Welche Geschichte wollen wir erzählen?
Welche Geschichte wollen wir erzählen?
Die Politik reagiert meist gut auf akute Krisen und Katastrophen – Menschen jedoch eher verängstigt. Schleichend anwachsende Risiken wie der Meeresspiegelanstieg, aber auch zunehmende Extremwetterereignisse bergen die Gefahr des Fatalismus. Im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung gibt es zahlreiche Projekte, Konzepte und Initiativen, die Wissen, Kompetenzen, Werte und Fertigkeiten vermitteln wollen, die für eine zukunftsfähige Gestaltung des eigenen Lebens und der Gesellschaft notwendig sind. Dennoch wird auf allen Ebenen – vom privaten Lebensumfeld bis hin zur politischen Ebene – die Dringlichkeit dieser Herausforderung oft ignoriert, verharmlost und nur allzu zögerlich angegangen. Das ist ein Hindernis, wenn man für eine erfolgreiche „Große Transformation“ arbeitet und auf diesem Weg alle mitnehmen möchte.
Eine gute Kommunikation ist Voraussetzung für ein gesamtgesellschaftliches Handeln in Richtung sozial-ökologischer Transformation. Sie ist vor allem grundlegend, wenn es darum geht, Menschen für den Wandel zu motivieren, die von dieser Notwendigkeit noch gar nicht überzeugt sind, die lieber am Bestehenden festhalten möchten oder für die das Thema schlichtweg nicht relevant ist. Wie lässt sich also diese Transformation angemessen erzählen?
Bildungsakteure, die Menschen persönlich erreichen, ja, im Herzen ansprechen wollen und mit Begeisterung Veränderungen anstoßen, gehen neue Wege. „Die Schönheit der Herausforderung“: Wie will ich leben? Was ist mir wichtig? Mit wem und in welchem Netzwerk will ich meine Mitwelt gestalten? Wo kann ich mich als GestalterIn erleben? Und welche Fähigkeiten brauche ich dafür? Die Motivation muss groß und positiv sein, um Gewohntes, Liebgewonnenes und Angenehmes hinter sich zu lassen und sich auf neue Wege zu begeben.
Aber Menschen können ihrer Hoffnungskargheit entkommen, wenn wir sie (und uns) mitnehmen in die Geschichten vom Gelingen. Damit diese Geschichten nicht an Kraft einbüßen, ist es wichtig, dass Menschen dort ihre Wünsche, Ängste und Sehnsüchte finden. Und diese Erzählungen brauchen Resonanz – eine Gruppe, in der sie kreisen und stark werden können, und Erfahrungsräume, in denen diese Geschichten umgesetzt und erlebt werden können. Mut und Begeisterung sind umso erneuerbarer, je stärker die Gemeinschaft und Solidarität der Gruppe ist, die sich auf diesen Weg macht. Wie werden wir das gemacht haben: mehr Zeit für Miteinander, mehr Leichtigkeit, mehr Glück und Freude, liebe Freunde, gesunde Familie, gute Nahrung, intakte Umwelt, lebenswerter Lebensraum, gutes Leben für mich, für dich, heute, morgen, für meine Enkel... Doch zuerst einmal müssen wir die Geschichte erzählen, wie wir leben wollen.
Stefan Rostock & Melanie Gehenzig
In den letzten Jahren wurden immer mehr Modelle entwickelt, um Nachhaltigkeitsthemen durch narrative Ansätze besser vermittelbar zu machen. Einige Beispiele finden Sie hier:
www.germanwatch.org/wimmelbild-zukunft
oder bei Futurzwei: www.futurzwei.org