Glyphosat in aller Munde

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Glyphosat in aller Munde

Der Kampf um die Wiederzulassung des Herbizids in der EU ist noch nicht ausgefochten
Weitblick-Bild 2/16: Glyphosat-Demo

Proteste gegen Glyphosat formierten sich in zahlreichen deutschen Städten. Foto: Jörg Farys/BUND, CC BY-SA 2.0

  
Glyphosat, das weltweit am meisten verwendete Unkrautvernichtungsmittel, gerät zunehmend in die Kritik. Die Anwendung von Glyphosat nimmt von Jahr zu Jahr zu. Ebenso lassen sich seit Jahren schon Rückstände des Herbizids in Mensch, Tier und Umwelt nachweisen und nehmen Resistenzen gegen Glyphosat bei starker Anwendung zu.

Im Zusammenhang mit Glyphosat kritisieren Gegner – so auch die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) – immer wieder die intransparenten Zulassungsvorgänge ebenso wie den Einsatz des Mittels als billige Alternative zu gutem Ackerbau. Untersuchungen in Deutschland zeigen, das der typische Starkanwender ein durchrationalisierter, fruchtfolgearmer Betrieb mit relativ großen Flächen und wenig Arbeitskräften ist. „Glyphosat steht für ein ackerbauliches System, dass wir nicht wollen“, sagt AbL-Bundesvorsitzende Gertraud Gafus. „Jenseits aller Diskussionen um die gesundheitlichen und ökologischen Auswirkungen des Wirkstoffes bleibt Glyphosat ein billiges Mittel, das Rationalisierung und industrielle Strukturen im Ackerbau unterstützt und fördert. In den vergangenen Jahren hat sich ein immer schnellerer und sorgloserer Griff zu Glyphosat als bequeme Lösung entwickelt.“ Statt als Notfalloption, wie ursprünglich mal gedacht und von kritischen Bauern und Bäuerinnen eingesetzt, sei Glyphosat inzwischen viel zu oft Standard auf dem Acker und auch auf dem Grünland. Die AbL fordert von der EU-Kommission, Glyphosat nicht wieder zuzulassen. Der Deutsche Bauernverband und die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat, eine industrielle Lobbygemeinschaft, warnen dagegen vor „politischen Pflanzenschutzmittelzulassungen“ und davor, „wissenschaftlich haltlos zu skandalisieren und Panik zu schüren.“

Entscheidungsblockade in Brüssel

Der derzeit in Brüssel laufende Prozess um die Wiederzulassung gestaltet sich schwierig. Am Anfang standen sich zwei Seiten gegenüber: Die EU-Kommission schlug eine uneingeschränkte Wiederzulassung für 15 Jahre vor, entsprechend ihren wissenschaftlichen Quellen, der europäischen Lebensmittelsicherheits-Behörde (EFSA) und des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), die das Herbizid als unbedenklich einstufen. Dem gegenüber stand eine breite Gegnerschaft aus Umwelt- und GesundheitswissenschaftlerInnen, PolitikerInnen und AktivistInnen – besonders entschlossen, seit die internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation WHO Glyphosat für „wahrscheinlich krebserregend“ hält. Weiter anwachsender gesellschaftlicher Druck und die Ablehnung einer uneingeschränkten Wiederzulassung durch Mitgliedstaaten wie Italien, Frankreich, Schweden und die Niederlande führten dazu, dass die EU-Kommission die Entscheidung mehrfach verschob. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) und Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) konnten sich nicht einigen und sorgen somit für ein Quasi-Veto Deutschlands. Die Kommission hat sich nun für die zweitschlechteste Lösung entschieden und die Zulassung um 18 Monate verlängert, statt wie ursprünglich geplant für 15 Jahre.

Die EU muss die Risiken von Glyphosat nun erneut intensiv prüfen, und damit Risiken für Umwelt und VerbraucherInnen in Europa verringern. Sie könnte damit auch andere Länder wie Brasilien, Argentinien und Paraguay inspirieren, in denen der intensive Glyphosat-Einsatz im Sojaanbau zu großen Problemen führt.
 

Claudia Schievelbein,
Redakteurin „Unabhängige Bauernstimme“

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