Europäische Geschäftsreisende fordern deutsche Schieneninvestitionen
In einem offen Brief setzen europäische Geschäftsreisende einen Impuls für die Prioritäten in den Wahlprogrammen: Unternehmensverbände mit über 5.000 Mitgliedern sowie große und kleine Einzelunternehmen, darunter der DAX-Konzern SAP und der IKEA-Holding Ingka wenden sich an die Verkehrs- und Haushaltspolitiker:innen der demokratischen Parteien. Die aktuelle und zukünftige Bundesregierung müsse die Voraussetzungen für einen planungssicheren Ausbau, die Modernisierung und Sanierung des Schienennetzes schaffen. Im Brief heißt es:
„Wir als Geschäftsreisende wollen unsere Klimabilanz verbessern. Wir sind bereit, mit der Bahn statt mit dem Flugzeug zu reisen, denn die Bahn ist bei nationalen Verbindungen 7,7 mal klimafreundlicher als der Flugverkehr. Doch Planbarkeit und Zuverlässigkeit sind für Geschäftsreisende entscheidend und im Jahr der UEFA-Europameisterschaft 2024 waren bisher weniger als zwei Drittel der Fernzüge der Deutschen Bahn pünktlich.“
Die Unternehmen und Verbände fordern für den Bundeshaushalt 2025 ausreichende Mittel für die Modernisierung, Digitalisierung und den Ausbau des Schienennetzes. Außerdem muss die Finanzierung der Schiene durch die Einführung eines überjährigen, rollierenden Schienenfonds vereinfacht und langfristig abgesichert werden. So soll sichergestellt werden, dass die Schienenmaut deutlich gesenkt und nicht erhöht wird.
„Es steht oft zu viel auf dem Spiel, als dass man sich auf ein hohes Maß an Unsicherheit einlassen könnte“, sagt Hugo Houppermans, Direktor der niederländischen Geschäftsreisekoalition Anders Reizen, das 70 internationale Unternehmen verbindet. „Viele der Organisationen in unserer Koalition geben dem Zug den Vorzug vor dem Flugzeug. Vor allem die Züge von Amsterdam nach London und Paris sind in der Regel ausgebucht. Aber die Bereitschaft, Züge nach und durch Deutschland zu benutzen, ist wegen der Unzuverlässigkeit zurückgegangen. Das schadet dem Klima und der Wirtschaft. Wir brauchen ein leistungsfähiges deutsches Schienennetz und eine stärkere europäische Koordinierung der Schieneninfrastruktur und der grenzüberschreitenden Züge.“
Jacob Rohm, Referent für klimaneutrale Mobilität bei Germanwatch, ergänzt: „Der deutsche Investitionsstau im Schienennetz bremst europäische Geschäftsreisende und ihren Umstieg auf die klimafreundliche Schiene aus. Gerade die aktuelle Hängepartie nach dem Ende der Bundesregierung zeigt, wie wichtig es ist, diesen Stau mit planungssicheren und effizienten Finanzierungsflüssen durch einen gut ausgestatteten Schieneninfrastrukturfonds aufzulösen. Das ist eine zentrale Aufgabe für diese und die nächste Bundesregierung. Kurzfristig muss die Generalsanierung auch für 2025 abgesichert werden.“
Der Brief wurde unterzeichnet von Verbänden, Unternehmen und Organisationen aus unterschiedlichen EU-Mitgliedstaaten, die zum Großteil auch auf EU-Ebene agieren. Koordiniert wurde der Brief von Transport & Environment, Germanwatch und dem Verkehrsclub Deutschland e. V.