Blauer Wasserstoff: Katalysator oder Stolperstein für eine klimaneutrale Wasserstoffwirtschaft?

Titelseite der Publikation

Die Bundesregierung hat vergangenes Jahr angekündigt, auch blauen Wasserstoff* für eine Übergangszeit zuzulassen und die Nutzung finanziell zu fördern. Das bringt drei konkrete Gefahren für Deutschlands Pfad zur Klimaneutralität und den Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft mit sich: 

- Negative Klimabilanz: Blauer Wasserstoff kann signifikante Treibhausgasemissionen verursachen, die zu einer negativen Klimabilanz bei dessen Einsatz führen.
- Langfristige Abhängigkeit von Erdgas: Durch blauen Wasserstoff droht eine Verstärkung und Verstetigung der Abhängigkeit und Nutzung von fossilem Erdgas (Lock-ins).
- Konkurrenz zu grünen Technologien: Blauer und grüner Wasserstoff laufen Gefahr, in Konkurrenz um finanzielle und materielle Ressourcen, Fachkräfte sowie Absatzmärkte zu stehen, wodurch der Hochlauf grüner Technologien gehemmt werden kann.

Dieses Diskussionspapier zeigt, dass diese Gefahren von den aktuellen und in Entwicklung befindlichen politischen Rahmenbedingung unzureichend adressiert werden. Wir benennen die sich daraus ergebenden Handlungsbedarfe in drei Bereichen und skizzieren mögliche Maßnahmen zur Abwehr der Gefahren:

- Höchstmögliche Anforderungen an blauen Wasserstoff stellen: Wenn blauer Wasserstoff zum Einsatz kommt, sollte dieser mit den geringstmöglichen CO2-Emissionen entlang der gesamten Herstellungskette produziert werden.
- Den Ausstieg beim Einstieg mitplanen:  Es braucht klare Vereinbarungen mit potenziellen Produzenten und Exportländern für blauen Wasserstoff, die von Beginn an den Ausstieg aus fossilen Energien und damit auch aus blauem Wasserstoff fest einplanen, damit zum frühestmöglichen Zeitpunkt ausschließlich grüner Wasserstoff verwendet wird.
- Vorrang für grüne Technologien sicherstellen: Es sollten maximale Anreize für den Hochlauf einer rein grünen Wasserstoffwirtschaft geschaffen werden, sodass auf Produktions- wie auf Nachfrageseite Investitionen primär in grüne Technologien fließen.


* Blauer Wasserstoff wird aus fossilem Erdgas über die Reformierung (Aufspaltung) in Wasserstoff und CO2 hergestellt. Das dabei entstehende CO2 soll aufgefangen und eingelagert werden (CCS), damit es nicht in die Atmosphäre gelangt.

Autor:innen
Dr. Simon Schreck
Publikationsdatum
Zitiervorschlag
Schreck, S., 2024, Blauer Wasserstoff: Katalysator oder Stolperstein für eine klimaneutrale Wasserstoffwirtschaft?
Seitenanzahl
10
Publikationstyp
Diskussionspapier

Ansprechpersonen

Echter Name

Referent für Wasserstoff und Klimaneutralität

Echter Name

Bereichsleiter Deutsche und Europäische Klimapolitik