Auf Kollisionskurs wie bei einem „Supersturm”
Auf Kollisionskurs wie bei einem „Supersturm”
Im Vorfeld des Weltwirtschaftsforums 2013 in Davos verwies der Bericht „Global Risks 2013“ auf den Klimawandel als eines der wichtigsten globalen Risiken. Germanwatch dokumentiert Auszüge aus dem Bericht.
„Fünf Jahre nach der Finanzkrise sind makroökonomische Befürchtungen weiterhin in den Köpfen der Entscheidungsträger. Dies wird bestätigt durch Daten des quartalweise erscheinenden Zuversichtsindex des Weltwirtschaftsforums sowie der Globalen Risikowahrnehmungsumfrage, in der die Befragten den systembedingten finanziellen Kollaps als das wichtigste wirtschaftliche Risiko von systemischer Bedeutung für die nächsten zehn Jahre bewertet haben.
Die gleichen Befragten identifizierten das Scheitern der Anpassung an den Klimawandel und steigende Treibhausgas-Emissionen als Teil der globalen Risiken, die am ehesten innerhalb des nächsten Jahrzehnts Realität werden könnten. [...]
Aus der Umfrage ergibt sich ein eindeutiges Bild: Wie bei einem „Supersturm“ befinden sich zwei wichtige Systeme auf Kollisionskurs. Das resultierende Wechselspiel zwischen der Belastung der wirtschaftlichen und ökologischen Systeme wird unvorhersehbare Herausforderungen für die globale und nationale Widerstandsfähigkeit darstellen.
Werden Länder in der Lage sein, mit den komplexen Herausforderungen, die sich in sehr unterschiedlichem zeitlichem Rahmen entfalten, gleichzeitig umzugehen? Ein Zyniker mag argumentieren, dass jeder zukünftige Umweltschaden sogar einen stimulierenden Effekt auf die Wirtschaft haben könnte – aus dem selben Grund wird BIP-gesteuerte Wachstumspolitik angeprangert, da hierbei der Wiederaufbau nach einem schweren Erdbeben das langfristige BIP ankurbeln kann. Diese Sichtweise ignoriert jedoch zwei Gegebenheiten. Erstens leben mehr Menschen in Stadtgebieten als jemals zuvor in der Geschichte der Menschheit – diese Ballung wird zunehmen und wahrscheinlich zu umweltbezogenen Schäden in historischer Höhe führen. Zweitens kann der existierende Schuldenstand einiger großer Volkswirtschaften untragbar werden. [...]
Diese fortdauernde weltwirtschaftliche Fragilität lenkt uns weiterhin von langfristigen Lösungen ab, indem sie die Verfügbarkeit von öffentlichen Mitteln begrenzt und größere Zurückhaltung beim Gebrauch knapper Mittel für strategische Investitionsprojekte erzeugt. [...]
Manche vom Klimawandel betroffene Menschen mögen es in Erwägung ziehen, die Kosten von bisherigen Verursachern von Treibhausgasemissionen zurückzufordern. Obwohl das alaskische Dorf Kivalina – das vom Klimawandel „vernichtet“ zu werden droht – mit seinem Versuch erfolglos war, Öl- und Kohleunternehmen auf 400 Millionen US$ zu verklagen, könnten zukünftige Kläger mehr Erfolg haben. Die amerikanische Tabakindustrie hätte vor 50 Jahren auch nicht erwartet, dass sie im Jahr 1997 368 Mrd. US$ für gesundheitsbezogene Schäden bezahlen würde. Für manche Unternehmen könnte die Investition in Emissionsminderungsmaßnahmen sowohl als unternehmerisches Risikomanagement verstanden werden, als auch als eine Minderung eines globalen Risikos.“
Quelle:
World Economic Forum: Global Risks Report 2013.
http://reports.weforum.org/global-risks-2013/