"Sehr besorgt über unseren Planeten"

Header KlimaKompakt

"Sehr besorgt über unseren Planeten"

Die Vorstandsvorsitzenden von BP und Shell als zwei der weltweit größten Erdölkonzerne hielten kürzlich grundsätzliche Vorträge über ihre Einschätzung zum menschgemachten Klimawandel, in denen sie sich - anders als Wettbewerber Exxon - zur Notwendigkeit von massiven Veränderungen als Reaktion auf diese große Herausforderung bekennen.

Germanwatch übersetzt Auszüge aus einer Rede und einem Beitrag des Guardian.

BP-Chef Lord Browne am 24.6.04

"(...) Es wäre ein zu großes Risiko, nur zuzusehen, nichts zu tun und abzuwarten, bis der Einfluss des Klimawandels sich eindeutig bemerkbar macht, worauf man dann mit gravierenden Einschnitten, die der Weltwirtschaft erhebliche Schäden zufügen, reagieren muss.

Es bestehen starke Argumente, die für vorbeugende Maßnahmen sprechen, und ich glaube, das Ziel dieser Maßnahmen sollte sein, den Anstieg der weltweiten Temperatur auf rund 2 Grad Celsius zu beschränken.

Dies entspräche einer Stabilisierung der Treibhausgase innerhalb der Atmosphäre auf etwa 500 bis 550 ppm irgendwann zu Beginn des kommenden Jahrhunderts.

Dies ist die beste derzeitige Schätzung, und verständlicherweise sollten sich die Schätzungen gemäß dem Wissensfortschritt anpassen und präzisiert werden.

Kann diese Stabilisierung erreicht werden?

Die Antwort lautet "ja". Das würde bedeuten, dass wir uns auf einen neuen Kurs begeben müssen, bis wir an dem Punkt angelangt sind, wo wir im Jahr 2050 50% der globalen Nachfrage durch konventionelle fossile Brennstoffe und weitere 50% durch Brennstoffe mit geringerer CO2-Emission - oder in einigen Fällen emissionsfrei - decken können. Jede dieser Hälften wäre so groß wie die heutige Energiewirtschaft.

Ich glaube, dass dies möglich ist. (...)

Die Aufgabe besteht darin, das in die Atmosphäre freigesetzte CO2 bis 2050, gemessen an derzeitigen Prognosen, zu halbieren - also auf etwa 25.000 Mio t.

Sind solche Reduktionsziele erreichbar? Ja. Eine Anzahl verschiedener Schritte kann dazu beitragen.

Jede der folgenden Maßnahmen könnte den CO2-Ausstoß um eine Milliarde Tonnen pro Jahr verringern. Und jede von ihnen könnte weiter ausgeweitet werden:

  • 400 Kraftwerke mit einer Kapazität von jeweils 1.000 Megawatt, die Erdgas anstatt Kohle benutzen - dies entspricht ungefähr der jetzigen Kraftwerkskapazität Chinas
  • 200 kohlegefeuerte Kraftwerke mit CO2-Abscheidung und Lagerung
  • 600 Mio Autos, oder schätzungsweise ein Drittel der weltweit vorhandenen Autos im Jahr 2050, die mit Hybrid-Technik 60mpg [miles per gallon] erreichen statt (herkömmlicher) 30mpg
  • Ersatz von 200.000 MW Kohlestrom durch Kernenergie
  • 20-facher Anstieg der Windkraft
  • 12%iges jährliches Wachstum von Solarenergie, was der Hälfte des der letzten 25 Jahre entspricht. (...)"
Quelle: BP Website
 

"Bekenntnis" von Shell-Boss schockt die Industrie

"Der Chef einer der weltweit größten Ölkonzerne hat zugegeben, die vom Klimawandel ausgehende Bedrohung stimme ihn "wirklich sehr besorgt über unseren Planeten".

In einem Interview in der heute erschienenen Guardian Life-Rubrik sagte Ron Oxburgh, Vorstandsvorsitzender von Shell, dass wir dringend ein Abscheiden des Treibhausgases CO2, welches Wissenschaftler für die globale Erderwärmung verantwortlich machen, benötigen und eine Möglichkeit, diese unterirdisch zu speichern - eine Technik, die sich "Sequestrierung" nennt.

"Sequestrierung ist schwierig, aber wenn wir keine Sequestrierung betreiben, dann sehe ich wenig Hoffnung für die Welt," sagte Lord Oxburgh. "Niemand kann mit gutem Gewissen mit der Vorstellung leben, beständig große Mengen von CO2 in die Atmosphäre zu schleudern, so wie es derzeit passiert ... mit Konsequenzen, die sich nicht absehen lassen, aber wahrscheinlich nicht gut sind." (...)

Seine Worte entsprechen denen des obersten wissenschaftlichen Beraters der britischen Regierung, David King, der im Januar sagte, dass Klimawandel eine größere Bedrohung für die Welt darstelle als der Terrorismus. (...)

Robin Oakley (Greenpeace) sagte, eine Kluft entstehe zwischen progressiveren Ölfirmen wie Shell, die in alternative Energiequellen einschließlich Wind- und Solarenergie investieren, und ExxonMobil, der größte und einflussreichste Öl-Produzent (...).

Im Juni 2002 sagte Lee Raymond, Vorstandsvorsitzender von ExxonMobil: "Wir bei Exxon Mobil glauben nicht, dass die wissenschaftlichen Beweise, die eine Verbindung zwischen fossilen Brennstoffen und der Erderwärmung herstellen, geliefert wurden."

Lord Oxburghs Aussagen werden die Diskussion über Sequestrierung aufheizen. Anhänger sagen, es wird eine leichtere Übergangsphase zu niedrigeren Emissionen ermöglichen, indem wir länger Kohle, Öl und Erdgas verbrennen können. Kritiker erwidern, dass diese Idee eine teure und wahrscheinlich nicht umsetzbare Verschleierung für eine anhaltende Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen darstellt."

Quelle: The Guardian, 17.6.04