Editorial

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Editorial

eine Tabelle im jüngsten IPCC-Bericht erweckte für manche Beobachter den Eindruck, der Weltklimarat schätze den höchstmöglichen Meeresspiegelanstieg in diesem Jahrhundert deutlich tiefer ein als im letzten IPCC-Bericht des Jahres 2001.

Da dies für viele Millionen von Menschen - gerade auch in Entwicklungsländern - existenziell wichtig ist, sollten hier keine Missverständnisse entstehen.

Von Entwarnung kann keine Rede sein. Zwar wird der in der entsprechenden Tabelle angegebene Höchstwert recht deutlich reduziert. Aber dies geschieht vor allem deshalb, weil die große Unbekannte im Hintergrund - mögliche sich selbst beschleunigende Eisverluste in Grönland und der Westantarktis - in der Abschätzung in der Tabelle nicht mehr berücksichtigt wird. Grund für die Nichtberücksichtigung ist, dass die Wissenschaft noch nicht voll versteht, ob und wie die beobachteten, vorher nicht erwarteten Beschleunigungsprozesse des Gletscherflusses weitergehen oder sich gar steigern. Es wird darauf verwiesen, dass dessen Beitrag durchaus so hoch sein kann, wie im Jahr 2001 als Höchstwert angenommen wurde, aber auch kleiner oder größer. Die neuesten Studien weisen eher in eine ungewünschte Richtung. Es mehren sich die Anzeichen, dass Grönland und auch die Westantarktis mehr zum Meerespiegelanstieg beitragen als sowohl 2001 als auch 2007 vom IPCC angenommen. Die Antarktis, von der der IPCC noch annimmt, dass sie während des ganzen Jahrhunderts keinen Beitrag zum Meerespiegelanstieg leistet, tut dies nach den neuesten Abschätzungen vermutlich bereits jetzt. Das passt zu den nunmehr ausgewerteten - allerdings noch nicht signifikanten - Beobachtungsdaten, die zeigen, dass der Meeresspiegelanstieg 50 Prozent höher ist als in den Modellen.

Christoph Bals

Redaktion: Manfred Treber, Jan Burck, Sven Harmeling, Christoph Bals (V.i.S.d.P.), Klaus Milke, Anika Busch, Gerold Kier
 

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