Australien soll Kyoto-Protokoll im eigenen wirtschaftlichen Interesse ratifizieren
Australien soll Kyoto-Protokoll im eigenen wirtschaftlichen Interesse ratifizieren
Nachdem der kanadische Premier Jean Chrétien auf dem Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung in Johannesburg die Ratifizierung des Kyoto-Protokolls angekündigt hat, verweigert sich von den Industrieländern neben den USA nur noch Australien einer Ratifizierung. Doch auch in der australischen Zivilgesellschaft melden sich vermehrt Stimmen zu Wort, die ein Einschwenken Australiens auf den Kurs der überwältigenden Mehrzahl der Industrieländer fordern. Mehr als 250 australische Wirtschaftswissenschaftler haben Mitte August an ihren Premierminister John Howard appelliert, das Kyoto-Protokoll ohne Verzögerung zu ratifizieren. Die 254 australischen Ökonomen, darunter 39 Professoren, haben eine Erklärung unterzeichnet, die den Premierminister auffordert, das Protokoll im Interesse von Australiens wirtschaftlichen und ökologischen Interessen zu ratifizieren.
GERMANWATCH übersetzt den Aufruf ungekürzt.
Eine Erklärung von berufsmäßigen Wirtschaftswissenschaftlern zur Klimaänderung
1. Ein Bericht von über 2000 ausgewiesenen internationalen Wissenschaftlern unter der Schirmherrschaft des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change - IPCC) hat festgestellt, "neue und stärkere Beweise lägen vor, dass der Hauptteil der in den letzten 50 Jahren beobachteten Erwärmung menschlichen Aktivitäten zuzuschreiben ist".
2. Das IPCC hat davor gewarnt, dass "regionale Änderungen des Klimas, besonders Temperaturzunahmen, bereits eine unterschiedliche Zahl von physikalischen und biologischen Systemen in vielen Teilen der Erde in Mitleidenschaft gezogen haben". In Australien hat die CSIRO [Anm. Germanwatch: wissenschaftliche Forschungsorganisation des Commonwealth] davor gewarnt, dass die Klimaänderung das Potential habe, landwirtschaftliche Erträge, Wasserabflüsse und natürliche Systeme ernstlich zu unterbrechen und zu schädigen.
3. Als Wirtschaftswissenschaftler glauben wir, dass die menschgemachte Klimaänderung ernsthafte ökologische, wirtschaftliche und soziale Risiken mit sich bringt und dass vorbeugende Schritte gerechtfertigt sind.
4. Politische Handlungsmöglichkeiten sind verfügbar, die die Klimaänderung bremsen würden, ohne in Australien die Beschäftigung oder den Lebensstandard zu beeinträchtigen, und diese könnten faktisch die Produktivität langfristig verbessern.
5. Wirtschaftliche Instrumente - wie etwa Steuern auf kohlenstoffhaltige Energieträger oder Emissionshandel - werden einen wichtigen Teil einer umfassenden Klimaschutzpolitik sein. Einkommen durch Steuern auf Kohlenstoff oder durch den Verkauf von Emissionserlaubnissen können dazu verwandt werden, Steuern an anderer Stelle in der Wirtschaft zu senken.
6. Da die Staaten der OECD [Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, die die Industrieländer nach westlichem Modell umfasst] für mehr als 80 Prozent des Anstiegs der Treibhausgase in der Atmosphäre verantwortlich sind und sich in einer wirtschaftlich stärkeren Position befinden, sollen sie die Führung bei der Emissionsreduktion übernehmen. Es ist fair, dass Entwicklungsländer erst dann damit beginnen, ihre Emissionen zu senken, wenn die Staaten der OECD diesen Weg eingeschlagen haben.
7. Keine ernstzunehmende Alternative zum Kyoto-Protokoll wurde bisher vorgeschlagen. Insbesondere der "Klima-Aktionsplan" der Bush-Administration läuft auf ein "Weiter-wie-bisher" hinaus. Vorschlägen, Australien solle mit den USA bei der Entwicklung einer Alternative zum Kyoto-Protokoll zusammenarbeiten, fehlt es wegen der Abwesenheit jedweder Reduktionsverpflichtung von den Vereinigten Staaten an Glaubwürdigkeit.
8. Es ist das wirtschaftliche Interesse Australiens, sich internationalen Anstrengungen anzuschließen, und wir rufen die australische Regierung auf, das Kyoto-Protokoll ohne Verzögerung zu ratifizieren.
Die Erklärung im Wortlaut sowie die Liste der Unterzeichner finden Sie unter: http://www.tai.org.au/WhatsNew_Files/WhatsNew/EconStatementplus.pdf (PDF-Datei, 110 k)