Meldung | 14.06.2024

Die Zivilgesellschaft verliert einen verlässlichen Brückenbauer

Nachruf auf Klaus Töpfer (29. Juli 1938–8. Juni 2024)
Klaus Töpfer

Klaus Töpfer auf der Germanwatch-Herbstklausur 2019, mit Silvie Kreibiehl (Vorstandsvorsitz), Klaus Milke (Ehrenvorsitz) und Christoph Bals (politischer Geschäftsführer) (links nach rechts).

Die Zivilgesellschaft der Welt hat mit dem Tod von Klaus Töpfer einen verlässlichen und wertschätzenden Brückenbauer und Fürsprecher verloren, die Welt einen überaus prägenden und charismatischen Politiker und eine Persönlichkeit, die uns Vorbild bleiben sollte.

Auf allen Ebenen wird Klaus Töpfer uns fehlen. Sein so innovatives Nachdenken und Handeln hat auf lokaler, regionaler, nationaler und internationaler Ebene überaus viel bewirkt. Faszinierend bei den vielfältigen Stationen der Zusammenarbeit war für uns immer wieder das Zusammenspiel von intensivem Zuhören und prägnanten Vorschlägen, von der Bekämpfung der Armut, dem Schutz der ökologischen Lebensgrundlagen und der Einbettung von Marktansätzen in ein klares ordnungspolitisches Konzept. 

Sein politisches Wirken und seine politischen Ämter werden an vielen Stellen ausführlich gewürdigt. Gleichzeitig war er immer daran interessiert, mit der Zivilgesellschaft intensiv im Austausch zu stehen und sie auch in zentrale Prozesse als Partner einzubeziehen. So insbesondere bei den internationalen Klimaverhandlungen oder auch in der Ethikkommission. 

Seine Überzeugung, dass ohne aktive und kritische Zivilgesellschaft nicht die notwendigen Veränderungen möglich sind, unterstreicht auch seine Ehrenmitgliedschaft ab 1996 bei Germanwatch sowie seine Bereitschaft, im Beirat der Stiftung Zukunftsfähigkeit seit 1998 und ab 2005 Schirmherr von atmosfair zu sein.

Ein noch ganzheitlicherer Blick wurde ihm in Nairobi als Chef des UN-Umweltprogrammes für den Kontext Entwicklung und Umwelt möglich. Dies hat er nachher immer wieder herausgestellt. Und mit seiner Stiftung für Umwelt gegen Armut, heute „Klaus-Töpfer-Stiftung“, hat er genau diesen Gedanken deutlich machen wollen. Internationale Zusammenarbeit und Solidarität mit den Schwachen waren für ihn selbstverständlich.

Junge Menschen zu verstehen und zu erreichen war ihm dabei stets ein zentrales Anliegen. Als überzeugter Christ mahnte er immer wieder an, dass die katholische Amtskirche, aber auch seine Partei die Botschaften der Nachhaltigkeits-Enzyklika „Laudato Si!“ sehr viel ernster nehme.

Letztes Jahr hat er sich im Ovid´schen Sinne wie folgt geäußert „Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns in ihnen.“ Und ergänzt: „Das allein reicht aber wohl nicht. Im Anthropozän wird es zwingend, dass der Mensch die Zukunft gestaltet. Politik darf nicht zur Kunst werden, die das Mögliche macht, sondern zur Kunst, die das Notwendige möglich macht.“

Wir sind dankbar für sein Wirken, seine Freundschaft, sein Vertrauen in uns und werden uns wie viele Organisationen der Zivilgesellschaft weiter dafür einsetzen, unsere gemeinsamen Ziele zu verwirklichen.

Klaus Milke
Vorsitzender, Stiftung Zukunftsfähigkeit

Silvie Kreibiel
Vorstandsvorsitzende, Germanwatch

Christoph Bals
Politischer Geschäftsführer, Germanwatch

Dietrich Brockhagen
Gesellschafter und Geschäftsführer, atmosfair gGmbH


Von der Gemeinschaftsveranstaltung am 7. November 2023 zum 85. Geburtstag von Klaus Töpfer gibt es einen Mitschnitt. In den letzten 30 Minuten ist Klaus Töpfer noch einmal eindrucksvoll zu erleben.