Potenzial für einen dramatischen Meeresspiegelanstieg

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Potenzial für einen dramatischen Meeresspiegelanstieg

Neue Messergebnisse am Ross-Schelfeis zeigen die Gefahr eines Zerfalls dieses Schelfeises, was zu starkem Meeresspiegelanstieg führen würde.

Germanwatch übersetzt den am 29. November im New Zealand Herald erschienenen Beitrag ungekürzt.

"Das Ross-Schelfeis, ein riesiges Stück Eis in der Größe von Frankreich, könnte ohne eine Vorankündigung zerfallen, was einen drastischen Meeresspiegelanstieg verursachen würde, so die Warnung von in der Antarktis arbeitenden neuseeländischen Wissenschaftlern.

Ein Eisbohr-Team unter neuseeländischer Leitung hat aus Proben drei Millionen Jahre Klimageschichte zu Tage gefördert, die Anhaltspunkte für mögliche zukünftige Ereignisse geben.

Erste Analysen von Meeresbodenkernen nahe der Scott Base deuten darauf hin, dass das Ross-Schelfeis in der Vergangenheit schon einmal zerfallen ist und dass dies vermutlich ganz plötzlich geschehen ist.

Einer der wissenschaftlichen Leiter der Gruppe, Tim Naish, erklärte der Zeitung 'The Press', die Sedimentaufzeichnungen seien sehr wichtig. Denn sie lieferten entscheidende Hinweise darüber, wie das Ross-Schelfeis, dessen Zerfall das Potenzial eines dramatischen Meeresspiegelanstieges birgt, auf Klimaänderungen reagieren wird.

"Wenn die Vergangenheit irgendein Indikator für die Zukunft ist, dann wird das Schelfeis zerfallen," sagte er.

"Wenn das Schelfeis verschwindet, dann ist die große Frage, was mit dem  westantartischen Eisschild passiert.

Von der antarktischen Halbinsel konnten wir lernen: wenn einmal die stützenden Eisschilde zerstört sind, dann beschleunigt sich der Gletscherabfluss - und das ist eine Sache, die nicht so erfreulich wäre."

Die Antarktis speichert 90 Prozent des weltweiten Süßwassers, allein im westantarktischen Eisschild sind geschätzte 30 Millionen Kubikkilometer gebunden.

Im Januar sagten die Forscher des British Antarctic Survey voraus, dass der Verlust des Eises der Westantarktis einen Meeresspiegelanstieg um mindestens 5m verursachen würde, andere Schätzungen sagen einen Anstieg von bis zu 17m voraus.

Dr. Naish, ein Sedimentologe vom Institut für geologische und nukleare Wissenschaften, berichtete, dass es der Bohrmannschaft gelungen ist, einen unerwartet langen Bohrkern von 83m hochzuziehen. Dieser enthielt Klimaaufzeichnungen von über 500.000 Jahren.
 

"Wir haben damit wirklich alles erreicht, wovon wir geträumt haben. Damit haben wir eine sehr ausführliche Geschichte des Schelfeises," sagte er.

"Dabei sehen wir den schlagartigen Umschlag von den eindeutig eiszeitlichen Bedingungen hin zu einem nicht mehr eisbedeckten Ozean. Es überrascht uns nicht, dass der Übergang größtenteils so drastisch war."

Wissenschaftler wussten vom Zerfall des Larsen-Schelfeises 2002, dass ausgedehnte Eissschelfe "extrem schnell" zerfallen können.

Sind die Daten erst einmal komplett datiert, können  die Forscher - so Dr. Naish - auch analysieren, wie das Schelfeis in den Perioden reagierte, in denen - wie andere Belege zeigen -, die Temperatur  2°C bis 4°C wärmer als heute war."
 

Quelle:
The New Zealand Herald, 29. Nov. 2006
http://www.nzherald.co.nz/category/story.cfm?c_id=26&ObjectID=10412954