Wenn Millionen Menschen unter der Klimakrise leiden

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Wenn Millionen Menschen unter der Klimakrise leiden

Die Kenianerin Unelker Maoga berichtet auf der Website 350.org über die Auswirkungen der durch El Niño verstärkten Dürre auf die Lebenssituation der kenianischen Bevölkerung.

Germanwatch zitiert Auszüge der persönlichen Eindrücke der kenianischen Studentin, veröffentlicht am 10. Februar 2016.

[...] In den vergangenen Jahrzehnten sehnten sich die Kenianer nach einem Wandel [...] in der Regierungsführung, [...] in Entwicklungsstrategien, [...] in nationalen Belangen. Nun erwartet unser Land in naher Zukunft einen [...] drastischen, unerwarteten Wandel [...], den wir nicht wollten: den Klimawandel. Ich und viele andere Kenianer haben uns inzwischen an Schlagzeilen wie die folgende gewöhnt: „Hunger fordert 14 Menschenleben“; der Gouverneur von Samburu erklärt den Ausnahmezustand, da 60% der Einheimischen von Nahrungsmittelknappheit bedroht sind. Seine genauen Worte lauteten: „Wir werden diese Dürre nicht überleben“.

Zum ersten Mal in der Geschichte ist der südliche Teil des Flusses Voi [...] ausgetrocknet. Die Einheimischen können ihre Gärten nicht mehr bewässern, sodass es nun nicht mal mehr Hoffnung auf eine Mahlzeit gibt. Die Einwohner haben [...] bereits [...] die Landesregierung [...] um Hilfe gebeten. Derweil machen die Bauern Verluste und die Hirten müssen zusehen, wie ihr Vieh stirbt.

Ich bin im Kisii County aufgewachsen, im westlichen Teil Kenias. Diese Region ist ein wichtiges Obstanbaugebiet in Kenia, aber auch wir spüren die Folgen des ausbleibenden Regens. In den 1970er Jahren hat meine Familie einen Staudamm auf dem Land gebaut, das einst meinem Großvater gehörte. [...] [I]n den letzten beiden Jahren hat das Wetter in Kenia meiner Familie vor Augen geführt, dass wir dieses Wasserreservoir nicht als selbstverständlich betrachten dürfen. Das Reservoir wird nun schon zum zweiten Mal austrocknen und die Zukunft bleibt ungewiss.

Kenia wurde gezwungen, Wasser als ein knappes Gut anzusehen und nicht als ein Grundbedürfnis. Was mir und anderen Mitmenschen am meisten Angst einjagt, ist unsere Unfähigkeit, eine Lösung für diese Situation zu finden. Den Klimawandel zu bekämpfen liegt weitgehend nicht in unserer Hand.

Jeder Einwohner Ajawas im Norden Kenias verbringt die meiste Zeit des Tages damit, sich Gedanken über den Wasservorrat zu machen [...]. Nichts scheint mehr wichtig zu sein, nur das „Grundbedürfnis“, das wir als Wasser bezeichnen. Die Mitglieder dieser Gemeinde laufen stunden- und kilometerlang zum nächsten Bohrloch und steigen dann 30 Meter tief in einen höhlenähnlichen Brunnen, um noch vor Tagesanbruch Wasser für ihr Vieh zu holen. Dieser Brunnen scheint die einzige Überlebensquelle zu sein. Andere [...] [wurden] beim Versuch, das Wasser zu erreichen, schon von wilden Tieren angegriffen [...]. Einige Frauen haben sogar Fehlgeburten erlitten, da der Weg [...] einfach zu weit ist.

Die Regierungen in unseren Countys [...] haben [...] Gelder für Veterinärämter für Hunderttausende Nutztiere bereitgestellt, um das dürrebedingte Viehsterben zu minimieren. Diese Maßnahmen sind zwar hilfreich, scheinen aber nicht auszureichen und zu spät zu kommen, da die Sonne weiterhin einen Großteil Kenias versengt.

Die kenianische Wirtschaft verliert aufgrund der Dürre jedes Jahr 14 Milliarden Kenia-Schilling und das Land hat allein im Jahr 2015 drei Prozent seines BIP eingebüßt. Über 10 Millionen Menschen leiden unter der Hungersnot und die Situation wird sich noch verschlimmern. Tausende haben ihr Leben gelassen und noch immer hat man keine Lösungen gefunden. Millionen Menschen aus dem Horn von Afrika sind in den Süden gegangen und in unser Land gekommen, um der schweren Hungersnot zu entfliehen, aber auch wir rechnen mit eben jenen Bedingungen, denen diese Menschen entkommen wollen. [...]


Quelle:
www.350.org/de/horn-von-afrika-stimmen-von-der-front-des-el-nino-und-des-klimawandels/