenstange", warnte Schellnhuber. Dann könnten weltweit Schwierigkeiten bei der Nahrungsmittel-Produktion auftreten und sich große planetarische Klimamuster wie der atlantische Golfstrom oder der asiatische Monsun-Regen ändern."

Aus: g-o.de nach rp-online 22.8.02