Schwerpunkt: Transformation braucht Bildung
Schwerpunkt: Transformation braucht Bildung
Editorial
Liebe Leserin, Lieber Leser,
was macht uns Menschen aus? Bewegung. Von Anfang an. Motorisch, intellektuell. Mit Unterstützung machen wir dann große Schritte mit großen Augen und unbändiger Neugierde. Wir wollen begreifen, verstehen, Teil sein. Wir mischen uns ein, wollen mehr, wollen verbessern. Und dieses Engagement, dieses natürliche Einmischen, fördern wir als einer der Akteure im Kontext von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Es gilt alle zu erreichen, Nachhaltigkeit anfassbar und begreifbar zu machen, die zugrundeliegenden Chancen aber auch Notwendigkeiten aufzuzeigen und einfach Spaß am Mitwirken zu vermitteln. Sprechen wir damit die Zivilgesellschaft an? Oder Kinder und Jugendliche? Ja. Aber in gleichen Maße auch EntscheidungsträgerInnen. Auch hier darf Bewegung nicht fehlen: in der Auseinandersetzung um die zielgerichtetsten Zugänge, Maßnahmen, Initiativen etc. Bewegung braucht eine Richtung, um Fortschritt zu erreichen. Transformation braucht Bildung, um nachhaltig zu wirken. Es geht um nichts Geringeres als unsere Zukunft gemeinsam zu gestalten. Lassen Sie sich dazu durch diese Weitblick-Ausgabe inspirieren!
Anne-Kathrin Kirchhof
Mitglied im Vorstand von Germanwatch
Redaktion: Daniela Baum, (V.i.S.d.P.), Christoph Bals, Klaus Milke
Stand: März 2018
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Wandel in Bewegung setzen
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) handelt von uns, betrifft die Gesellschaft und dreht sich um die Welt. Möchten wir die Welt zu einem nachhaltigen Ort verwandeln, so müssen wir uns auch selbst wandeln. Die Weltgemeinschaft hat 2014 auf der UNESCOWeltkonferenz für BNE in Aichi-Nagoya (Japan) Bildung für nachhaltige Entwicklung das Potenzial zugeschrieben, „alle Lernenden zu ermächtigen, sich selbst und die Gesellschaft, in der sie leben, zu transformieren“. Und die Agenda 2030 der Vereinten Nationen mit den 17 globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) kann nur umgesetzt werden, wenn Bildung in die umfassende Transformation einbezogen wird.
Ein Weg, dem nur der Anfang fehlt
Jede nachwachsende Generation steht vor der Frage, ob die vorgefundene Form der Lebensgestaltung zukunftsfähig ist. Etablierte Deutungs- und Handlungsmuster müssen daraufhin überprüft werden, ob sie den sich wandelnden Herausforderungen noch entsprechen und nützlich sind. Dieser Prozess ist so nötig wie normal, entscheidend bleibt, dass er immer neu beginnt. Die Dringlichkeit und die sich daraus ergebenden Notwendigkeiten sind nicht zu allen Zeiten gleich hoch und umfassend, heute sind sie unzweifelhaft gravierend genug, dass der Begriff einer notwendigen „Großen Transformation“ angemessen scheint, wenn auch schwer kommunizierbar.
Bildung für nachhaltige Entwicklung und Inklusion
Gegenwärtige Herausforderungen wie Klimawandel, Verbrauch natürlicher Ressourcen, Verlust der Biodiversität, existentielle Armut oder Extremismus haben Auswirkungen auf unser aller Leben und benötigen globale Lösungs-, aber auch lokale Handlungsansätze. Vor diesem Hintergrund wird immer deutlicher, dass zur Bewältigung dieser Herausforderungen eine gesamtgesellschaftliche Transformation notwendig ist, um ökologische Verträglichkeit, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und soziale Gerechtigkeit auch für zukünftige Generationen gewährleisten zu können.
BNE als Teil der indischen Entwicklungsstrategie
Indien erlebt große ökologische Herausforderungen. Der Druck auf natürliche Ressourcen wie Wasser und Artenvielfalt nimmt zu, Luft-, Wasser und Bodenverschmutzung steigen an. Dies ist aber auch eine Chance für die Richtung, die die indische Entwicklung einschlagen kann. Entwicklungsländer brauchen eine rasche Entwicklung für ihre wachsende Bevölkerung mit ebenfalls wachsenden Ansprüchen, bei dem gleichzeitigen Ziel, die Umwelt zu schützen. Dabei ist es notwendig, das fossile Entwicklungsmodell zu überspringen und direkt nachhaltige Strukturen aufzubauen. Also eine nachhaltigere Entwicklung zu verfolgen, als sie bisher in Industrieländern sichtbar geworden ist.
Die Große Transformation braucht transformative Bildung
Vor welchen globalen Herausforderungen stehen wir und was macht Veränderungen möglich? Die globalen Herausforderungen der nächsten Dekaden umfassen nicht weniger als ein System-Update. Lebensstile und Wirtschaftsmodelle, die in einer Welt von 1 bis 3 Milliarden Menschen großen materiellen Wohlstand schaffen konnten, passen nicht in eine Welt mit 7 bis 10 Milliarden Menschen. Unsere Erde verzeiht nicht länger ein Naturverständnis, dass sie als endlose Ressource zur Ausbeutung darstellt...
Welche Geschichte wollen wir erzählen?
Welche Geschichte wollen wir erzählen? Kommunikation des Wandels Die Politik reagiert meist gut auf akute Krisen und Katastrophen – Menschen jedoch eher verängstigt. Schleichend anwachsende Risiken wie der Meeresspiegelanstieg, aber auch zunehmende Extremwetterereignisse bergen die Gefahr des Fatalismus. Im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung gibt es zahlreiche Projekte, Konzepte und Initiativen, die Wissen, Kompetenzen, Werte und Fertigkeiten vermitteln wollen, die für eine zukunftsfähige Gestaltung des eigenen Lebens und der Gesellschaft notwendig sind. Dennoch wird auf allen Ebenen – vom privaten Lebensumfeld bis hin zur politischen Ebene – die Dringlichkeit dieser Herausforderung oft ignoriert, verharmlost und nur allzu zögerlich angegangen. Das ist ein Hindernis, wenn man für eine erfolgreiche „Große Transformation“ arbeitet und auf diesem Weg alle mitnehmen möchte.
Über die Dürre in Kapstadt, Widerstandsfähigkeit und das Entwickeln menschlicher Kapazitäten
Dr. Jim Taylor (links), WESSA, Direktor für Umweltbildung & Dr. Mark Graham (rechts), Direktor von GroundTruth, berichten über die Konsequenzen der extremen Dürreperiode in Kapstadt, Südafrika, und welche positiven Lerneffekte diese Wasserkrise neben den vielen negativen Auswirkungen mit sich bringt.
Empowerment for Climate Leadership
Das Projekt „Empowerment for Climate Leadership“ (ECL) ist eine berufsbegleitende 18-monatige Austausch- und Trainingsplattform, organisiert von Climate Action Network (CAN) Tanzania und Germanwatch. ECL unterstützt zwanzig begeisterte, klimaaktive, junge Menschen zwischen 20 und 30 Jahren, die sich beruflich oder ehrenamtlich in der Zivilgesellschaft engagieren. Themen des Bildungs- und Austauschprogramms ist die Agenda 2030 mit den globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs). Die TeilnehmerInnen arbeiten in interkulturellen Teams online zusammen und entwickeln unter anderem Bildungsmaterialien und Veranstaltungsideen.
Finde deinen Hebel, um den Wandel mitzugestalten!
Der Germanwatch Hand Print unterstützt dabei, den eigenen Handabdruck des gesellschaftlichen und politischen Handelns zu vergrößern und damit auch anderen Menschen zu ermöglichen, sich nachhaltiger zu verhalten. Dabei geht es vor allem um strukturelle Veränderungen: Rahmenbedingungen und Regeln verändern, statt einzelne Entscheidungen und Aktivitäten umzusetzen.
Warum ich Germanwatch wichtig finde - Jörg A. Gattwinkel SAC
Wir alle leben auf diesem begrenzten Planeten, dessen Zukunft unser aller Engagement nötig hat. Dazu braucht es Einzelne, die mit anderen die Bereitschaft dazu teilen und zusammen mit ihnen nach Möglichkeiten suchen. Es kostet Mut, den Finger in die Wunden dieser Erde und ihrer Menschen zu legen, damit neue Ideen wachsen können. Das können wir uns nicht ersparen. All das, die nüchterne Analyse und die visionäre Weite finden in der Arbeit von Germanwatch zusammen. Darauf sollten wir nicht verzichten. (März 2018)