Zehn Kernbotschaften des IPCC-Syntheseberichts
Zehn Kernbotschaften des IPCC-Syntheseberichts
Ende Oktober 2014 hat der Weltklimarat IPCC auf seiner Plenarsitzung in Kopenhagen mit der Annahme des Syntheseberichts seinen Fünften Sachstandsbericht abgeschlossen.
Die Wissenschaft kann mit bisher nicht erreichter Sicherheit sagen, dass es vornehmlich der Mensch ist, der das Klima ändert. Und sie sendet die Botschaft aus, dass es mit wirksamen und bald ergriffenen Maßnahmen weiterhin möglich ist, die Erwärmung unter zwei Grad gegenüber vorindustriellem Niveau zu belassen. Dabei ist die gute Botschaft, dass solch ein wirksamer Klimaschutz nicht zu teuer ist: Es kostet nicht die Welt, den Planeten zu retten.
Germanwatch hat aus der Zusammenfassung für Entscheidungsträger des Syntheseberichts des IPCC zehn Kernbotschaften identifiziert, übersetzt und diese geringfügig kommentiert (dargestellt in kursiver Schrift).
I. Der neue Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC – AR5 – brachte erneut eine zunehmende Gewissheit des wissenschaftlichen Verständnisses über den menschgemachten Klimawandel. Die gegenwärtigen Treibhausgasemissionen sind menschheitsgeschichtlich die höchsten.
II. Neu sind klare Aussagen über den weitgehend linearen Zusammenhang von kumulierten CO2-Emissionen in der Atmosphäre mit deren erwarteter Erwärmung. Erstmals konnte ein verbleibendes CO2-Budget angegeben werden – dieses beläuft sich gegenwärtig (2014) auf 900 Gt CO2 –, das zusammengenommen bis zum Jahr 2100 und darüber hinaus höchstens noch ausgestoßen werden kann, wenn die menschgemachte Erwärmung unter 2 °C gegenüber vorindustriellem Niveau bleiben soll.
Bei Fortsetzung der heutigen Emissionen wäre dieses Budget in weniger als 30 Jahren aufgebraucht.
III. Anpassung und Emissionsminderung sind im Klimaschutz komplementäre Strategien, um die Risiken der Klimaänderung zu reduzieren und zu bewältigen.
IV. Kooperative Antworten auf die menschengemachte Klimaänderung sind nötig. Wirksame Emissionsminderung kann nicht erreicht werden, wenn nur einzelne Akteure ihre eigenen Interessen einzeln verfolgen.
V. Ohne weitere Emissionsminderungen wird die Klimaänderung bis Ende des 21. Jahrhunderts weltweit zu hohen bis sehr hohen Risiken mit ernsten, weitverbreiteten und unumkehrbaren Auswirkungen führen. Fünf „Gründe zur Beunruhigung“ fassen Klimarisiken zusammen und illustrieren die Auswirkungen der Erwärmung sowie Grenzen der Anpassung von Menschen, von Wirtschaft und von Ökosystemen quer durch Sektoren und Regionen. Die fünf „Gründe zur Beunruhigung“ sind: (1) Einmalige und bedrohte Systeme, (2) Extremwetterereignisse, (3) die Verteilung der Auswirkungen1, (4) weltweit aggregierte Auswirkungen2, (5) großskalige Einzelereignisse.
VI. Der IPCC zieht den Schluss, dass zur Stabilisierung der Treibhausgaskonzentration bei etwa 450 ppm CO2-Äquivalenten die Emissionen weltweit bis zur Mitte des Jahrhunderts halbiert werden und bis 2100 gegen Null oder sogar ins Negative gehen müssen.
Antworten auf letzteres, d. h. wie eine Netto-Entnahme von Treibhausgasen aus der Atmosphäre erfolgen kann, bietet der IPCC jedoch in AR5 nicht.
Es ist in erster Linie der Stromsektor gefordert, entsprechende Reduktionen zu erbringen – bis zur Mitte des Jahrhunderts sollen dort die Emissionen um 90 Prozent gegen 2010 zurückgehen. Was praktisch einen Ausstieg aus der Kohlenutzung bedeutet, sofern CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) nicht zur Anwendung kommt. Da nach 2013 erschienene Publikationen nicht mehr im Bericht berücksichtigt wurden, konnte dieser nicht mehr die letzten Fortschritte bei der Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit der Erneuerbaren Energien abbilden.
VII. Trotz der für das Zwei-Grad-Limit notwendigen Emissionsreduktion kostet die Rettung des Planeten nicht die Welt: Durchschnittliche Wachstumseinbußen von 0,06 % pro Jahr bei einem erwarteten Wirtschaftswachstum von 1,6 bis 3 % pro Jahr würden laut IPCC aus Klimaschutz resultieren. Jetzt weitere Emissionsminderung zu verschieben, steigert mittel- und langfristig die Kosten der Emissionsminderung. Allerdings wird vom IPCC der wirtschaftliche Nutzen von Klimaschutz in den Modellen nicht berechnet.
VIII. Viele Optionen für Anpassung und Emissionsminderung helfen beim Klimaschutz, aber es gibt nicht die eine Option, die für sich genommen ausreicht.
IX. Substantielle Emissionsminderungen würden große Änderungen der Investitionsmuster bedeuten.
X. Unter den Folgen des CO2-Ausstoßes problematisiert der Weltklimarat die Versauerung der Meere mit den damit verbundenen bedrohlichen Auswirkungen so stark wie vorher noch nie.
1 Die Auswirkungen des Klimawandels sind weltweit ungleich verteilt.
2 Hiermit sind etwa Risiken für die Biodiversität oder für die globale Ökonomie gemeint.
Quelle: http://www.ipcc.ch/pdf/assessmentreport/ar5/syr/SYR_AR5_SPM.pdf