Germanwatch-Rechenschaftsbericht des Vorstands 2021-2022
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat noch während der ersten hundert Tage der neuen Bundesregierung die Rahmensetzung für die gerade im Koalitionsvertrag beschlossene Politik grundlegend verändert. Die neue Situation legt einerseits die Bruchlinien offen und wirft andererseits grelles Licht auf die fundamentalen geopolitischen Verschiebungen, die sich auch unabhängig von dem Krieg global abzeichnen. Wie vor dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, als sich die Spannungen zwischen der alten Weltmacht England und dem ihr den Platz streitig machenden Deutschland aufbauten, wächst nun die Polarisierung zwischen den USA und China. China hat den Klimadialog mit den USA ausgesetzt. Die G20-Klimaverhandlungen in Indonesien sind einstweilen gescheitert. Aber nicht „nur“ im Klimabereich sehen wir das Ringen um grundlegende Weichenstellungen. Während 1990 einige noch das Ende der Geschichte ausriefen, weil sie Marktwirtschaft und Demokratie vor dem endgültigen Sieg im Systemwettbewerb sahen, wird nun von den einen das kapitalistische Wirtschaftssystem, von den anderen die demokratische Gesellschaftsform in Frage gestellt. Rechtspopulistische oder faschistische Regierungen werden auch in Europa gewählt.
Germanwatch hat in den vergangenen Jahren den Kompass seiner Aktivitäten angesichts der sich veränderten Weltlage klar ausgerichtet. Deutschland – für sich genommen – kann in dieser Gemengelage nur eine begrenzte Rolle spielen. Wichtig ist eine nach innen und außen handlungsfähige EU. Und zwar eine EU, die entschieden auf ein Wirtschafts- und Wohlstandsmodell zusteuert, das nicht länger systematisch die ökologischen Lebensgrundlagen und die Menschenrechte global unterminiert, sondern die stattdessen global Partnerschaften auf Augenhöhe für dieses neue Wohlstandsmodell entwickelt und die kollektive Sicherheit orientiert an Menschenrechten und Völkerrecht vorantreibt. Wir als Germanwatch haben hierzu unsere Debatte um die Suchbegriffe „Neuer Gesellschaftsvertrag“ und „Just Transition“ gruppiert. Das Pariser Klimaabkommen, die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen und die gesamten (zivilen, politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen) Menschenrechte sind dafür internationale Leitschnur. Den European Green Deal mit seinen Klima-, Biodiversitäts- und Kreislaufwirtschaftszielen und das derzeit in Vorbereitung befindliche Europäische Lieferkettengesetz betrachten wir als erste Indikatoren dafür, dass sich Europa auf den Weg eines solchen neuen Gesellschaftsvertrages gemacht hat.
An all diesen Weichenstellungen arbeiten derzeit die Germanwatch-Teams intensiv und versuchen dabei, eine möglichst konstruktive Richtung einzuschlagen. Zugleich müssen wir stetig prüfen: Wo können wir uns angesichts begrenzter Ressourcen am wirkungsvollsten einsetzen? Welche Möglichkeiten für Kooperationen und Projekte ergeben sich, bei denen wir wirklich einen Unterschied machen können? Die aktuelle Situation in Deutschland zeigt, wie wichtig die enge Verknüpfung der sozialen mit den ökologischen Themen ist. Dies ist ein Teil der DNA von Germanwatch, zumindest auf internationaler Ebene. Letzteres ermöglicht uns aber besser als vielen Umweltverbänden das Eindenken, Mitdenken und Anknüpfen an die sozialen Debatten in Deutschland und Europa. Gleichwohl erkennen auch wir, dass gerade in diesem Bereich neue Allianzen nötig sind.
Soweit einige Highlights, denen wir in den nächsten Monaten weitere hinzufügen wollen. Wir laden Sie ein, sich hierzu und zu vielen weiteren Erfolgen und Stationen unserer Arbeit seit dem Herbst 2021 im vorliegenden Bericht eingehender zu informieren und von der engagierten Arbeit unserer Teams in einem wirklich herausfordernden Arbeitsumfeld zu überzeugen. Wir bedanken uns daher aus ganzem Herzen bei unserer Mitarbeiterschaft und hoffen, dass auch Sie stolz auf die Ergebnisse der durch ihre Mitgliedschaft, ihre Spenden oder anderweitige Unterstützung erreichten Erfolge sind.
Mehr im ausführlichen Rechenschaftsbericht 2021/2022. Der Bericht gibt einen Überblick über die Aktivitäten von Germanwatch im Zeitraum September 2021 bis August 2022 und bietet eine transparente Übersicht unserer Finanzen im Jahr 2021:
INHALTSÜBERSICHT
A Politische Rahmenbedingungen
B Die Basis unserer Arbeit
C Unsere Arbeit
Deutsche und Europäische Klimapolitik
- Die deutsche Klimapolitik auf den 1,5C°-Pfad bringe, zu Hause und in Klimapartnerschaften mit anderen Ländern
- Den Europäischen Green Deal und das Fit-for-55-Klimapaket der EU zum Erfolg für Klimaschutz, sozialen
Ausgleich und den Zusammenhalt in Europa führen - Stolpersteine für die Beschleunigung der Energiewende aus dem Weg räumen.
- Eine die Nachhaltigkeitsziele unterstützende Digitalisierung in Einklang mit Klimazielen und
Menschenrechten - Ausblick
Welternährung, Landnutzung und Handel
- Deutsche und EU-Agrarpolitik nachhaltig gestalten
- Tierhaltung nachhaltig reformieren
- Handelspolitik und Lieferketten nachhaltig gestalten
- Ausblick
Unternehmensverantwortung
- Europaweit unternehmerische Sorgfaltspflichten verbindlich festschreiben
- Deutsches Lieferkettengesetz wirksam umsetzen
- Rechteinhaber:innen stärken
- Rohstoffwende voranbringen
- Ausblick
Internationale Klimapolitik
- Bedarfsorientierte Anpassung und angemessenen Umgang mit Schäden und Verlusten im Sinne der
Verletzlichsten voranbringen und Maßnahmen geschlechtersensitiv und menschenrechtsbasiert umsetzen.. - Sozial-ökologische, menschenrechtsbasierte und gerechte Transformation, orientiert am 1,5 °C-Limit und an Treibhausgasneutralität, vorantreiben
- Finanzflüsse kompatibel mit einer Transformation zur emissionsarmen und resilienten Wirtschaft und
Gesellschaft sowie einer menschenrechtsbasierten Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele gestalten - Substanzielle Erhöhung der vorhersehbaren Klimafinanzierung über 100 Milliarden USD hinaus bis 2025, um
den Bedürfnissen der Verletzlichsten gerecht zu werden - Wirksame, transformative und menschenrechtsbasierte (Multi-Akteurs-)Partnerschaften initiieren, um
Herausforderungen der Klimakrise zu begegnen - Ausblick
Bildung für nachhaltige Entwicklung
- Psychologie in der Transformation etablieren
- Mit Bildung und transformativem Engagement gesellschaftliche Strukturen verändern
- Handwerkszeug für Zukunftshandeln vermitteln
- Den Handabdruck vergrößern
- Transformative Bildung für Nachhaltige Entwicklung weiterentwickeln
- Ausblick
Pressearbeit
- Ausblick
Öffentlichkeitsarbeit
- Unsere Kampagnen - kommunikative Hebel für politische Wirksamkeit
- Rückenwind für die Klimaklage gegen RWE
- Von Gipfel zu Gipfel: COP26 und G7-Präsidentschaft
D Germanwatch in Netzwerken und Kooperationen
E Finanzbericht – Kalenderjahr 2021
Publikationsdatum | |
---|---|
Seitenanzahl | 72 |
Publikationstyp | Rechenschaftsbericht, Über Germanwatch
|
Bestellnummer | 22-9-01 |
Schutzgebühr | 8.00 EUR |