„Unsere Schwester, Mutter Erde“

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„Unsere Schwester, Mutter Erde“

Der anglikanische Erzbischof Thabo Makgoba (Kapstadt) reagierte als einer der ersten Religionsführer einer anderen Konfession auf die Enzyklika von Papst Franziskus, die zum Gespräch mit anderen Religionen und allen Menschen zur Lösung der sozialen und ökologischen Krise aufruft.

Germanwatch dokumentiert Auszüge in eigener Übersetzung.

„In Afrika und anderen Entwicklungsländern leiden wir bereits an den Folgen des Klimawandels und die von schweren Dürren oder Stürmen am stärksten getroffenen Menschen sind in unseren verwundbarsten Gemeinden.

In unserer eigenen Kirchenprovinz im südlichen Afrika wurden die Menschen in Mosambik vor kurzem von einem Hochwasser getroffen. In Namibia hat eine Dürre die Viehwirtschaft - aus der sieben von zehn Namibiern ihren Lebensunterhalt beziehen - dazu getrieben, den Notstand auszurufen. Die Regierung drängt die Bauern darauf, ihr Vieh zu verkaufen. (...)

Bei einer kürzlich stattgefundenen Konsultation von Bischöfen der verwundbarsten Länder der Welt hörten wir von Änderungen der Jahreszeiten, steigendem Meeresspiegel, der Versauerung des Meeres, erschöpften Fischgründen und Klimaflüchtlingen (...).

Ungeachtet der politischen, ökonomischen, sozialen und wissenschaftlichen Überlegungen, müssen wir uns als Menschen des Glaubens auf die moralischen und spirituellen Elemente der Krise konzentrieren. Säkulare und religiöse Belange schließen sich nicht gegenseitig aus.“

Die Werte von Würde und Gerechtigkeit stehen im Mittelpunkt bei der Antwort auf die Krise. Wie wir uns um die Umwelt kümmern ist essentiell für die Wertschätzung unserer Mitmenschen.

Dazu kommt die Frage, wie wir den Rest von Gottes Schöpfung wertschätzen und mit den Ressourcen umgehen, die Gott uns anvertraut hat. Papst Franziskus ruft die Erinnerungen daran wach, wenn er Franz von Assisi zitiert, wie er Zwiesprache mit der gesamten Schöpfung hält, sogar den Blumen predigt und sich in Ansprache zum Herrn auf unseren Planeten bezieht als 'unsere Schwester, Mutter Erde, die uns trägt und leitet...'

Insbesondere begrüße ich die Art, wie Papst Franziskus das Augenmerk hervorhebt, das vom ökumenischen Patriarch Bartholomeus auf die 'ethischen und spirituellen Wurzeln von Umweltproblemen' gelegt wurde. Das setzt voraus, dass wir 'nach Lösungen nicht nur in der Technologie suchen, sondern auch in einem Wandel der Menschheit (...)'.

Mit der Bezugnahme auf den hohen Konsumbedarf, Gier und Verschwendung in unserer Welt - was wir sowohl in entwickelten Ländern als auch Entwicklungsländern sehen - verdeutlicht die Enzyklika, dass wir uns an einfachere und gesündere Lebensstile gewöhnen müssen.“

Wenn wir als Antwort auf die gegenwärtige Krise dem Problem angemessene Maßnahmen ergreifen, könnte das nicht nur unser spirituelles Leben verbessern - egal, ob wir materiell arm oder reich sind - sondern auch viele praktische Vorteile für die Ärmsten in Entwicklungsländern einschließen.

Ich schließe mich dem Ex-Generalsekretär der UNO Kofi Annan an, wenn er führende Politiker dazu aufruft, bei den Klimaverhandlungen in Paris im Dezember dieselben moralischen und ethischen Führungsqualitäten zu zeigen.“