„Enzyklika ist eine gelungene Provokation“

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„Enzyklika ist eine gelungene Provokation“

Als "gelungene Provokation" begrüßt die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch die Aussagen des Papstes zu globaler Gerechtigkeit, Umweltschutz und Klimawandel in der Enzyklika 'Laudato Si'. Der Papst eröffne eine Debatte über die globale Wegwerfkultur, die sowohl ausgeschlossene Menschen und andere Lebewesen betrifft als auch Dinge, die sich rasch in Abfall verwandeln. Dieser Debatte könne sich eine pluralistische Gesellschaft nicht entziehen, für die Menschenwürde Leitlinie des Handelns ist.

Der Papst scheut sich dabei nicht, konkret zu werden. Er setzt sich etwa dafür ein, in den kommenden Jahrzehnten fossile Energien durch erneuerbare zu ersetzen. Er setzt sich für die Kleinbauern ein, die noch heute den Großteil der Menschen ernähren. Er geißelt die Privatisierung des Wassers als Menschenrechtsverletzung. Und er kritisiert ein Wirtschaftswachstum, das in immer kürzerer Zeit immer größere Müllhalden erzeugt.

Globalisierung der Solidarität statt Globalisierung der Gleichgültigkeit

Der wohl innovativste Impuls liegt in der Verknüpfung des Rufes nach Solidarität mit den Ärmsten mit der Achtung der Grenzen des Planeten. Der Papst fordert dazu auf, die Globalisierung der Gleichgültigkeit zu überwinden und durch eine Globalisierung der Solidarität zu ersetzen. Er drängt darauf, die Klage der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.

Anders als seine jüngsten Vorgänger geht er dabei unbequemen Debatten über konkrete Schritte nicht aus dem Weg. Er ermuntert zu lokalem Engagement, zu einer Vielfalt dezentraler zukunftsfähiger Lösungen und bezieht klar Position gegen globale konsumistische Gleichförmigkeit.

Eine Generation, die vor zwei großen Herausforderungen steht

Der Papst kontrastiert "die Menschheit des post-industriellen Zeitalters, die vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben" werde mit der Hoffnung, dass die jetzige Generation "großherzig ihre schwerwiegende Verantwortung auf sich" nehme. Der Papst bringt in diesem Satz die doppelte Herausforderung für die gegenwärtige Generation auf den Punkt. Wir können die erste Generation sein, der es gelingt, die extreme Armut zu besiegen - und wir sind die letzte Generation, die einen extrem gefährlichen Klimawandel verhindern kann.

Die gewünschte kritische Debatte über die Provokation des Papstes ist allerdings ebenso nötig - etwa, wenn es um die naturrechtliche Argumentation, die Art, wie er notwendige Konsumkritik gegen ungebremste Bevölkerungsentwicklung ausspiele oder um bisweilen undifferenzierte Marktkritik geht.

Der Papst ergänzt die wissenschaftliche und ökonomische Debatte um eine spirituelle und moralische Argumentation. Auch die Evangelische Kirche hatte sich jüngst beim Kirchentag in Stuttgart mit einer entschiedenen Resolution für Klimaschutz und Kohleausstieg in ähnlicher Weise positioniert.

Wichtige Impulse für das Klimaabkommen in Paris Ende des Jahres

Zudem will der Papst im September im Umfeld der Verabschiedung der Nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals) vor der UN-Generalversammlung sprechen. Germanwatch wertet den Einsatz des Papstes für globale Gerechtigkeit und den Erhalt der Lebensgrundlagen als große Ermutigung. Franziskus kann so wichtige Impulse für eine Wende zur Nachhaltigkeit und ein erfolgreiches Klimaabkommen in Paris setzen.


Der vorliegende Beitrag basiert auf der Germanwatch-Pressemitteilung vom 18. Juni 2015