Arktis als Vorbote für die Folgen des Klimawandels

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Arktis als Vorbote für die Folgen des Klimawandels

Das "Arctic Climate Impact Assessment" (ACIA) hat den bislang umfassendsten Bericht zum Klimawandel in der Arktis vorgelegt. Das ACIA ist das Klimaprogramm des Arctic Council, dem die acht Anrainerstaaten (u.a. USA, Kanada und Russland) angehören - sie sind übrigens für über 30% des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich. Die rund 250 Wissenschaftler des ACIA machen mit ihrem Bericht deutlich, dass die Arktis extrem verwundbar ist und mit die schnellste und ernsthafteste Klimaänderung weltweit erfährt. Sie bekräftigen zudem, dass der Klimawandel größtenteils aus den vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen resultiert. In 10 Thesen listet der Bericht die globalen Folgen für Klima, Flora, Fauna, Wirtschaft und Gesellschaft auf und unterstreicht die Notwendigkeit, sofort Maßnahmen zur Verringerung des Treibhausgasausstoßes zu ergreifen.

Germanwatch bringt gekürzt eine Zusammenfassung der zehn Thesen des Berichtes (siehe auch ausführliches Hintergrundpapier).

1. Das arktische Klima erwärmt sich schnell, und viel stärkere Änderungen werden projiziert. In der Arktis ist die jährliche Durchschnittstemperatur in den letzten Jahrzehnten doppelt so stark angestiegen wie auf dem Rest der Erde. (...)

2. Die arktische Erwärmung und ihre Folgen haben weltweite Auswirkungen. Das Abschmelzen des hochreflektiven arktischen Schnees und der Eisflächen setzt dunkle Landflächen und Meeresoberfläche frei. Dadurch wird die Sonnenwärme stärker absorbiert und der Planet weiter erwärmt.

Stärkeres Gletscherschmelzen und Flussabflüsse leiten mehr Süßwasser in die Ozeane, was den globalen Meeresspiegel steigen lässt und eventuell die Meeresströmungen verlangsamt (...).

3. Die arktischen Vegetationszonen werden sich sehr wahrscheinlich verlagern, was zu weiträumigen Auswirkungen führt. Die Baumgrenze wird sich voraussichtlich nach Norden und auf höhere Lagen verschieben (...). Produktivere Flora wird zwar wahrscheinlich mehr Kohlenstoff binden, aber die gesunkene Reflektivität der freigesetzten Landoberfläche gleicht diesen Effekt durch die stärkere Erwärmung  wahrscheinlich wieder aus. (...)

4. Die Artenvielfalt der Tiere, ihre Verbreitungsgebiete und Verteilung werden sich verändern. Der Rückgang des Treibeises lässt den maritimen Lebensraum von Eisbären, Robben und einigen Seevögeln schrumpfen, wodurch einigen Arten das Aussterben droht. Karibus/Rentiere und andere Festlandtiere werden verstärktem Stress ausgesetzt, da der Klimawandel ihren Zugang zu Nahrung, Brutstätten und historischen Routen abändert.

5. Viele Küstengemeinden und -einrichtungen werden zunehmend Stürmen ausgeliefert sein. Starke Küstenerosion wird ein immer größeres Problem werden, da der steigende Meeresspiegel und der Rückgang des Treibeises höhere Wellen und Sturmfluten bis an die Küste treiben können. (...)

6. Weniger Treibeis begünstigt Zunahme des Schiffsverkehrs und Zugang zu Ressourcen. Der kontinuierliche Rückgang des Treibeises wird die Schifffahrtsaison verlängern und den Meereszugang zu den natürlichen Ressourcen der Arktis erhöhen. (...) Der Treibeis-Rückgang begünstigt mehr Offshore-Gewinnung von Öl und Gas, obwohl wachsende Eisverschiebung einige Vorhaben behindern könnte.

7. Auftauender Erdboden wird das Transportwesen, Gebäude und andere Infrastruktur zum Erliegen bringen. Transportwesen und Industrie an Land, inkl. Öl- und Gasgewinnung sowie Forstwesen, werden zunehmend beeinträchtigt werden, da die Zeitdauer, in der die Vereisung von Eisstraßen und Tundra den Verkehr ermöglicht, verkürzt wird. Da der Boden taut, werden viele Gebäude, Straßen, Pipelines, Flughäfen, und industrielle Einrichtungen destabilisiert und benötigen substanziellen Umbau, Instandhaltung und Investitionen. (...)

8. Indigene Gemeinden werden mit großen wirtschaftlichen und kulturellen Auswirkungen konfrontiert werden. Viele indigene Völker hängen von der Jagd auf Eisbären, Walrösser, Robben und Karibus ab, von der Rentierhaltung und auch vom Fischen und Sammeln. (...) Der Wandel der Eis- und Wetterbedingungen stellt ein großes Problem für die menschliche Gesundheit und Ernährungssicherung sowie u.U. auch für das Überleben einiger Kulturen dar. (...)

9. Erhöhte ultraviolette Strahlung wirkt sich auf Menschen, Tiere und Pflanzen aus. (...) Eine erhöhte UV-Strahlung in der Arktis wird in den nächsten Jahrzehnten bestehen bleiben.

10. Das Zusammenspiel vielfacher Faktoren hat Auswirkungen auf Menschen und Ökosysteme zur Folge. Der Klimawandel vollzieht sich in einem Kontext verschiedener Stressfaktoren wie chemische Verschmutzung, Überfischen, veränderte Landnutzung, Zergliederung des Lebensraumes, Bevölkerungswachstum und kultureller und ökonomischer Wandel. Dieser vielfältige Stress verstärkt in seiner Kombination die Folgen für den Menschen und das Ökosystem, für Gesundheit und Wohlbefinden.
 

Quelle: http://amap.no/workdocs/index.cfm?dirsub=%2FACIA%2Foverview
 

>> Ausführliches Hintergrundpapier zum Klimawandel in der Arktis