Mehr Käferarten auf einem Baum als in ganz Europa
Mehr Käferarten auf einem Baum als in ganz Europa
Ende Juni hat der Deutsche Bundestag einem interfraktionellen Antrag zugestimmt. Dieser fordert die Bundesregierung auf, ihre grundsätzliche Bereitschaft zu erklären, Ecuador durch Einzahlung in einen Fonds zu unterstützen, wenn auf die Ölförderung im Biodiversitäts-Hotspot Yasuni-Nationalpark verzichtet wird. Auf einem Hektar finden sich im Yasuni-Nationalpark fast genauso viele Baumarten wie in ganz Nordamerika zusammen; auf einem Baum finden sich mehr Käferarten als in ganz Europa.
Germanwatch bringt einen Auszug aus der Vorabversion des Entschließungsantrags 16/9758 vom 25.6.2008.
"(...) Der Vorschlag Ecuadors vom 05. Juni 2007, das Gebiet Ishpingo-Tambococha-Tiputini (ITT) im Nationalpark Yasuni vor Beeinträchtigungen durch die Förderung von Erdöl zu schützen, ist ausdrücklich zu begrüßen. Er ist von besonderer Bedeutung für den Erhalt eines weltweit einmaligen Biosphärenreservates und für den Schutz der dort lebenden indigenen Völker. Darüber hinaus ist er eine Bereicherung für die notwendige Diskussion über den Beitrag der Entwicklungsländer zum globalen Klimaschutz und den Wert der biologischen Vielfalt. Im Gegenzug für den Schutz des ITT-Gebietes und den Verzicht auf die Ölförderung, was durch international bindene Verträge dauerhaft gesichert werden soll, fordert Ecuador, dass sich die internationale Gemeinschaft auf Kompensationszahlungen an Ecuador verständigt. Dabei steht der Schutz der Biodiversität im Vordergrund und nicht der Verzicht auf die Nutzung von Erdölvorkommen. Es soll kein Präzedenzfall geschaffen werden, der die internationalen Klimaschutzverhandlungen durch unerfüllbare Finanzforderungen erdölfördernder Länder gefährdet.
Ecuador erwartet, dass verschiedene Geber die Hälfte der erwarteten Einnahmeausfälle als Beitrag zur Erhaltung des Funktions- und Existenzwertes des weltweit einmaligen Ökosystems Yasuni finanzieren. Dies wären nach aktuellen Berechnungen 350 Millionen US-Dollar pro Jahr über einen Zeitraum von dreizehn Jahren. Die ecuadorianische Regierung selbst will die andere Hälfte tragen, was für das Land ein enormer Kraftakt wäre, aber gleichzeitig auch ein Signal für die Ernsthaftigkeit ihres Vorschlags. Präsident Rafael Correa hat eine Frist von einem Jahr gesetzt, innerhalb derer verbindliche Finanzzusagen für einen Kompensationsfonds abgegeben werden können. Ist die Finanzierung nach Ablauf der Frist im Juni/ Juli 2008 nicht gesichert, so ist davon auszugehen, dass der Schutzstatus aufgehoben und das Ölfeld im ITT-Gebiet zur Förderung freigeben wird. Die Folgen im Falle der Ölförderung wären für den Yasuni-Nationalpark unumkehrbar. Die Schäden durch die infrastrukturelle Erschließung sind immens. Mit dem Verlegen der Pipelines und dem damit verbundenen Straßenbau ziehen Menschen in den Urwald nach, roden den wertvollen Baumbestand und lassen sich dort nieder. Die lokale indigene Bevölkerung wird zwangsläufig aus ihrem ursprünglichen Lebensraum verdrängt werden. (...)"
Quelle: Deutscher Bundestag