(Wie) Können zeitvariable Netzentgelte zu einem gerechteren Strompreis beitragen?
Zeitvariable Netzentgelte könnten die Stromversorgung in Zukunft flexibler machen.
Unsplash / Fré Sonneveld
Stromnetzentgelte werden in Deutschland über den Tag und Jahresverlauf in einheitlicher Höhe erhoben, unabhängig von der Auslastung des Netzes zu bestimmten Tageszeiten. Um einen flexibleren Verbrauch und somit netzdienliches Verhalten bei Verbraucher:innen anzureizen, wird aktuell diskutiert, zeitvariable Netzentgelte einzuführen. In einem solchen System werden die Netzentgelte zu unterschiedlichen Tageszeiten bzw. im Jahresverlauf in unterschiedlicher Höhe erhoben.
Ein ausreichendes Angebot von Flexibilität im Stromnetz, z. B. durch zeitvariable Netzentgelte, ist ein entscheidender Baustein der Energiewende. Gleichzeitig sind Netzentgelte ein hoher und steigender Kostenfaktor der Stromrechnung, vor allem von Privathaushalten. Sowohl die notwendige Reform der Netzentgeltsystematik als auch die dafür nötige fortschreitende Digitalisierung des Netzes bringen neben technischen somit auch soziale Herausforderungen mit sich, die in einem Reformprozess beachtet werden müssen.
Mit ca. 20 Akteur:innen aus verschiedenen Stakeholdergruppen – Übertragunsgnetzbetreiber, Erneuerbare-Energien-Verbände, Bürgerenergiegesellschaften, Energieversorger, Sozialverbände, Gewerkschaften, Wissenschaft sowie Umweltverbände – wurden im Rahmen des Workshops die folgenden Fragen diskutiert:
- Welche Möglichkeiten der Umsetzung von zeitvariablen Netzentgelten gibt es und was sind ihre Vor- bzw. Nachteile?
- Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich für die gesellschaftliche Akzeptanz der Energiewende durch zeitvariable Netzentgelte?
- Wie kann gesellschaftliche Beteiligung am Reformprozess der Netzentgelte sichergestellt werden?
- Wie können zeitvariable Netzentgelte sozial gerecht ausgestaltet werden?
- Wie kann die Relevanz von Netzentgelten besser in die Gesellschaft kommuniziert werden?
Eine ausführliche Ergebnisdokumentation einschließlich einer Zusammenfassung der Inputs kann im Downloadbereich (oben) heruntergeladen werden. Die Kernergebnisse des Workshops lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Die Netzentgeltsystematik ist sehr komplex – für sozialen Ausgleich braucht es eine umfangreiche Reform, die über zeitvariable Netzentgelte hinausgeht.
- Soziale Aspekte werden in Diskussionen nicht immer ausreichend abgebildet, es bestehen Wissenslücken, wie eine soziale Preisgestaltung aussehen kann.
- Flexibilität hat keine Lobby, weil sich damit bisher kaum Geld verdienen lässt.
- Zeitvariable Netzentgelte und dynamische Strompreise müssen gut vereinbart werden.
- Transparente und proaktive Kommunikation über Entwicklung und Veränderungen der Netzentgelte ist entscheidend, auch im Zusammenspiel mit dem Strompreis und weiteren Wechselwirkungen im Energiesystem.
Bei Rückfragen oder Interesse an den Arbeitsblättern aus dem Workshop können Sie sich gerne an Tessa-Sophie Schrader (schrader@germanwatch.org) wenden.