GLCA fordert umfassende Klima-Vereinbarung bis 2009
GLCA fordert umfassende Klima-Vereinbarung bis 2009
Die Global Leadership for Climate Action (GLCA) fordert, dass bis 2009 eine umfassende, internationale Vereinbarung zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel für die Zeit nach 2012 verabschiedet wird. Ihre Mitglieder, darunter 13 Ex-Staats- und -Regierungschefs, haben elf Vorschläge formuliert, die bereits Anfang September beim Gleneagles-Dialog positiv aufgenommen wurden.
Germanwatch übersetzt Auszüge aus den GLCA-Vorschlägen.
"Die Klimaänderung ist eine der dringlichsten und schwersten Herausforderungen der Menschheit. Ihre Auswirkungen sind schon jetzt spürbar, sie werden sich in Zukunft noch verschlimmern und heutige sowie zukünftige Generationen betreffen. Ohne dringendes und abgestimmtes Handeln wird die Klimaänderung in allen Ländern den Lebensstil ernsthaft beeinflussen, fragile Ökosysteme schädigen und die weltweite Sicherheit durch Migrationsdruck und Konflikte um Ressourcen bedrohen. Kleine Schritte helfen zwar, aber die Größenordnung der erforderlichen Antwort ist derart groß, dass sofortiges und großräumiges Handeln essentiell ist.(...)
Um eine solche Zukunft zu verhindern, muss der weltweite Treibhausgasausstoß in den nächsten 10-15 Jahren seinen Höhepunkt erreichen. Danach muss ein substantieller Rückgang um mindestens 60% bis 2050 gegenüber 1990 folgen. (...) Solch ein Langfristziel [Anm. GW: gemeint ist Art. 2 der Klimakonvention] sollte über Zeiträume verfolgt werden, welche länger sind als die fünf Jahre langen Verpflichtungsperioden des Kyoto-Protokolls (...)
Jedes globale Klimaabkommen muss umfassend sein. Es sollte alle Länder, alle Sektoren, alle Quellen und Senken wie auch Emissionsminderung und Anpassung beinhalten.(...) Die entwickelten Länder müssen in Anbetracht ihrer historischen Verantwortung und ihrer Fähigkeit zu Hndeln die Führungsrolle bei der globalen Emissionsverminderung übernehmen. (...) Ernsthafte Beiträge von Entwicklungsländern sind auch notwendig (..) Ihr Beitrag sollte entsprechend ihrer Verantwortung und Fähigkeit unterschiedlich sein. Ihre technologischen Wahlmöglichkeiten sind heute viel größer als noch vor 10 oder 20 Jahren. Diese Optionen stellen neue Chancen für Wirtschaftswachstum und neue Arbeitsplätze dar. Konsequenterweise gehören nun viele führende Unternehmenin der Welt zu denjenigen, welche Handeln sehen wollen; sie fordern klare wirtschaftliche Rahmenbedingungen, auf denen sie ihre Investitionsentscheidungen treffen können (...)
Vorschlag 1:
Die GLCA empfiehlt, dass sich die Vertragsstaaten in Bali - zusätzlich zum Setzen eines Zeitplans für Verhandlungen um ein umfassendes Post-2012-Abkommen - auf vier Verhandlungsstränge zu Emissionsminderungen, Anpassung, Technologie und Finanzen einigen.
Erste Artikel-Entwürfe sollten dem Klimagipfel 2008 als ersten Schritt vorgelegt werden, um 2009 eine neue und umfassende Vereinbarung zu verabschieden.
I. Emissionsminderung - Ziele, Zeitpläne und marktbasierte Mechanismen
Vorschlag 2:
Entsprechend der Größenordnung der erforderlichen Antwort und um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden empfehlen wir eine umfassende Post-2012-Vereinbarung unter dem Dach der Klimarahmenkonvention. Vereinbarungen mit Zielen - beispielsweise zu Industriesektoren, Energieeffizienz, Erneuerbaren und technischer Zusammenarbeit - sollten unterstützt werden, und diese sollten in der neuen umfassenden Vereinbarung eingebaut werden.
(...)
Vorschlag 3:
Ein gefährlicher menschgemachter Einfluss auf das Klimasystem muss verhindert werden, indem alle Länder gemeinsam handeln. Alle Länder sollten sich darauf verpflichten, gemeinsam die weltweiten Emissionen bis 2050 um mindestens 60% gegenüber dem Niveau von 1990 zu senken. Die entwickelten Länder sollen die Führungsrolle bei der Emissionsreduktion übernehmen, indem sie wirksame Ziele und Zeitpläne beschließen. Als ersten Schritt könnte dies die Verpflichtung beinhalten, ihre gemeinsamen Emissionen bis 2020 um 30% zu senken. Sich schnell entwickelnde Schwellenländer sollten sich dazu verpflichten, ihre Energieintensität bis 2020 um 30% zu senken (durchschnittlich um 4% pro Jahr) und danach Emissionsminderungsziele zu übernehmen. Andere Entwicklungsländer sollten sich auf Energieintensitätsziele verpflichten, die nach ihrer Verantwortung und ihren Fähigkeiten differenziert sind (...)
Vorschlag 4:
Langfristpolitiken wie auch messbare und überprüfbare Ziele sollten von allen Ländern angenommen werden, um eine wesentlich stärkere Nutzung der Erneuerbaren und eine höhere Effizienz von Energieproduktion und -nutzung zu bewirken. Zusätzlich sollten weltweite Standards für die Effizienz der Energienutzung entwickelt und vereinbart werden. Zertifikate für vermiedene Entwaldung müssen mit stark verschärften Emissionszielen verbunden werden, sonst könnten sie zur Destabilisierung der Kohlenstoffmärkte führen (...)
Vorschlag 5:
Um die CO2-Emissionen kosteneffektiv zu senken, ist die Anwendung einer großen Palette von Interventionen zum Schaffen und Bewahren biologischer Kohlenstoffsenken in die Post-2012-Vereinbarung einzubeziehen, damit viele miteinander verbundene Vorteile von nachhaltigen Lebensweisen, Landmanagement, Forstwirtschaft und der Bewahrung der Biodiversität einbezogen werden. Die Völkergemeinschaft sollte sich auf ein System von harmonisierten universellen Kohlenstoffsteuern einigen (...)
Vorschlag 6:
Um den größten Nutzen für das Klima effizient und wirksam zu erhalten, sollte Kohlenstoff durch Steuern oder Emissionshandel einen Preis erhalten. Der bevorzugte Mechanismus ist ein System von harmonisierten universellen Steuern. (...)
II. Anpassung
Starke Emissionsminderungsmaßnahmen sind nötig, um die Kosten der Anpassung gering zu halten; ohne diese ist Anpassung möglicherweise in einigen Ländern unmöglich (...)
Vorschlag 7:
Eine Post-2012 Vereinbarung sollte sowohl Emissionsminderung wie auch Anpassung beinhalten. Anpassung sollte als Teil der Nachhaltigen Entwicklung und als Strategie der Armutsbekämpfung gesehen werden (...)
III. Technologieentwicklung und Kooperation (...)
Vorschlag 8:
Der jüngste Rückgang der Investitionen in Energieforschung und -entwicklung sollte umgekehrt werden. Forschung, Entwicklung und Demonstration von effizienteren und preiswerteren Energietechnologien wie fortgeschrittene solarthermische Technologien sowie auch CO2-Abscheidung und -Lagerung sollten hohe Priorität haben. Die gesamten öffentlichen Ausgaben sollten auf 20 Mrd US$ erhöht werden. (...)
Vorschlag 9:
Um die Klimaänderung in der richtigen Größenordnung anzugehen, sollten saubere Energietechnologien für alle Länder verfügbar gemacht und angewendet werden. Alle Entwicklungsländer, insbesondere die sich schnell industrialisierenden, sollten unter Vorzugsbedingungen Zugang zu sauberen Energietechnologien haben (...)
IV Finanzen
Vorschlag 10:
Der CDM sollte reformiert werden, damit er in der Verpflichtungsperiode von 2008-2012 sein volles Potential entfalten kann. Im Post-2012 Regime sollte ein zusätzlicher Marktmechanismus sektorale Ansätze unterstützen, womit ganze Sektoren sich schnell industrialisierender Länder in einer Geschwindigkeit transformiert werden können, welche passend zur Herausforderung der globalen Emissionsminderung ist (...)
Vorschlag 11:
Finanzen sind ein kritisches Element einer jeden Strategie, die der Klimaänderung wirksam begegnen soll. Ein Klimafonds mit zusätzlichen Ressourcen, der mit 10 Mrd. US$ beginnt und dann auf 50 Mrd. US$ pro Jahr anwächst, sollte eingerichtet werden, um die Aktivitäten um den Klimaschutz in Entwicklungsländern zu unterstützen (Anpassung, vermiedene Entwaldung, Entwicklung und Anwendung sauberer Energien). Er sollte sowohl öffentliche wie auch private Ressourcen beinhalten (...)
Insgesamt müssen wir zwischen dem Norden und dem Süden Vertrauen aufbauen und eine gerechte Basis sowie neue Modalitäten für echte internationale Kooperation etablieren, um die miteinander verbundenen Herausforderungen zu Energie und Klima anzugehen. Für ein Thema, das derart wichtig für die Zukunft unseres Planeten ist, darf es keine gebrochenen Versprechen geben."