Klimavertrag ist ein gelungener Kompromiss und eine Herausforderung für Indien

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Klimavertrag ist ein gelungener Kompromiss und eine Herausforderung für Indien

Experten von Forschungszentren in Bangalore und Madras beurteilen das Pariser Abkommen und prüfen es auf Konsequenzen für Indien.

Germanwatch übersetzt Auszüge eines Artikels, der zuerst am 15. Dezember 2015 in der Zeitung „The Hindu“ erschien.

[...] [Indiens] Umweltminister Prakash Javadekar hat sich zufrieden darüber geäußert, dass Indiens wichtigste Belange in allen Bereichen im Abkommen berücksichtigt wurden. [...] Die finale Version des Textes scheint für jeden etwas zu enthalten, doch nicht annähernd genug um irgendjemanden vollkommen zufriedenzustellen.

Kontroverse Fragen

Die zentralen Fragen waren [...] das Beibehalten der Unterscheidung zwi-schen reichen und Entwicklungsländern, wie [...] in der Klimarahmenkonvention mit „common but differentiated responsibilites (CBDR)“ festgeschrieben; die Unterstützung für Entwicklungsländer durch Finanzierung, Technologie und Kapazitätsaufbau [...]; die Festlegung eines Datums, an dem die Treibhausgasemissionen aller Hauptemittenten den Höhepunkt erreichen; und die Unterstützung armer Länder, die von der Klimaerwärmung durch Schäden und Verluste nachteilig betroffen sind, sowie die Entscheidung, ob hierbei das Thema „Haftung und Entschädigung“ angesprochen werden sollen.[...]

Konsequenzen für Indien

Indien wird beachtliche Bemühungen auf sich nehmen müssen, um die neuen Vorgaben des Abkommens umzusetzen, besonders hinsichtlich der fortlaufenden Überprüfung der Ziele, des Überwachungsrahmens und der überarbeiteten CBDR-Formulierung des Abkommens zur Berücksichtigung „nationaler Umstände“. Wie genau diese nationalen Umstände für Indiens Anspruch auf Unterstützung (Finanzflüsse, Technologietransfer, Kapazitätsaufbau) zu interpretieren sind, ist unklar, da Indien ein großes Land mit hohem Bruttoinlandsprodukt ist, jedoch auch Millionen in Armut leben. Außerdem wird Indien durch die Auswirkungen des Klimawandels stark betroffen sein, ist verwundbar und muss sich an die zu erwartenden Folgen anpassen, wenn die globale Temperatur um 2 °C oder mehr ansteigt.

Zudem gibt es das Problem der Aufteilung der verbleibenden CO2-Aufnahmekapazität der Atmosphäre. Wenn keine adäquaten Mechanismen gefunden werden, diesen verbleibenden Raum gerecht aufzuteilen, wird eine Abwärtsspirale entstehen, in der die Industriestaaten weiterhin das verbleibende CO2-Budget auffressen. Unter diesen Bedingungen müsste Indien sich darauf einstellen, sowohl Millionen aus der Armut zu befreien, als auch seinen rechtmäßigen Teil dieses Raums für seine Entwicklung einzufordern.

Indien muss sich auch darum küm-mern, Sozialleistungen für seine riesige unterversorgte Bevölkerung nachhaltig zu erbringen. Dies erfordert eine grundlegende soziale und ökonomische Transformation auf nationaler Ebene von noch nicht gesehenem Ausmaß. Obwohl dies eine große Herausforderung ist, ist es ebenso eine enorme Chance für unser Land, ein alternatives Model nachhaltiger Entwicklung zu schaffen: ein Modell, das Entwicklung von der völligen Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen löst. Wenn dies gelingt, kann Indien ein Beispiel für andere Entwicklungsländer werden.


Quelle:
http://www.thehindu.com/opinion/op-ed/paris-agreement-at-paris-something-for-everyone/article7987957.ece