Petersberger Klimadialog muss zeigen: Rückzug der USA vom Klimaschutz ist verkraftbar

Als Gastgeber des Klimadialogs morgen und Mittwoch sollten Deutschland und Brasilien gemeinsam mit etwa 70 Staaten Akzente setzen, um deutlich zu zeigen, dass sie den internationalen Klimaschutz trotz des Ausfalls der USA vehement und strategisch vorantreiben

Berlin (24. März 2025). Der morgen beginnende Petersberger Klimadialog steht in diesem Jahr unter besonders großem Erwartungsdruck: Er soll nach dem Ausfall der USA ein starkes Signal für wirkungsvollen Klimaschutz senden. Dazu gehört als wichtiger Teil, dass vor der kommenden Weltklimakonferenz in Brasilien (COP 30) die Weichen für die Einreichung verbesserter Klimaziele der Staaten gestellt werden. Christoph Bals, Politik-Vorstand der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch, betont: “Die beiden Gastgeber des Dialogs - Deutschland und die neue COP-Präsidentschaft Brasilien - können wirkungsvolle Akzente dazu setzen, wie der internationale Klimaschutz dieses Jahr vorangebracht werden kann. Wichtig sind Vorschläge dafür, wie auch ergänzend zu multilateralen Konsensprozessen kraftvolle Initativen gestartet werden können: für beschleunigten, ernsthaften Klimaschutz orientiert an den Zielen des Pariser Abkommens und der Klimawissenschaft - unbeirrt von Irrläufern wie den USA, die wieder stärker in fossile Energien investieren wollen.”

Petter Lydén, Bereichsleiter für Internationale Klimapolitik bei Germanwatch, ergänzt: „Der Dialog muss dazu beitragen, den Druck auf die Länder zu erhöhen, damit sie noch vor Ablauf der neuen Frist im September ehrgeizige Ziele für 2035 festlegen, die die Klimaziele des Pariser Abkommens erreichbar machen. Zudem müssen die neuen Klimaziele die Beschlüsse der Klimakonferenz 2023 widerspiegeln, also die Abkehr von allen fossilen Brennstoffen.”

Nach US-Rückzug mehr Verantwortung bei Europäern

Das ernüchternde Ergebnis der jüngsten COP zur Klimafinanzierung muss so schnell wie möglich korrigiert werden - nun in einer noch herausfordernderen geopolitischen Lage. “Der Klimadialog muss einen Beitrag zur Antwort auf die Frage leisten, wie die Klimafinanzierung für Entwicklungsländer schnell und signifikant steigen kann. Das große Ziel sind 1,3 Billionen Dollar pro Jahr. Eine Chance bieten dabei die laufenden Debatten um neue Abgaben auf Emissionen aus Schiff- und Luftfahrt und die Frage, wie Schulden in Klimaschutzmaßnahmen umgewandelt werden können", sagt David Ryfisch, Bereichsleiter für zukunftsfähige Finanzflüsse. Die Verhandler der parallel laufenden Koalitionsverhandlungen sollten den Petersberger Klimadialog zum Anlass nehmen, um die Bedeutung Deutschlands in der internationalen Klimapolitik hervorzuheben. "Das Soft Power-Vakuum, das die USA mit dem Ausstieg aus dem Pariser Abkommen und dem Aussetzen von USAID-Zahlungen hinterlassen hat, sollte Deutschland gemeinsam mit europäischen Partnern so schnell wie möglich füllen. Dazu gehört, dass die kommende Bundesregierung die Zusage, mindestens sechs Milliarden Euro an Haushaltsmitteln für die Klimafinanzierung in diesem Jahr bereitzustellen, bestätigt", ergänzt Ryfisch.

Angesichts zunehmender Extremwetterereignisse darf die Diskussion über den Umgang mit den Folgen der Klimakrise beim Klimadialog nicht vernachlässigt werden. „Eine wirksame Anpassung und der Umgang mit Verlusten und Schäden retten Menschenleben und stabilisieren ganze Regionen“, so Laura Schäfer, Bereichsleiterin für Internationale Klimapolitik bei Germanwatch. “Deutschland und andere wohlhabende Länder tragen eine Verantwortung dafür, besonders verwundbare Länder gezielt beim Umgang mit den Klimawandelfolgen zu unterstützen. Mit dieser Unterstützung tragen sie auch zur menschlichen Sicherheit und wirtschaftlichen Stabilität in ihren eigenen Ländern bei. Auf der kommenden COP muss die Finanzierung von Verlusten und Schäden langfristig gesichert werden. Zudem müssen klare Indikatoren für das globale Anpassungsziel verabschiedet und die nationale Klimaanpassungsplanung gestärkt werden. Der Petersberger Klimadialog bietet die Chance, die Weichen dafür zu stellen.“