Februar treibt bisherigen globalen Temperaturrekord in atemberaubende Höhen
Februar treibt bisherigen globalen Temperaturrekord in atemberaubende Höhen
Die weltweiten Temperaturen im Februar setzten neue Rekorde: Sie lagen im Schnitt 1,35°C über dem langjährigen Monatsmittel des Zeitraums 1951–1980. Addiert man die Erwärmung um 0,3°C von 1880 bis 1951–1980 hinzu, betrug die Abweichung sogar 1,65°C im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.
In ihrem Blog zeigen Jeff Masters und Bob Henson neben globalen Trends die Einflüsse des El Niño auf Globaltemperatur und die CO2-Konzentration auf. Zudem schildern sie gravierende Auswirkungen der Extremereignisse in Afrika, Südostasien und dem Pazifik.
Germanwatch übersetzt Auszüge des Blog-Beitrags vom 13. März 2016, der auf der Plattform Weather Underground veröffentlicht wurde.
Vergangenen Samstag ließ die NASA mit ihrem Klimabericht eine Bombe platzen. Der Februar 2016 übertraf saisonbereinigt alle Konkurrenz als wärmster Monat in mehr als einem Jahrhundert globaler Aufzeichnungen. Nach Analyse der NASA lag der Februar 1,35°C (2,43°F) über dem globalen Durchschnitt des Monats von 1951–1980, wie die Liste monatlicher Anomalien – zurückreichend bis 1880 – zeigt. Der vorhergehende Rekord wurde erst letzten Monat aufgestellt, als sich der Januar 2016 mit 1,14°C über dem Mittel von 1951–1980 platzierte. Mit anderen Worten: Der Februar hat diesen jüngsten Rekord um ganze 0,21°C (0,38°F) übertroffen – außergewöhnlich für einen monatlichen globalen Temperaturrekord. Vielleicht noch bemerkenswerter ist, dass der Februar 2015 [Tippfehler im Original – gemeint ist 2016] den bisherigen Februar-Rekord – aus dem Jahr 1998 zum Höhepunkt des atmosphärischen Einflusses des „Super“-El-Niño 1997/98, der vergleichbar stark wie der aktuelle war – um enorme 0,47°C (0,85°F) einstellte. [...]
Ein verhängnisvoller Meilenstein auf unserem Weg zu einem immer wärmeren Planeten
[...] Die tatsächliche Bedeutung des Februar-Rekords liegt in der Abweichung von den jahreszeitlichen Mitteln, an die Menschen, Pflanzen, Tiere und das System Erde zu bestimmten Zeitpunkten gewöhnt sind.
[...] Im jährlichen Durchschnitt sind die globalen Temperaturen momentan etwa 1,0°C über dem Niveau des späten 19. Jahrhunderts, als die Industrialisierung zügig fortzuschreiten begann. [...] Schlimmer noch: Selbst wenn es uns irgendwie gelänge, die Emissionen so zu begrenzen, dass die gegenwärtige Höhe der Kohlendioxidkonzentrationen stabil bleibt, sind wir immer noch auf dem Weg zu mindestens 0,5°C zusätzlicher Erwärmung der Atmosphäre, da die im Ozean gespeicherte Wärme in die Luft übergeht. Kurzum, wir eilen in beängstigendem Tempo auf die global vereinbarte Temperaturobergrenze von 2°C Erwärmung gegenüber vorindustriellem Niveau zu.
El Niño and La Niña sind für viele der innerhalb eines Jahres auf- und absteigenden globalen Temperaturspitzen verantwortlich. Durch die Verbreitung warmen Oberflächenwassers in einem weiten Teil des tropischen Pazifiks, ermöglicht es El Niño den Weltmeeren, Hitze leichter an die Atmosphäre abzugeben. Die Auswirkungen El Niños auf die globale Temperatur erreichen ihren Höchststand typischerweise mehrere Monate nachdem die höchsten Temperaturen in der Niño3.4-Region im tropischen Ostpazifik auftreten. Die wöchentlichen Niño3.4-Anomalien gipfelten Mitte November 2015 auf einem Rekordniveau von +3,1°C, sodass der Februar 2016 möglicherweise der Scheitelpunkt des Einflusses des 2015–2016-El-Niños auf die globale Temperatur ist. Die erste Märzhälfte scheint jedoch dem Februar den Rang abzulaufen. Wir können davon ausgehen, dass die nächsten Monate deutlich über dem langfristigen Mittel liegen und es sehr gut möglich bleibt (allerdings noch nicht sicher), dass 2016 das Jahr 2015 als das wärmste Jahr in der globalen Aufzeichnung ablöst. [...]
Arktis bereitet den Weg
[...] Einen entscheidenden Faktor für das Februar-Resultat stellte die überhitzte Arktis dar: [...] Weite Teile Alaskas, Kanadas, Osteuropas und Russlands wie auch des arktischen Ozeans verzeichneten Temperaturen von mehr als 4,0°C über dem monatlichen Durchschnitt. Diese ungewöhnliche Wärme trug wesentlich zur niedrigsten gemessenen Februar-Ausdehnung des arktischen Meereises im Februar 2016 bei. Die immense Erwärmung der Arktis entstand vermutlich in Wechselwirkung mit warmen Luftströmen in die Arktis, der Warmwasserausdehnung polwärts aus dem Nordostatlantik und dem Rekordminimum der Ausdehnung des Arktischen Meereises. [...]
Normalerweise ist die norwegische Inselgruppe Svalbard – mit den nördlichsten Siedlungsgebieten der Erde – vom frühen Winter bis in den Frühling großflächig von Eis umgeben. Diesen Winter blieb der Rand der Eisdecke überwiegend nördlich von Svalbard, was zu über Monate anhaltenden absurd milden Temperaturen auf den Inseln führte. Lufttemperaturen am Flughafen von Longyearbyen (78° nördliche Breite) lagen während der letzten drei Monate fast 10°C (18°F) über dem Durchschnitt. Dies ist weltweit die außergewöhnlichste, eine ganze Saison anhaltende Anomalie, die jemals an einer Station aufgetreten ist. [...]
Die Februar-Hitze verursachte gravierende Auswirkungen
[...] Zwar sind wissenschaftliche Erkenntnisse in Bezug darauf, extreme Wettereignisse einem sich erwärmenden Klima zuzuschreiben, noch nicht ausgereift, [...] im Februar 2016 gab es jedoch einige extreme Wettereignisse, die durch ein wärmeres Klima wahrscheinlicher wurden. Sie sind hervorragende Beispiele dafür, wie eine Klimaerwärmung um 2°C potenziell zu gefährlichen Auswirkungen führen kann. Und, wie es laut wiederholten Warnungen vermutlich der Fall ist, treten diese Auswirkungen primär in weniger entwickelten Staaten auf – die über die wenigsten Ressourcen verfügen, um mit einem gefährlichen Klimawandel umzugehen. Laut des Katastrophenberichts für Februar 2016 des Versicherungsmaklers Aon Benfield, litten im Februar 2016 drei Staaten unter extremen Wetterkatastrophen, deren Kosten mindestens 4% ihres BIP ausmachen – was in den USA annähernd fünf Hurrikan Katrinas gleichzeitig entspräche. Gemäß EM-DAT, der internationalen Katastrophen-Datenbank, stellen diese Katastrophen Rekorde der bisher teuersten wetterbedingten Katastrophen aller Zeiten in der Geschichte dieser Staaten dar. [...]
Die Dürre in Vietnam 2016, die LandwirtInnen im zentralen südlichen Mekong-Delta besonders schwer traf, hat Kosten in Höhe von 6,7 Mrd. US$ zur Folge. Dieser Betrag entspricht 4% des BIP Vietnams und übertrifft so die bisher teuerste Katastrophe in der Geschichte – Taifun Ketsana am 28. September 2009 mit Kosten von 785 Mio. US$ (2009). [...]
Die Schäden der Dürre in Simbabwe 2016 bemessen sich auf 1,6 Mrd. US$. Dies entspricht etwa 12% des BIP und übersteigt die Kosten der Überschwemmung im Februar 2013 – 200 Mio. US$ (2003) – als historisch kostenintensivste Katastrophe. Simbabwes Präsident Robert Mugabe erklärte am 5. Februar 2016 den Notstand in vielen ländlichen, von extremer Dürre betroffenen Gebieten, wo mehr als ein Viertel der Bevölkerung unter Nahrungsmittelknappheit leidet. [...]
Fidschi erlitt Schäden im Wert von 470 Mio. US$ durch die Auswirkungen des Zyklons Winston (Kategorie 5). Dieser Betrag macht etwa 10% des BIP aus. Die bisher kostspieligste Katastrophe in Fidschi – Tropensturm Kina im Januar 1993 – verursachte Schäden in Höhe von 182 Mio. US$ (2016). [...]
Vergangenes Jahr verzeichnete den weltweit höchsten Kohlendioxidanstieg aller Zeiten
Trotz der Bemühungen, den Anstieg der durch den Menschen verursachten Kohlendioxidemissionen zu verlangsamen, fand 2015 der größte jemals gemessene sprunghafte jährliche Anstieg der globalen CO2-Konzentration statt […]. Die jährliche Wachstumsrate des atmosphärischen Kohlendioxids, gemessen von der Beobachtungsstation der NOAA in Mauna Loa auf Hawaii, stieg 2015 um 3,05 ppm an – das ist der größte Anstieg innerhalb eines Jahres seit Beginn der Messungen im Jahr 1958. 2015 war zudem erstmals das vierte Jahr in Folge, in dem die CO2-Konzentration um mehr als 2 ppm anstieg, so Pieter Tans, leitender Wissenschaftler des Global Greenhouse Gas Reference Network der NOAA. [...] Im Februar 2016 lag der Durchschnitt der globalen CO2-Konzentration in der Atmosphäre bei 402,59 ppm, vor 1800 bei 280 ppm.
Der große Sprung in der CO2-Konzentration im Jahr 2015 ist zum Teil durch das gegenwärtige El-Niño-Phänomen bedingt, im Zuge dessen die Wälder, die Pflanzenwelt und andere terrestrische Systeme auf Veränderungen des Wetters, des Niederschlags sowie auf Trockenheit reagieren. Insbesondere die dadurch verstärkte Dürre sowie massive Waldbrände in Indonesien stellten 2015 eine enorme CO2-Quelle für die Atmosphäre dar. Der bislang höchste globale Anstieg des CO2-Niveaus trat 1998 – ebenfalls ein starkes El-Niño-Jahr – auf. Dennoch sind es die kontinuierlich hohen Emissionen durch vom Menschen verursachtes Verbrennen fossiler Brennstoffe, die die Wachstumsrate antreiben. Wir nähern uns dem jährlichen Spitzenwert der globalen CO2-Konzentration, der während des Frühlings auf der Nordhalbkugel auftritt und anschließend um einige ppm sinkt. Es ist gut möglich, dass das jährliche Minimum Ende 2016 erstmals nicht unter 400 ppm fallen wird, wie Ralph Keeling (Scripps Institution of Oceanography) letzten Oktober prognostizierte. [...]
Quelle:
http://www.wunderground.com/blog/JeffMasters/february-smashes-earths-alltime-global-heat-record-by-a-jawdropping