Klimaskeptiker-Finanzierung durch Exxon in der Kritik
Klimaskeptiker-Finanzierung durch Exxon in der Kritik
Kaum ein seriöser Wissenschaftler stellt noch in Frage, dass der aktuell beobachtbare Klimawandel - zumindest zum überwiegenden Teil - durch den Menschen verursacht wird. Dies hindert jedoch Teile der fossilen Energiewirtschaft nicht am Versuch, weiterhin in der Öffentlichkeit Zweifel über diesen Sachverhalt zu säen. Der Ölmulti ExxonMobil gehört unter ihnen zu den prominentesten und aktivsten. Dagegen begehrt nun die britische Wissenschaftlervereinigung Royal Society auf, wie das Wissenschaftsmagazin Science berichtet.
Germanwatch übersetzt leicht gekürzt aus dem Englischen.
"Die weltweit älteste wissenschaftliche Gesellschaft hat das reichste Unternehmen der Welt wegen des Versuchs, die Öffentlichkeit im Bezug auf die globale Erwärmung in die Irre zu führen, angegriffen. In einem scharf verfassten Brief, der letzte Woche veröffentlicht wurde, kritisiert die 346 Jahre alte Royal Society den Öl-Riesen ExxonMobil für die finanzielle Unterstützung von 'Organisationen, die falsche Informationen über den Klimawandel in der Öffentlichkeit verbreiten' und für die Förderung einer 'ungenauen und irreführenden' Sichtweise: Es gebe Uneinigkeit unter den Wissenschaftlern über den Einfluss menschlicher Aktivitäten auf den Temperaturanstieg. ExxonMobil veröffentlichte eine Entgegnung, und einige Klimaskeptiker warfen der Royal Society vor, sie wolle Debatten unterdrücken.
Der Brief, der vom Leiter für politische Kommunikation der Royal Society, Bob Ward, mit Zustimmung der Geschäftsleitung verfasst wurde, wurde an den Direktor für Unternehmensangelegenheiten von ExxonMobil U.K. geschickt. Er klagt an, dass der Bericht über das gesellschaftliche Engagement des Unternehmens und die Strategie-Broschüre Tomorrow's Energy 'sehr irreführend' seien. In einer Passage lehnt der Konzern die Arbeit des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) ab: Sie basiere auf Expertenmeinungen anstatt auf objektiven, reproduzierbaren statistischen Methoden. Die Berichte von ExxonMobil behaupten, es sei 'sehr schwierig, objektiv festzustellen, in welchem Umfang jüngste Klimaveränderungen das Resultat menschlichen Handels sein könnten.' Diese Aussagen, so die Royal Society, sind 'nicht übereinstimmend mit der wissenschaftlichen Literatur.'
Ward hinterfragt auch die Finanzierung von ExxonMobil zugunsten von Organisationen, die den Zusammenhang zwischen Kohlendioxid und Klimaänderung leugnen. Beispielsweise erklärte er gegenüber Science, dass das Unternehmen im letzten Jahr $25.000 an das 'Center for the Study of Carbon Dioxide and Global Change' in Tempe, Arizona, überwies. Auf ihrer Website behauptet dieses Zentrum: 'Es gibt keinen zwingenden Grund zu glauben, dass der Temperaturanstieg [seit der industriellen Revolution] durch den CO2-Anstieg verursacht wurde.' Nach Ansicht der Royal Society gibt es 'etwa 39 Organisationen', die irreführende Informationen veröffentlichen und auf der Website von ExxonMobil als Geldempfänger aufgelistet sind. Nach Aussage von Ward sagten Firmenvertreter im Juli auf einem Treffen, dass sie die Beendigung der Unterstützung dieser Gruppen planen. Mit dem in diesem Monat geschriebenen Brief wolle er an der Sache dranbleiben.
ExxonMobil-Sprecher David Eglinton erwiderte, dass die Royal Society den Konzern 'nicht zutreffend und unfair' dargestellt habe. In einer Stellungnahme der Firma heißt es: 'Wir wissen, dass CO2-Emissionen einer der Faktoren sind, die zur Klimaänderung beitragen,' und 'ExxonMobil unternimmt Schritte, um … Treibhausgasemissionen zu verringern und zu minimieren.' (...)"
Quelle: Science, 29.9.06, S. 1871