Deutschland ist moralisch verpflichtet, Klimaschäden zu kompensieren

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Deutschland ist moralisch verpflichtet, Klimaschäden zu kompensieren

Ende September hat Kardinal Karl Lehmann als Vorsitzender die Stellungnahme der Deutschen Katholischen Bischofskonferenz zum globalen Klimawandel vorgestellt. Angesichts der bevorstehenden deutschen EU- und G8-Präsidentschaften begrüßte er die Ankündigung der Bundesregierung, den Klimawandel zu einem zentralen Thema zu machen.

Germanwatch bringt Auszüge aus der Zusammenfassung der Erklärung "Der Klimawandel &#x2013 Brennpunkt globaler, intergenerationeller und ökologischer Gerechtigkeit".

"Der globale Klimawandel ist die wohl umfassendste Bedrohung menschenwürdiger Existenz und der natürlichen Ökosysteme.(...) Klimaschutz und Anpassung an die Folgen des Klimawandels sind deshalb unaufschiebbare Aufgaben, zu denen auch die Kirche einen substantiellen Beitrag leisten kann.(...)

Zum christlichen Zeugnis gehört nicht nur die ethische Reflexion, sondern ebenso der solidarische Einsatz für Gerechtigkeit durch die eigene Praxis des Klimaschutzes.(...)

Die Lasten des Klimawandels sind sehr ungleich verteilt. Je ärmer und schwächer die Menschen, Regionen oder Länder sind, desto geringer sind ihre Möglichkeiten, den Folgen des Klimawandels auszuweichen, sich anzupassen, zu schützen, zu versichern oder entstandene reversible Schäden zu beheben.(...)

Aufgrund dieser großen Ungleichheit zwischen Verursachern und Leidtragenden ist die menschengemachte Klimaänderung also ein grundlegendes Problem der weltweiten Gerechtigkeit. Weiter: Unser heutiger Mangel an Klimaschutz wird vor allem in der Zukunft nachteilige Wirkungen entfalten. Dadurch wird die Gerechtigkeit zwischen den Generationen in Frage gestellt.(...) Und schließlich beeinträchtigt der Klimawandel die Lebensräume von Fauna und Flora und verstößt damit gegen die Umweltgerechtigkeit.

Im Sinne der globalen, intergenerationellen und ökologischen Gerechtigkeit müssen die Akteure ihr Handeln an folgenden Grundsätzen orientieren: Das Verursacherprinzip gebietet, rückwirkend die Lasten für verursachte Schäden zu übernehmen sowie vorausschauend alle absehbaren Kosten für Mensch und Umwelt in die Preise einzubeziehen. Das Vorsorgeprinzip zielt auf die Minderung von Risiken und die Schonung der natürlichen Lebensgrundlagen, auch mit Blick auf die nachrückenden Generationen.(...)

Gemäß den skizzierten ethischen Maßstäben müssen die Industrie-, Transformations- und Schwellenländer sowie die Reichen in den Entwicklungsländern ihrer eigenen Entwicklung auf der Basis fossiler Energieträger Grenzen setzen und die Hauptlast der weltweit notwendigen Maßnahmen übernehmen. Notwendig sind sowohl Strategien zur Minderung der Treibhausgas-Konzentrationen als auch Strategien zur Anpassung, um die negativen Folgen des Klimawandels für Menschen, Tiere und Pflanzen abzuschwächen. Minderung und Anpassung stehen dabei für zwei sich ergänzende, nicht für zwei alternative Maßnahmenbündel. (...)

Der aktive Einsatz für die Gerechtigkeit in ihren drei Dimensionen ist gefordert, vor allem aber eine Lastenübernahme nach dem Verursacherprinzip. Die bisherige Unterstützung der Entwicklungsländer bei der Anpassung an den Klimawandel ist unzureichend. Die Hauptverursacher, darunter Deutschland, müssen ihre Verpflichtung anerkennen, entstandene und noch eintretende Schäden zu kompensieren und ausreichende Gelder für Anpassungsmaßnahmen zur Verfügung zu stellen.(...)

Unter den Christinnen und Christen gibt es ermutigende Beispiele für praktizierten Klimaschutz, auch wenn sicherlich noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft worden sind.(...) Diese Initiativen bedürfen der Unterstützung, Förderung, Weiterführung, Bündelung und Nachahmung. Für eine ernsthafte Wahrnehmung der kirchlichen Klimaverantwortung ist ein Dreifaches unverzichtbar: (a) eine Verankerung der Schöpfungsverantwortung im Selbstverständnis der Kirche - in Diakonie, Verkündigung und Liturgie; (b) ein entschiedenes Eintreten für Veränderungen der politischen Rahmenbedingungen sowie des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Handelns zugunsten des Klimaschutzes, sowohl auf lokaler und regionaler wie auf nationaler, europäischer und globaler Ebene; (c) Ermutigung, Förderung und Durchführung praktischer Initiativen für klimafreundliches Handeln und eine Reduktion des Verbrauchs fossiler Energieträger."
 

Quelle: http://www.dbk.de/aktuell/meldungen/01182/print_de.html