Pressemitteilung | 26.09.2024

Chancen der neuen Nachhaltigkeitsberichterstattung nutzen

CSRD in Bundestag und Bundesrat: Germanwatch fordert faktenbasierte und konstruktive Debatte über neue Berichtspflichten für Unternehmen und das Sichtbarmachen bereits erzielter Wirkungen
Pressemitteilung

Berlin (26. Sept. 2024). Vor der heutigen Bundestagsanhörung und der morgigen Bundesratssitzung zur Neuregelung der Nachhaltigkeitsberichterstattung für Unternehmen (Corporate Sustainability Reporting Directive, CSRD) fordert die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch die politischen Entscheidungsträger:innen zu einer faktenbasierten und konstruktiven Debatte darüber auf. Aktuell befindet sich der Regierungsentwurf zur Umsetzung der EU-Richtlinie CSRD in deutsches Recht im parlamentarischen Verfahren. In Zukunft werden schätzungsweise rund 13.000 deutsche Unternehmen entsprechend der Richtlinie Nachhaltigkeitsberichte veröffentlichen.

„Die politische Debatte um die Umsetzung der europäischen Neuregelung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) für Unternehmen in Deutschland ist in Teilen besorgniserregend. Die Einführung der neuen Regelungen führt nicht zu einem Übermaß an Bürokratie. Im Gegenteil: Die neuen Regelungen werden dazu beitragen und haben schon dazu beigetragen, dass die sozial-ökologische Transformation an Fahrt gewinnt“, sagt Silvie Kreibiehl, Vorstandsvorsitzende von Germanwatch. „Die von der Bundesregierung verschleppte Umsetzung und die wenig bestärkende Debatte um die CSRD sorgt für Unsicherheit und Frust bei der Anwendung der CSRD-Richtlinie. Daher sollte die Bundesregierung das Gesetz nun schnell auf den Weg bringen“, so Kreibiehl weiter.

Das neue Prinzip der doppelten Wesentlichkeit sorgt schon jetzt zu einer viel engeren Verzahnung von Nachhaltigkeits- und Controllingteams in Unternehmen und damit auch zu vorausschauenderen und besseren Investitionsentscheidungen. Es geht darum, dass sowohl die Auswirkungen von Umwelt- und Sozialfaktoren auf das Unternehmen als auch die Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft als wesentlich berücksichtigt werden müssen.

Kreibiehl: „Investoren werden in Zukunft durch die vereinheitlichten Nachhaltigkeitsberichte einen vergleichbaren Überblick erhalten, wie Geschäfte die Umwelt, das Klima, den Artenschutz oder Menschen in der Umgebung beeinflussen. Somit werden die neuen Regeln sowohl in den Unternehmen als auch im Finanzsektor für einen großen Schub sorgen und die Finanzierung der Transformation erleichtern. Richtig ist, dass die Umsetzung der neuen Regeln Geld kostet. Richtig ist aber auch, dass es sich dabei um eine gute Investition in die Zukunft handelt. Zudem ist unstrittig, dass sich die Kosten für die Unternehmen nach den ersten Anwendungsjahren stark reduzieren werden. Eine Transformation unter enormem Zeitdruck ist anstrengend – die Folgen von „Business-as-Usual“ aber wären fatal.“

Silvie Kreibiehl weiter: „Unser großer Respekt gilt den Menschen, die in den Unternehmen mit viel Engagement und Energie die Nachhaltigkeitsberichterstattung auf ein neues Level heben und gehoben haben. Von ihnen hören wir aktuell viele inspirierende Einblicke in bereits veränderte Denkweisen in Unternehmen. Es ist schade, dass die öffentliche und vor allem auch politische Debatte dies wenig reflektiert. Politik in Zeiten großer Veränderung muss Mut machen, positive Wirkungen sichtbar machen und mit einer neuen Fehlerkultur Anfangsfehler korrigieren anstatt schwarz zu malen.“

Berichterstattung wird Risiken früher erkennbar machen

David Ryfisch, Bereichsleiter für Zukunftsfähige Finanzflüsse bei Germanwatch, ergänzt: „Die in den Unternehmen neu aufgebauten Strukturen können sich positiv auf die Resilienz sowie die Standort- und Kundenattraktivität der Unternehmen in Deutschland und Europa auswirken. Im Sinne von „Man kann nur gut managen, was man auch misst“, werden  Unternehmen ihre Geschäftsmodelle vor dem Hintergrund von Transitions- und weiteren Risiken viel effizienter anpassen und notwendige Transformationsfinanzierung erhalten können.“

Erst diese Woche hat Paul Polman, Wirtschaftsexperte und ehemaliger CEO von Unilever, auf der Climate Week in New York hervorgehoben, wie die CSRD bereits jetzt Zehntausende von Unternehmen in den USA dazu veranlasst, sich tiefergehend mit dem Klimawandel und den damit verbundenen Risiken zu befassen. „Die CSRD entfaltet bereits über die EU hinaus eine positive Wirkung. Die frühzeitige Erhebung von Nachhaltigkeitsdaten ist zunehmend ein internationaler Wettbewerbsvorteil. Die politischen Entscheidungsträger sollten sich für einen Schulterschluss von Politik, Unternehmen und Wirtschaftsprüfern einsetzen, um die Herausforderung, Unsicherheiten und Komplexität der ersten Berichtsjahre gemeinsam zu bewältigen“, so Christoph Hoffmann, Referent für klimakompatible Finanzflüsse bei Germanwatch.