Ernährungssicherheit ist bedroht

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Ernährungssicherheit ist bedroht

Das Welternährungsprogramm (WFP) begreift El Niño als eine zentrale Bedrohung für die Ernährungssicherheit, wie Exekutivdirektorin Ertharin Cousin bei der ersten Vorstandssitzung des Jahres 2016 verdeutlichte.

Germanwatch übersetzt Auszüge der Eröffnungsrede vom 8. Februar 2016.

[...] Wir gestalten die Zukunft und beobachten und adressieren weiterhin reale Gefährdungen der Ernährungssicherheit und Ernährung weltweit. [...] Die durch El Niño hervorgerufene Dürre und wetterbedingter Stress lösen starken Hunger und Not aus, die erhebliche Folgen für arme und verletzliche Menschen bis mindestens März 2017 haben werden. [...] Dies ist keine gewöhnliche El-Niño-Krise. ForscherInnen halten sie für die möglicherweise stärkste jemals erfasste. El Niño befeuert nun einen ernsten Notstand in der Ernährungssicherheit, der die über Jahrzehnte mühsam erarbeiteten Fortschritte bezüglich Ernährung und Nahrungsmittelversorgung in Teilen Lateinamerikas, Asiens und Subsahara-Afrikas gefährdet.

Vor zwei Wochen nahm ich [...] am Runden Tisch der Regierung Äthiopiens zu El Niño teil. Äthiopien ist das am stärksten betroffene Land. Die Herausforderung ist nicht mit den 1980er Jahren zu vergleichen, weil die äthiopische Regierung diese außerordentliche Krise anerkennt und 381 Millionen Dollar zur Verfügung stellt, um wichtige Unterstüt-zung für 10,2 Millionen Bedürftige zu leisten. [...] Große Sorge gilt nun dem südlichen Afrika, das unter der möglicherweise schlimmsten Dürre in seiner Geschichte leidet. Bis zu 40 Millionen Menschen in urbanen und ländlichen Räumen werden voraussichtlich betroffen sein, insbesondere aber die von Regenfeldbau und Weideland abhängigen Menschen in Simbabwe, Malawi, Lesotho, Swasiland und Südafrika. In Westafrika wirkt sich El Niño auf Teile des Tschads, Ghanas und den Golf von Guinea aus. Zudem ist die Monsun-Saison in Südostasien stark beeinflusst. Indonesien, die Philippinen, Papua-Neuguinea und Osttimor kämpfen mit schweren Dürren. In Zentralamerika sind über 4,1 Millionen Menschen im dritten Jahr in Folge von Dürre sowie möglichen weiteren Beeinträchtigungen durch La Niña und die ökonomischen Auswirkungen des Ausbruchs des Zika-Virus betroffen. [...] Es ist an der Zeit für uns alle, die Dringlichkeit des Hier und Jetzt anzuerkennen und diesen anspruchsvollen Herausforderungen, für die es keine einfachen Lösungen gibt, entgegenzutreten – im Bewusstsein, dass wir den Gesellschaftsvertrag mit den Notleidenden der Welt wiederherstellen müssen.


Quelle:
www.wfp.org/eds-centre/speeches/opening-remarks-world-food-programme-executive-director-ertharin-cousin-first--1


Klimawandel und El Niño

Die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf das El-Niño-Phänomen sind noch unklar und werden aktiv erforscht. Denkbar ist, dass durch den Klimawandel El-Niño-Perioden häufiger und intensiver auftreten, oder das lokale Folgen verstärkt oder abgeschwächt werden. Statistiker haben gezeigt, dass sich Ende des 20. Jahrhunderts die Häufigkeit von El-Niño-Ereignissen gegenüber vorherigen Jahrhunderten verschärft hat (Li et al., 2013).

Unstrittig ist, dass der Klimawandel unvermindert voranschreitet und daher die Auswirkungen in einem El-Niño-Jahr immer stärker werden. Außerdem stört El Niño die Funktion der globalen Kohlenstoffsenken wie Ökosysteme im Amazonasgebiet. El Niño trägt so mit dem gewaltigen Transfer von Wärme aus den Ozeanen in die Atmosphäre nicht nur zum Anstieg der Globaltemperatur, sondern auch des globalen CO2-Niveaus bei.