Meeresschutz beim Ausbau des Stromnetzes
Meeresschutz beim Ausbau des Stromnetzes
Der Umstieg auf Erneuerbare Energien in Europa ist wichtig, um Klimaschutz in die Tat umzusetzen. Die Kosten für Windenergie auf See (auch bekannt als Offshore-Windenergie) sinken immer weiter. Daher ist zu erwarten, dass Wind auf der See zukünftig einen großen Teil der zukünftigen Stromproduktion in Europa liefert.
Um diesen auf der See erzeugten Strom zu den Orten in Europa zu transportieren, wo der Strom verbraucht wird, muss das Stromnetz ausgebaut werden. Erstmals gilt es, auch unter der See, also im maritimen Bereich, das Stromnetz stark auszubauen.
Schätzungsweise findet ein Drittel der zukünftigen Projekte zum Ausbau des Stromnetzes in Europa im maritimen Bereich statt. Das bedeutet, dass ein Drittel aller zu bauenden Stromleitungen Seekabel sein werden. Dazu gehören Projekte wie der „North Sea Wind Power Hub“. In diesem Projekt überlegt man, eine künstliche Insel in die Nordsee zu bauen, an die die Windanlagen auf See direkt angeschlossen würden. Die Verbindung mit dem Festland würde dann nur von der künstlichen Insel abgehen und nicht von jeder einzelnen Windturbine. Das InteGrid-Projekt zum Beispiel will so das Stromnetz in der Ostsee weiter ausbauen. Auch im Mittelmeer gibt es viele Netzausbauprojekte.
Viele Menschen sind der Ansicht, dass der Ausbau von Windturbinen auf See die einfachere Lösung sei, weil der Wind heftiger und regelmäßiger bläst und man die Windräder vom Land aus nicht sieht. Die Planung und Umsetzung von Windturbinen auf See und Seekabeln bedarf allerdings der gleichen Sorgfalt wie auf Land. Die Projekte müssen umweltverträglich und in offenen Prozessen geplant werden, zu denen alle betroffenen Personen und Organisationen Zugang haben. Unsere Meere sind empfindlich und wertvoll. Praxiserfahrungen mit Meeresschutz sind in der Energiewirtschaft leider noch wenig verbreitet, da der Fokus bislang auf Projekten an Land lag.
Um das zu ändern, wurde die Marine Grid Declaration („Marine Stromnetz Deklaration“) der Renewables Grid Initiative (RGI) entwickelt. Dafür arbeiteten betroffene Umweltverbände, Übertragungsnetzbetreiber und Akteure der Energiewirtschaft aus ganz Europa zusammen. Auch die Europäische Kommission konnte dafür gewonnen werden. Erstmalig einigten sich alle auf eine umfassende Liste von Prinzipien zum Meeresschutz. Das sind Regeln, zu denen sich diese Akteure verpflichten, um die Auswirkungen von Projekten auf die maritime Umwelt so gering wie möglich zu halten. Außerdem werden die Kooperation und der Austausch von Wissen zwischen den Organisationen ermutigt.
Am Tag der Europäischen Energieprojekte im März 2019 wurde die Deklaration von 31 beteiligten Organisationen in Brüssel feierlich unterschrieben. Christoph Bals hat als Politischer Geschäftsführer für Germanwatch unterzeichnet. Weitere Organisationen wollen in den nächsten Monaten noch unterschreiben. Nun gilt es, darauf zu achten, dass alle Beteiligten die Prinzipien auch in ihre Planungen sowie ihr tägliches Handeln umsetzen.
Michael Hickin, RGI & Eva Schmid, Germanwatch