Pariser Abkommen zur Chance für Indien ausgestalten

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Pariser Abkommen zur Chance für Indien ausgestalten

Das Pariser Abkommen weist noch Lücken zur Interpretation und Ausgestaltung auf. Länder, die sich dabei nun schnell engagieren, haben besonders große Chancen, von der Umsetzung des Abkommens zu profitieren. Diese kann für Schwellen-länder wie Indien ebenfalls nicht nur beschwerlich sein, sondern birgt auch Chancen.

Germanwatch zitiert Auszüge eines in der Huffington Post erschienenen Artikels von Siddharth Pathak, der in Neu-Delhi für das Climate Action Network International tätig ist.

[...] Das Pariser Abkommen erfasst die aktuellen politischen Absichten und eröffnet die notwendigen Möglichkeiten [für zusätzliche Bemühungen] in der Zukunft. Die erfolgreiche und effektive Umsetzung des Abkommens ist jetzt von zwei Schlüsselfaktoren abhängig: zum einen, dass der Wille zum Klimaschutz bei der politischen Führung in Schlüsselstaaten bestehen bleibt. Zum anderen ist es notwendig, die Auseinandersetzung um die Auslegung des Abkommens und die Ausgestaltung der Details zu gewinnen. [...]

Anders als andere Abkommen in der Vergangenheit wird das Pariser Abkommen den Regierungen keine Handlungen diktieren, sondern ihnen als Richtlinie zur Bekämpfung des Klimawandels dienen. [...]

Um das Abkommen erfolgreich zu machen im Hinblick auf sein Ziel, den bislang steigenden CO2-Ausstoß zu senken und den Anstieg der globalen Temperaturen zu begrenzen, müssten alle Regierungen mit der Klimapolitik ernst machen und somit – unabhängig von der politischen Führung eines Landes – den Transformationsprozess in Richtung einer nahezu CO2-emissionsfreien Wirtschaft fortführen.

Für Indien bedeutet dies, dass wir den Klimawandel nicht mehr nur Stück für Stück angehen können. Unsere Politik muss mehr von der zwingenden Notwendigkeit zum Handeln geprägt sein als nur von Antworten auf internationale politische Vereinbarungen, wie es bisher meist der Fall war.

Indien entwickelt vor allem seine Erneuerbaren Energien weiter, jedoch müssen wir andere Bereiche wie Transport und Urbanisierung gleichzeitig und mit einem langfristigen Planungshorizont einbeziehen. Wenn wir das Beste aus dem Pariser Abkommen machen wollen, müssen wir einen Weg finden, den Standort Indien für aus- und inländische Investoren, Innovatoren und Unternehmen, die in diesem Bereich mitarbeiten wollen, attraktiv zu machen. Wir brauchen langfristige Pläne, die Planungssicherheit über den angestrebten Entwicklungspfad schaffen. Solche gibt es schon für die nachhaltige Stromerzeugung mit dem ambitionierten Ziel von 175 GW [erneuerbaren Energien]. Ähnliche Zielsetzungen braucht es jetzt auch in anderen Bereichen wie der Anpassung an den Klimawandel und bezüglich der Klimaerwärmung widerstandsfähiger Infra-struktur, vor allem in Anbetracht der jüngsten Katastrophen wie zum Beispiel den Überflutungen in Chennai.

Wie bereits erwähnt, stellt das Pariser Abkommen ein rechtliches Dokument dar, das einen Rahmen und eine Richtung vorgibt. Die Details vieler Bestimmungen, genauso wie die Interpretation einiger Begriffe wie „Gerechtigkeit“, müssen in den nächsten fünf Jahren noch ausgehandelt werden, bis der Vertrag 2020 in Kraft tritt.

Es ist äußerst wichtig, dass die indische Regierung jetzt schnell agiert. Je schneller wir die langfristige Ausrichtung der ökonomischen und sozialen Entwicklung planen, desto leichter wird es uns fallen, die Details des Abkommens für uns vorteilhaft auszugestalten und zu nutzen. Zum Beispiel im Fall „Gerechtigkeit“ lässt das Abkommen einen großen Interpretationsfreiraum und ihm fehlen klare Regeln, wie „Gerechtigkeit“ zwischen den Ländern beurteilt werden kann, wenn Fortschritte bewertet oder Verantwortung zum Handeln aufgeteilt werden sollen.

Um die indische Sichtweise auf das Abkommen im Interpretationskampf durchsetzen zu können, muss die indische Regierung flink und innovativ handeln und Ideen und Konzepte zum Thema Gerechtigkeit entwickeln. Die Regierung muss sich von ihrer traditionelle Herangehensweise an das Thema lösen und an die Rahmenbedingungen, die im Abkommen festgeschrieben sind, anpassen.

Im Abkommen finden sich viele Chancen, die man ergreifen kann, wie zum Beispiel das Konzept eines neuen Marktmechanismus. Indien als zweitgrößter Nutznießer des „Clean Development Mechanism“ hat es bisher kaum geschafft, Kohlenstoffmärkte zu erweitern. Die Regierung könnte sich diese Möglichkeit zunutze machen, indem sie die existierenden Marktmechanismen wie „Perform, Achieve and Trade (PAT)“ sowie die angekündigte internationale Solarallianz (International Agency for Solar Technologies and Application) so ausgestaltet, dass sie in Zukunft anschlussfähig an den neuen Mechanismus sind.

Im Pariser Abkommen geht es um Möglichkeiten. Jetzt liegt es in den Händen der einzelnen Länder, diese Möglichkeiten zu nutzen, um den Klimawandel gemeinsam global zu bekämpfen.


Quelle: http://www.huffingtonpost.in/siddharth-pathak-/making-the-paris-climate-_b_8815846.html